Gesundheitspodcast VITATALK: Diagnose Reizdarm! Warum der Arzt nichts findet

Über die Hälfte aller Deutschen weisen Magen-Darm-Probleme ohne Befund auf. Der Leidensdruck der Betroffenen ist groß. Prof. Dr. Thomas Frieling spricht in einer neuen Folge VITATALK über die Diagnose Reizdarm und warum es trotz erschwerten Bedingungen vielversprechende Therapie-Ansätze gibt.

Frau schaut nachdenklich
Jeden Mittwoch eine neue Folge VITATALK Foto: iStock/master1305
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Bauchkrämpfe, Durchfall, Völlegefühl und Druck auf dem Magen – Symptome, die viele der Deutschen kennen. Rund 20 Prozent, um genau zu sein. Denn laut einer aktuellen Studie leiden 10 bis 15 Millionen Menschen in Deutschland unter einem Reizdarmsyndrom.

Patienten mit der Diagnose Reizdarm haben einen langen Leidensweg hinter sich. Denn sie wird erst gestellt, wenn alle anderen organischen Ursachen ausgeschlossen werden können. Dem Reizdarmsyndrom geht also eine lange Odyssee an Untersuchungen wie Ultraschall, Blutanalyse, Magen- oder Darmspiegelung voraus.

Prof. Dr. Thomas Frieling, Vorstandsmitglied der Gastro-Liga und Chefarzt der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie erklärt: „Reizdarmsyndrom ist ein Sammelsurium von unterschiedlichen Ursachen. Der Begriff hat sich historisch entwickelt, dadurch, dass man bestimmte Symptom-Kombinationen bei einigen Patienten festgestellt hat – wie zum Beispiel Bauchbeschwerden mit Stuhlgangsveränderungen.“

Reizdarmsyndrom: Beschwerden ohne Ursache?

„Viele Patienten fühlen sich nicht verstanden, weil man Beschwerden hat, aber keine Ursache diagnostizieren kann“, erklärt der Gastroenterologe. Dabei sollte man die Beschwerden der Patienten ernst nehmen. „Leider gibt es nicht die eine Ursache und man muss sich mit dem Patienten intensiv beschäftigen“, erklärt Dr. Thomas Frieling.

Wie aber reagiert man denn jetzt auf die Diagnose Reizdarm? „Der Patient muss lernen, dass er mit seinen Beschwerden umgehen muss, weil man einen Reizdarm nicht heilen kann“, erklärt der Experte. Man kann allerdings einiges tun, um die Symptome zu lindern. Ein vielversprechender Ansatz hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert. Wichtig dabei ist die Untersuchung des Nervensystems des Magen-Darm-Trakts, auch das sogenannte Bauchhirn genannt.

„Der Magen-Darm-Trakt hat ein eigenständiges Nervensystem, welches dem Kopfhirn sehr ähnlich ist. Das Nervensystem im Magen-Darm-Trakt reguliert relativ eigenständig. Entwicklungsgeschichtlich kann man sogar davon ausgehen, dass das erste Gehirn überhaupt im Magen-Darm-Trakt entstanden ist“, erklärt Prof. Dr. Thomas Frieling.

Wie auch das normale Gehirn durch Konditionierung „lernen“ kann, so wäre dies theoretisch auch beim Bauchhirn möglich. Es gibt bereits verschiedene Lernmodelle, die zur Linderung der Reizdarmbeschwerden eingesetzt werden. „Es ist natürlich noch Zukunftsmusik, allerdings gibt es vielversprechende Ansätze“, so Dr. Thomas Frieling.

Podcast VITATALK: Reizdarm – Was man dagegen tun kann

Welche weiteren Forschungsansätze es zur Behandlung eines Reizdarmsyndroms noch gibt, ob Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind und warum eine Ernährungsumstellung nicht immer vielversprechend ist, das alles erfahren Sie hier in einer neuen Folge VITATALK. 

Unser Experte: Prof. Dr. Thomas Frieling, Mitglied des Vorstandes der Gastro-Liga, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Neurogastroenterologie, Infektiologie, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, HELIOS Klinikum Krefeld, https://www.helios-gesundheit.de/

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