Gewichtszunahme: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Aus der Serie: Gewichtszunahme

Wenn eine Gewichtszunahme durch eine Grunderkrankung wie eine Schilddrüsenunterfunktion ausgelöst wird, besteht die Therapie darin, diese Erkrankung zu behandeln.

Die Gewichtszunahme wird in derartigen Fällen automatisch zum Halt kommen, mittelfristig normalisiert sich das Körpergewicht. Meistens liegt die Ursache einer Gewichtszunahme jedoch im Missverhältnis zwischen Kalorienzufuhr und -verbrauch. Die Therapie besteht also darin, die Ernährung umzustellen und parallel den Energiebedarf zu erhöhen, sich also mehr zu bewegen.

Ärzte raten dringend davon ab, einseitige Diäten einzusetzen, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken. Zum Beispiel verspricht zwar der vollständige Verzicht auf Kohlenhydrate einen kurzfristigen Erfolg, aber diese Formen der Ernährung bringen es mit sich, dass die Gewichtszunahme erneut auftritt, sobald die Disziplin nachlässt. Je extremer die neue Ernährung von der bisherigen abweicht, desto schwerer ist es, das Prinzip langfristig durchzuhalten. Ernährungsberater empfehlen daher eine sanfte Umstellung in kleinen Schritten. Im Gespräch versuchen sie, die genauen Essensgewohnheiten der Betroffenen herauszufinden und mit ihnen gemeinsam ein realistisches Ernährungskonzept zu entwickeln, das eine Gewichtszunahme dauerhaft verhindern kann.

Das sind die wichtigsten Ernährungs-Prinzipien, die bei einer Gewichtszunahme als Therapie dienen

  • Fettverzehr reduzieren (z. B. Milch statt Sahne für Saucen verwenden oder Gemüsesaucen mit Tomate kochen, mit fettarmen Käse überbacken, nur mageres Fleisch verzehren, wenig Butter oder Margarine verzehren, in Pfannen mit Spezialboden ohne Fett braten, bei Fertigprodukten auf den Fettgehalt achten)
  • Zuckerkonsum einschränken (z. B. möglichst wenig Süßigkeiten essen, keine zuckerhaltigen Softdrinks zu sich nehmen, auf versteckten Zucker in Fertigprodukten achten, maßvoller Verzehr stark zuckerhaltiger Obstsorten wie Weintrauben)
  • Die Gesamtkalorienmenge reduzieren (z. B. auf Zwischenmahlzeiten verzichten, grundsätzlich weniger Nahrung auf den Teller füllen, mehr Gemüse als Fleisch essen, fetthaltige Saucen nur in geringem Maße zu sich nehmen)
  • Falls die Gewichtszunahme zu einer Fettleibigkeit geführt haben sollte, können zur Gewichtsreduzierung auch Eiweißgetränke oder -riegel verwendet werden, die bis zu zwei Mahlzeiten pro Tag ersetzen.

Bei einer Gewichtszunahme ist der Faktor Zeit der schwierigste Teil der Therapie. Die Betroffenen möchten schnelle Erfolge sehen. Tatsächlich ist es jedoch sinnvoller, die Ernährung moderat umzustellen. Das Abnehmen dauert zwar länger, kann aber langfristig besser durchgehalten werden. Neue Gewohnheiten werden erst nach etwa sechs Monaten verankert. Um Überforderungen zu vermeiden, empfehlen Ernährungsberater daher, nicht zu viel auf einmal zu verändern und die neuen Regeln an die bereits vorhandenen Essgewohnheiten anzupassen.

Tipps, die dabei helfen, die Gewichtszunahme mit einer entsprechenden Therapie zu verhindern

  • Ein mitgebrachtes Sandwich senkt die Wahrscheinlichkeit für einen spontanen Gang zum Fast-Food-Restaurant in der Mittagspause.
  • Heißhunger darf gar nicht erst entstehen, die Lust auf Süßes also beispielsweise besser durch zwei, drei Weingummis befriedigen, als später eine Tafel Schokolade zu essen.
  • Großer Hunger führt häufig zu unkontrolliertem Essverhalten. Hier helfen kalorienarme Snacks für zwischendurch, etwa Obst oder ein kleiner Salat.
  • Es unterstützt die Disziplin, bestimmte Nahrungsmittel gar nicht oder nur in geringen Mengen im Haus zu haben, also besser nur einen kleinen Schokoriegel kaufen als eine große Tafel.
  • Familie, Freund und Kollegen sollten einbezogen und um Unterstützung gebeten werden.
  • Den Magen mit Getränken füllen, die ihrerseits keine oder extrem wenige Kalorien haben (z. B. Wasser, Früchtetee, Kräutertee).
  • Das Führen eines Ernährungstagebuchs hilft dabei, den Verzehr im Blick zu behalten.

Parallel ist es wichtig, ein Bewegungsprogramm zu starten, um die Gewichtszunahme zu beenden. Dabei sollten Sie auch im Hinterkopf haben, dass Ihr Energiebedarf mit dem Gewicht sinkt, weil Sie weniger Masse mit sich herumtragen. Sport hilft dabei, den Verbrauch wieder stärker anzukurbeln. Vor allem regelmäßiger Ausdauersport sollte zur Therapie gehören:

  • schnelles Spazierengehen oder Walking
  • Nordic Walking
  • Joggen
  • Rad fahren
  • Schwimmen
  • Aqua-Jogging

Dabei gilt die Regel: lieber kürzer und dafür häufiger bewegen. Es ist also sinnvoller, dreimal pro Woche eine halbe Stunde zu joggen, als am Wochenende einmal für anderthalb Stunden die Runden zu drehen. Regelmäßige Bewegung führt übrigens zu einem Muskelaufbau, der eine vorübergehende Gewichtszunahme zur Folge haben kann. Langfristig ist moderater Sport jedoch die ideale Therapie-Ergänzung, weil dabei Kalorien verbraucht werden, und gleichzeitig die zusätzliche Muskulatur auch im Ruhezustand mehr Energie benötigt.

Eventuell kann es bei einer Gewichtszunahme nötig sein, die Gegenmaßnahmen um eine Verhaltenstherapie zu ergänzen. Dabei lernen die Betroffenen zum Beispiel, belastende Situationen wie Stress oder Streit nicht durch Essen zu kompensieren, sondern andere Strategien zu entwickeln (z. B. Entspannungstechniken wie Meditation oder lange Spaziergänge). Unterstützende Medikamente oder Operationen werden bei einer Gewichtszunahme nur eingesetzt, wenn die Gesundheit durch großes Übergewicht bereits stark gefährdet ist.