Was ist eigentlich "GoFundMe"?

Trotz aller Hektik und Vorfreude auf Heiligabend ist die Weihnachtszeit auch die Zeit der Nächstenliebe und der Aufmerksamkeit für Menschen in Not. Passend dazu hat die weltweit größte Spendenplattform GoFundMe im Dezember ihr Geschäft in Deutschland mit Sitz in Berlin aufgenommen, um auch hierzulande Mitgefühl in großem Maße zu wecken.
Das 2010 von Brad Damphousse und Andrew Ballester in den USA gegründete Unternehmen wird aktuell auf einen Marktwert von 600 bis 650 Millionen Dollar geschätzt. GoFundMe unterstützt Spendenaufrufe für die eigene Person, Familienangehörige, Freunde oder auch Fremde, deren Schicksale berühren. Seit Bestehen der Firma unter der Leitung von CEO Rob Solomon wurden bisher mehr als fünf Milliarden Dollar von fünfzig Millionen Menschen gespendet.
Erfolgsgeschichten
Bekanntheit hat GoFundMe in den USA vor allem durch Spendenaufrufe für die medizinische Versorgung von Hilfsbedürftigen erlangt. Da nicht alle Amerikaner über eine Krankenversicherung verfügen, müssen sie im Falle einer schweren Krankheit oder eines Unfalls die Kosten selbst tragen oder schlimmstenfalls auf eine kostspielige Behandlung verzichten. Auch der Fall des an Tetraplegie erkrankten Nathan, einem Jungen aus Meridian in Idaho, der an einer Querschnittslähmung aller vier Gliedmaßen leidet, zeigt, welche Wirkung das Unternehmen ausübt. Eine ganze Gemeinde spendete über 20.000 Dollar für einen neuen Rollstuhl, nachdem der Diebstahl seines vorherigen während eines Footballspiels an die Öffentlichkeit geriet.

Dass GoFundMe auch in Europa und zu anderen Zwecken funktioniert, belegt ein Beispiel aus Frankreich. 500 Menschen spendeten aus Dankbarkeit und Anerkennung über 27.000 Euro für die Feuerwehrkräfte, die während der schweren Waldbrände an der französischen Riviera ihr Leben riskierten.
Auch in Deutschland vielversprechend
Schon vor dem Start von GoFundMe in Deutschland war die Plattform die erste Wahl für einen Initiator aus dem Schwarzwald, den das Schicksal der 76-jährigen Anna Leeb berührte, der die Deutsche Bahn laut zahlreicher Zeitungsberichte eine Geldstrafe und ein Hausverbot verhängte, nachdem sie am Münchner Hauptbahnhof Pfandflaschen gesammelt hatte, um das Geld ihren Kindern und Enkeln zukommen zu lassen. Über 7.000 Euro übertrafen die angestrebten 2.000 Euro der Kampagne weit.
Ebenso beeindruckend ist der Fall eines jungen Mannes, der einen schweren Autounfall während eines Urlaubs in Thailand erlitt. Durch den Kampagnenaufruf seines Bruders konnten eine Notoperation, der Krankenhausaufenthalt sowie der Rücktransport des Patienten finanziert werden, der über keine Auslandskrankenversicherung verfügte. 6.500 Spender beteiligten sich mit insgesamt über 155.000 Euro an der Aktion auf GoFundMe.

Wie funktioniert GoFundMe?
Dabei werden die Adressen und Telefonnummern der Spender, die das Geld per verschlüsselter Zahlungstechnologie übermitteln können, nicht gespeichert. Bekannt sind lediglich Namen und E-Mail-Adressen, mittels derer Kontakt aufgenommen werden kann. Der Initiator der Kampagne wiederum ist berechtigt, jederzeit per elektronischer Banküberweisung oder Scheck Geld anzufordern, auch wenn die angestrebte Spendensumme noch nicht erreicht ist. Das bedeutet, dass die Spenden nicht erst von GoFundMe bis zu einer vereinbarten Frist gesammelt, sondern direkt an den Initiator weitergeleitet werden. Die Angabe der bereits eingegangenen Geldbeträge ändert sich dadurch nicht auf der Website. Das Unternehmen wirbt vielmehr damit, „keine Strafen bei verpassten Zielen“ zu verhängen.
Ist eine Spende an GoFundMe steuerlich absetzbar?
Da die meisten Spenden über GoFundMe als persönliches Geschenk angesehen werden, sind sie nicht von der Steuer absetzbar. Dies ist nur bei zertifizierten Wohltätigkeitsorganisationen möglich, deren Kampagnen auf der Website ausdrücklich mit dem Hinweis „Certified Charity“ versehen sind. Der Spender erhält in dem Fall automatisch eine steuerabzugsfähige Spendenquittung des Zahlungspartners PayPal Giving Fund.
Was passiert im Falle eines Betrugs?
Zweifelt der Spender an der Echtheit einer Kampagne, rät das Unternehmen, sich direkt mit dem Initiator per E-Mail in Verbindung zu setzen und sein Geld zurückzufordern. Parallel hierzu ist GoFundMe zu informieren, die versprechen, innerhalb von fünf Minuten auf jede E-Mail zu antworten. Ein Team innerhalb des Unternehmens untersucht gefälschte Aufrufe, wobei es dabei häufig abhängig von Hinweisen aus dem näheren Umfeld des Initiators ist, das den Appell in den Medien wahrgenommen hat und weiß, dass die Geschichte nicht der Wahrheit entspricht.
Neben der Vermeidung der finanziellen Bereicherung einzelner Personen kümmern sich die rund 80 Mitarbeiter dieses Teams um die Einhaltung der firmeneigenen Richtlinien. Keine Gewalt, keine Diskriminierung und keine Unterstützung zuvor straffälliger Personen, wie der erst kürzlich eingetretene Fall des Massenmörders Charles Manson in den USA zeigte. Nach dessen Ableben rief ein Unbekannter zu Spenden auf, um den Enkel des Straftäters bei den Bestattungskosten seines Großvaters finanziell zu unterstützen. Die Kampagne wurde innerhalb weniger Stunden von der Website entfernt.
Darüber hinaus bezeichnet sich GoFundMe als „sichersten Ort des Gebens“ und garantiert im Falle eines Betrugs die Rückerstattung des gespendeten Geldes.
5 Prozent dieses Geldes verbleiben generell bei dem Unternehmen. Weitere 3,45 Prozent fallen als sonstige Gebühren an, die 19 Prozent Mehrwertsteuer und eine Zahlungsbearbeitung beinhalten. Zu diesen insgesamt 8,45 Prozent kommen 0,25 Euro pro Spende.
Die große Inszenierung
Herausstechendes Charakteristikum von GoFundMe ist die große Aufmerksamkeit, die den Kampagnen in den Medien zuteilwird. Mit Hilfe sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter, die bereits beim Erstellen des Appells verknüpft werden, wird ein breites Publikum angesprochen, dessen Emotionen es zu wecken gilt. Um diese Inszenierung möglichst weitgreifend zu gestalten, bietet die Spendenplattform auf ihrer Website Tipps an, wie man eine gute Geschichte erzählt, einen einnehmenden Titel für die Kampagne findet und die Medien für sich zu nutzen weiß.