Grippeimpfung sinnvoll oder nicht? Darauf kommt es an
Eine Grippeimpfung soll zuverlässigen Schutz vor Influenza-Viren bieten. Wann sie besonders sinnvoll ist und warum man trotz Grippeschutzimpfung trotzdem erkranken kann; alle Infos hier.

Ist eine Grippeimpfung sinnvoll oder nicht? Darüber streiten nicht nur Impfgegner aktuell. Auch in der Medizin gibt es bezüglich der Grippeschutzimpfung geteilte Meinungen. Dabei ist dieses Thema zu Zeiten der Corona-Pandemie aktueller denn je. Denn: Einige Mediziner warnen davor: Sich in Zeiten von Corona nicht gegen Grippe impfen zu lassen, wäre „fahrlässig“. Schließlich sei eine Erkrankung mit Corona und Influenza-Viren zeitgleich mehr als gefährlich. Aber: Stimmt das überhaupt?
Grippeimpfung sinnvoll? Diese Risikogruppen sollten sich impfen lassen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt generell Personen die:
- über 60 Jahre alt sind
- chronische Erkrankungen haben
- schwanger sind
- Personen mit vielen Kontakt zu anderen Menschen
… oder zum medizinischen Personal gehören, sich einmal im Jahr vor Beginn der Grippe-Saison einer Grippeschutzimpfung zu unterziehen.
Ist es sinnvoll sich jedes Jahr wieder gegen Influenzaviren impfen zu lassen?
Da sich die Grippeviren sehr schnell verändern, wird empfohlen, sich jedes Jahr zu Beginn der Grippe-Saison gen Herbst erneut impfen zu lassen, da der Wirkstoff immer wieder auf die neuen Anforderungen angepasst wird.
Der Vorteil: Je mehr Personen geimpft sind, desto weniger kann sich die Influenza verbreiten. So sind auch Personen geschützt, die keine Grippeimpfung bekommen haben.
Grippeimpfung 2020: Wegen Corona weniger sinnvoll als sonst?
Normalerweise sollten sich in der Regel nur Personen impfen lassen, die zur oben genannten Risiko-Gruppe gehören. Allerdings: Seit der Corona-Pandemie gibt es verschiedene Empfehlungen.
Wegen Corona: Grippeschutzimpfung bei Kindern empfehlenswert?
So raten Kinderärzte dazu, den Nachwuchs zur typischen Grippezeit vorsorglich impfen zu lassen, da es so einfacher wird, die Grippe und eine Corona-Infektion zu unterscheiden. Sind mehrere Kinder geimpft und können keine Grippe bekommen, ist es wahrscheinlicher bei auftretenden Symptomen, dass es sich um eine Corona-Infektion handelt. Vor allem im Schulbetrieb, wo die Kinder und Jugendlichen derzeit im Kohorten-System unterrichtet werden, ist ein frühes Erkennen von Symptomen einer COVID-19-Infektion enorm wichtig.
Dies gilt natürlich auch bei älteren Patienten, die sich jedoch in der Regel weniger in großen Räumen mit vielen Menschen aufhalten, wie es vornehmlich im Schulbetrieb bei Kindern der Fall ist. Es gibt zwei Gründe, warum eine Influenza-Impfung zudem für Erwachsene außerhalb der Risikogruppe vielleicht gar keinen Sinn macht.
- Die Impfstoffreserven in Deutschland werden knapp, sodass bereits in der Politik darüber nachgedacht wird, bei der Impfstoffverteilung nach Gruppen (wie z.B. Lehrer) zu priorisieren.
- Die Grippewelle könnte dank Corona gar nicht so stark ausfallen, da aufgrund von Mundschutz und verschärften Hygiene-Maßnahmen weltweit sich weniger Menschen mit der Influenza-Grippe infizieren.
Erkältung nach Grippeimpfung: War die Schutzimpfung überhaupt erfolgreich?
Viele Personen klagen nach einer Grippeimpfung darüber, dass die Symptome nach der Impfung den einer Erkältung gleichen oder gar noch schlimmer, einer echten Grippe. Begleiterscheinungen wie Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen sollten allerdings nach einigen Tagen wieder abklingen. Ist dies nicht der Fall, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Grippesymptome als Folge einer Schutzimpfung bedeutet allerdings nicht, dass der Körper nicht ausreichend geschützt ist. Wenn der Körper eine Impfreaktion aufweist, zeigt er somit, dass er auf den Impfstoff reagiert und bereits Antikörper bildet. Personen, die jedoch immer wieder sehr starke Impfreaktionen aufweisen, können auch die Impfstoffdosis reduzieren. Ein reduzierter Impfstoff wird zum Beispiel auch bei Kindern verabreicht.
Halbe Impfstoffdosis bei Grippeschutzimpfung: Bin ich trotzdem geschützt?
Die Wirkstoffe der Grippeimpfung versuchen möglichst viele bekannte Virenstämme abzudecken. So kam es im vergangenen Jahr zu einem „Dreifach-Impfstoff“, aktuell wird über einen „Vierfach-Impfstoff“ nachgedacht. Aber auch die Verabreichung einer halben Dosis kann genau denselben sicheren Effekt erzielen als Vorsorge bei einer echten Grippe. Studien fanden nämlich heraus, dass bei einem Impfstoff, der direkt in die Haut gespritzt wird, bereits eine halbe Dosis ausreiche, so berichtet die „Ärztezeitung“ über eine amerikanische Untersuchung.
Grundimmunisierung: Macht eine Grippeimpfung nach einer Influenza überhaupt Sinn?
Eine echte Grippe ist weitaus gefährlicher als eine leichte Erkältung – und bringt leider auch schwerwiegendere Symptome mit sich. Wer also bereits einmal an einer Grippe mit Influenza-Viren erkrankt ist, wird sich gut an den Zeitpunkt erinnern. Natürlich bildet der Körper infolge der Infektion auch Antikörper, die zukünftig vor den Erregern schützen sollen. Eine Grundimmunität ist also auch bei einer Influenza gegeben. Sie kann sogar bis zu vier Jahren andauern.
Jedoch: Da sich die Grippeviren sehr rasch verändern, geht eine Grundimmunisierung selten über ein paar Monate hinaus. Der veränderte Erreger hat schon nach kurzer Zeit wieder die Chance, sich im Körper einzunisten. Daher: Wer sich gegen Influenza impfen möchte, sollte dies in aller Regelmäßigkeit zu Beginn der Saison tun.
Eine Grippeimpfung ist nicht nur im Corona-Jahr 2020 besonders sinnvoll, sondern generell auch unabhängig der gefährlichen Virus-Infektion COVID-19.
Quellen:
Empfehlungen der ständigen Impfkommission, in: rki.de (Robert Koch-Institut)
Wird Grippe-Impfstoff in die Haut gespritzt, reicht die halbe Dosis, in: Ärztezeitung.de