Giftige Chemikalien – macht Zahnpasta impotent?
Alltäglich genutzte Produkte – wie Zahnpasta, Sonnenmilch oder Kunststoff – enthalten Chemikalien, welche die männliche Fruchtbarkeit stören. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam in einer aktuellen Studie. Besonders alarmierend an der Entdeckung ist die Tatsache, dass sich die Stoffe im Körper zu gefährlichen Konzentrationen summieren können.
Selbstverständlich und täglich genutzte Produkte enthalten hormonell wirksame Chemikalien (endocrine disrupting chemicals), die eine störende Wirkung auf die männliche Fruchtbarkeit haben. Das zeigt eine deutsch-dänische Studie des Centers of Advanced European Studies and Research in Bonn und des Rigshospitalet in Kopenhagen, die nun in der Fachzeitschrift EMBO reports veröffentlicht wurde.
Alarmierende Ergebnisse
Der negative Effekt der hormonwirksamen Stoffe – vor allem in Kosmetikprodukten enthalten – kann sich durch die gleichzeitige Nutzung verschiedener schädlicher Produkte multiplizieren. Die Nachricht ist nach Ansicht der Forscher alarmierend, da sich auf diese Weise massiv schädigende Konzentrationen der Chemikalien im Körper ansammeln können. Hinzu kommt, dass einige Substanzen untereinander Wechselwirkungen auszulösen scheinen, welche bereits bei vermeintlich niedrigen Dosierungen heftige Reaktionen – beispielsweise im Enzymhaushalt des menschlichen Körpers – nach sich ziehen.
Die hormonwirksamen Stoffe sind wichtige Bestandteile in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta oder Sonnencreme. Auch in Kunststoffen mit bestimmten Weichmachern – häufig verwendet in Spielzeugen und Haushalsprodukten – werden endocrine disrupting chemicals in großen Mengen verwendet.
Zeugungsunfähigkeit aus der Tube: Zahnpasta und Sonnencreme
Konkret deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass die sogenannten endocrine disrupting chemicals in der Lage sind, den menschlichen Befruchtungsvorgang zu unterbinden. Die untersuchten Substanzen stören demnach die ‚Navigation’ der Spermien auf dem Weg zur Eizelle. Einige Chemikalien hindern die Spermien sogar daran, die weibliche Eihülle zu durchdringen.
Die Studie zeigt außerdem, dass die untersuchten Chemikalien den Kalzium-Haushalt der Spermien stören, der wichtiger Bestandteil des sensiblen Befruchtungsvorgangs ist. Dieser Eingriff in den Kalzium-Haushalt ändert das Schwimmverhalten der Spermien.
EU-Richtlinien zur Rettung der Fruchtbarkeit
„Zum ersten Mal konnten wir nachweisen, dass eine Vielzahl weit verbreiteter Substanzen eine direkte Wirkung auf menschliche Spermien hat”, erklärt Professor Niels E. Skakkebaek – Leiter des dänischen Forscherteams vom Rigshospitalet in Kopenhagen. „Unsere Arbeit liefert nun wissenschaftliche Belege, die helfen, neue Richtlinien zu erarbeiten”, unterstreicht Studienleiter Dr. Timo Strünker vom Forschungszentrum caesar in Bonn. Derzeit überprüft die EU-Kommission, Richtlinien über Grenzwerte für endocrine disrupting chemicals einzuführen.