Giulia Siegel: "Vier Schrauben im Rücken halten mich schmerzfrei"
Eine operative Versteifung der Wirbelsäule ist jährlich für 60 000 Skoliose-Patienten in Deutschland die letzte Rettung. Auch Giulia Siegel ließ sich operieren und war wenige Tage später schmerzfrei.
Die ersten Rückschmerzen traten nach dem Ballett auf
"Meine Wirbelsäule war schon lange verbogen und tat weh, weil ich früher viel Ballett und Sport gemacht habe. Die letzten zwei Jahre wurden meine Rückenschmerzen fast unerträglich", erzählt Giulia Siegel, Model und Tochter von Schlagerkomponist Ralph Siegel. "Ich musste stärkste Schmerzmittel nehmen, konnte nichts Schweres mehr heben." Ende Juli 2008 kam dann ein schwerer Bandscheibenvorfall dazu: "Plötzlich war mein rechtes Bein wie gelähmt. Ich konnte nur noch jeweils 50 Meter weit laufen und musste mich dann wegen der schlimmen Schmerzen auf den Boden setzen, bis es besser wurde."
Eine Wirbelsäulenversteifung war die letzte Hoffnung
Als sie die Schmerzen nicht mehr aushielt, entschied sie sich für den letzten Ausweg: Eine Wirbelsäulenversteifung, eine komplizierte Operation. "Zu einer stark verbogenen Wirbelsäule, einer sogenannten verschleißbedingten Skoliose, kam bei Frau Siegel ein frischer großer Bandscheibenvorfall hinzu, der auf die Rückenmarksnerven drückte und schon Lähmungen im Bein auslöste", erklärt ihr behandelnder Orthopäde und Wirbelsäulen-Spezialist von der Münchner OCM-Klinik die Situation. "Allein schon wegen der Lähmung mussten wir sofort operieren. Sonst hätten die Nerven durch den massiven Druck der Bandscheibe noch mehr Schaden genommen."
Schon wenige Wochen nach der Operation sind Skoliose-Patienten wieder fit
Der Hintergrund: Wegen der starken Verkrümmung der Wirbelsäule haben der dritte und vierte Wirbelkörper die dazwischen liegende Bandscheibe geradezu zermahlen. Deshalb half hier nur noch eine Wirbelsäulenversteifung. Der Arzt: "Wir haben unter ständiger Kontrolle durch zwei Röntgenkameras die zur Seite hin verbogene Wirbelsäule begradigt und die nahezu völlig zerstörte Bandscheibe entfernt." Um die Korrektur zu halten, wurden der dritte und vierte Lendenwirbel hinten mit vier Schrauben und zwei Stäben versteift. "Dank einer neuen Technik und extra dafür entwickelten Instrumenten ging das, ohne dabei auch nur einen einzigen Rückenmuskel zu durchtrennen", so der Experte. "Heute sind dafür nur noch drei je einen Zentimeter lange Einstiche und ein vier Zentimeter langer Mini-Schnitt nötig. Die Muskeln schieben wir mit speziellen Sonden nur noch zur Seite." Das Ergebnis: Der Patient hat nach der OP keine Schmerzen und kommt viel schneller wieder auf die Beine. Schon nach zwei Wochen können Betroffene wieder am Schreibtisch arbeiten; Sport und schwere Belastungen sind nach etwa drei Monaten wieder möglich.
Giulia Siegel ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Schon zwei Tage nach der OP durfte ich aufstehen und mich bewegen. Ich war völlig schmerzfrei und verließ nach zwei Wochen die Klinik." Die neue Technik ersparte ihr sogar einen Aufenthalt in einer Reha-Klinik. "Ich musste nur eine Stunde täglich zur Krankengymnastik, um die Muskeln wieder aufzubauen", freut sie sich. "Sitzen auf normalen Stühlen war in den ersten Wochen allerdings noch tabu. Das ging nur auf einem Barhocker. Und den habe ich heute noch", erzählt Giulia Siegel."