Grauer Star: Der Fall Udo Jürgens

Erst mit 64 Jahren waren die Bilder so verschwommen, dass Udo Jürgens (78) sich im Herbst 1998 für eine Operation am grauen Star entschied. Bereits seit seiner Geburt litt der Sänger an der fortschreitenden Linsentrübung, die sonst meist ab dem 60. Lebensjahr auftritt.
Der angeborene graue Star ist extrem selten: Nur 0,03 Prozent aller Kinder kommen mit der Sehstörung zur Welt. Hauptursachen sind Vererbung oder Erkrankungen der Mutter in der Schwangerschaft. Auch Verletzungen oder Entzündungen der Augen im Kindesalter lösen die Erkrankung aus.
Der Eingriff ließ Udo Jürgens endlich klar sehen. Die Mini-OP, bei der die getrübte Linse durch eine klare Kunstlinse ersetzt wird, dauert nur etwa zehn Minuten und wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Schon nach etwa acht Wochen ist die Heilung abgeschlossen. So stand der Sänger nur wenige Wochen nach der OP wieder auf der Bühne.
So empfinden Betroffene, die am grauen Star erkrankt sind, die Veränderung ihrer Sehkraft: Vor ein paar Jahren sah der Apfelbaum im Garten noch viel schärfer und farbenfroher aus. Jetzt erscheint er wie unter einem grauen Schleier verborgen. Neben grünem Star und Makula-Degeneration gehört die Augenkrankheit zu den häufigsten Ursachen für altersbedingte Blindheit. Wer die Anzeichen einer Erkrankung erkennt und rechtzeitig zum Arzt geht, dem können verschiedene Therapien das Sehvermögen zurückbringen.
Grauer Star (Katarakt)
Symptome: Bilder erscheinen unscharf und ohne Kontrast. Betroffene sind schnell vom Licht geblendet.
Ursachen: Eine Veränderung der Struktureiweiße in der Linse. Sie trüben den Blick und führen langsam zum Verlust der Sehschärfe. Risikofaktoren sind Kortison-Medikamente, intensive Bestrahlung mit UV-Licht, Rauchen und Diabetes.
Therapie: Anfangs reicht eine Brille aus, um die Sehschärfe zu verbessern. Ist die Erkrankung fortgeschritten, hilft eine Mini-OP. Durch einen nur zwei Millimeter kleinen Schnitt in die Hornhaut wird unter örtlicher
Betäubung die trübe Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Der Eingriff dauert nur zehn Minuten, schon am nächsten Tag ist die Sicht klarer. Nach sechs bis acht Wochen ist die Heilung abgeschlossen.
Grüner Star (Glaukom)
Symptome: Das Gesichtsfeld wird langsam und oft unbemerkt von außen immer enger. Das gesunde Auge gleicht die Einschränkung oft aus, weshalb die Erkrankung häufig erst spät entdeckt wird. Gefährlich, denn unbehandelt führt sie bis zur Erblindung.
Ursachen: Eine fortschreitende Schädigung des Sehnervs durch erhöhten Augeninnendruck oder Durchblutungsstörungen des Nervs. Bluthochdruck erhöht deshalb das Krankheitsrisiko. Auch Diabetes, starke Kurzsichtigkeit und die Einnahme von Arzneimitteln mit Kortison können die Beschwerden auslösen.
Therapie: Der Druck in der Augenkammer wird verringert. Dazu genügen in 90 Prozent aller Fälle Augentropfen. Im fortgeschrittenen Stadium wird der Augeninnendruck durch einen chirurgischen Eingriff oder eine Laserbehandlung gesenkt.
Makula-Degeneration
Symptome: In der Mitte des Gesichtsfeldes erscheint ein grauer Schatten, das Bild ist unscharf und verzerrt, Farben sind schwer zu unterscheiden.
Ursachen: Die Makula ist die Stelle des schärfsten Sehens in der Mitte der Netzhaut. Bei einer Degeneration verschlechtern sich dort die Sehzellen, die für scharfes und farbiges Sehen verantwortlich sind. Bei der trockenen Form der Erkrankung sind Ablagerungen unter der Netzhaut und eine gestörte Durchblutung der Aderhaut ursächlich. Die feuchte Form entsteht durch kleine Blutungen der Gefäße hinter der Makula, die diese anschwellen lassen. Risikofaktoren sind Rauchen und hoher Blutdruck sowie eine hohe Belastung mit Röntgen- oder UV-Strahlen.
Therapie: Bei der leichten, trockenen Form reichen gesunde Ernährung und genügend Bewegung, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Hoch dosierte
Präparate mit Vitamin C und E sowie Kupferund Zinkoxid beugen einer Weiterentwicklung ebenfalls vor. Die fortgeschrittene, feuchte Form kann mit einer Lasertherapie geheilt werden, bei der die undichten Blutgefäße mit Laserstrahlen verödet werden. Bei größeren Blutungen hilft ein chirurgischer Eingriff, bei dem das Blut unter der Netzhaut abgesaugt wird.