Gesundheitspodcast: Burn-out: Ein Massenphänomen?

In einer neuen Folge VITATALK erklärt Privat-Dozent Dr. med. Peter Neu, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, wie man ein Burn-out frühzeitig erkennt und was man dagegen tun kann.

Frau schlägt die Hände vor's Gesicht
Immer mehr Deutsche leiden an einem Burn-out-Syndrom Foto: istock/PeopleImages

Stundenlang schlaflos im Bett liegen, Herzrasen, Schweißausbrüche, Antriebslosigkeit – Diagnose Burn-out. Was heute in den Medien als eine Art „Modekrankheit“ bagatellisiert wird, ist für viele Deutsche bittere Realität. Die Bezeichnung „Burn-out“ kommt eigentlich aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „ausbrennen“. Und das beschreibt es eigentlich ganz gut. Im strikten Sinne handelt es sich bei einem Burn-out-Syndrom nämlich um einen Zustand körperlicher, psychischer und geistiger Erschöpfung, der durch normale Erholungszeiten nicht mehr kompensiert werden kann. Man fühlt sich quasi „ausgebrannt“.

Warum man hier von einem Syndrom spricht und nicht einfach nur von einem „Burn-out“, erklärt Privat-Dozent Dr. med. Peter Neu, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Da bei dem Burn-out eine Fülle von Symptomen zusammenkommen, spricht man in diesem Zusammenhang von einem „Syndrom“, so der Mediziner. „Viele mutmaßlichen Symptome des Burn-outs finden sich zudem in anderen Krankheitsbildern wieder.“

Gesundheitspodcast VITATALK zum Thema Burn-out

Die Ursachen für das Burn-out-Syndrom sind vielfältig, wie Dr. med. Peter Neu erklärt. Da eine Ursachenforschung in der Psychiatrie allerdings gar nicht so einfach ist und meist auch nicht eindeutig, nimmt man in der heutigen Forschung davon Abstand, sich strikt auf bestimmte Ursachen festzulegen.

Belegbar sind allerdings die Arbeitsfehlzeiten aufgrund eines Burn-outs: rund 3,7 Millionen Fehltage alleine 2017. Jeder dritte Fall von Berufsunfähigkeit geht auf eine psychische Erkrankung zurück.

Wächst uns die Arbeit etwa allen über den Kopf?

Man muss strikt unterscheiden zwischen einem Burn-out und einer Depression, sagt Dr. med. Peter Neu. Ein Burn-out dürfe nicht mit einer Depression verwechselt werden. Zudem gebe es noch andere psychische Erkrankungen, die zum Beispiel erbliche Ursachen haben, die man nicht beeinflussen kann. Um ein Burn-out zu behandeln, ist es nicht zwingend notwendig, eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung einzuleiten, man kann man auch selbst aktiv werden.

Wie schütze ich mich vor Burn-out? 9 Tipps zur Prävention

  1. Eingeständnis: Ja, ich habe Burn-out
  2. Veränderung: Die bisherigen Umstände ändern
  3. Schritt für Schritt: Kleine Schritte gehen und nichts überstürzen
  4. Ein Schritt zurück: Zurücktreten heißt in diesem Falle, sich einzugestehen, nicht alles alleine zu machen.
  5. Öfter einmal „Nein“ sagen
  6. Ernährung: Gesund ernähren, um den Körper von Innen etwas Gutes zu tun
  7. Tief einatmen: Gezielt auf die Atmung achten
  8. Autopilot ausschalten: Negative Gedanken bewusst wahrnehmen und positive Alternativen überlegen
  9. Soziale Kontakte pflegen: Das lenkt ab und bietet Unterstützung

Wenn man das Gefühl hat, selbst keine Lösung zu finden, gibt es verschiedene Wege, sich helfen zu lassen. Eine der ersten Anlaufstellen sind der Hausarzt oder direkt ein Psychiater. In manchen Firmen kann man sich auch an den Betriebsarzt wenden. Ist keine akute Anlaufstelle verfügbar, gibt es auch klinische Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken, die schnelle Hilfe anbieten.

Dass es in Deutschland massiv an Therapie-Möglichkeiten mangelt, sei auch Dr. med. Peter Neu klar. Er fordert die Politik auf, dem endlich Abhilfe zu schaffen.

Diagnose Burn-out: Buchtipps zur Aufklärung und Selbsthilfe

  • Miriam Meckel, Briefe an mein Leben, bei Rowohlt
  • Claudia Fiedler, Burn-out: Erprobte Wege aus der Falle, erschienen im Beck Verlag
  • Klaus Bernhardt, Depression und Burnout loswerden, im Ariston Verlag
  • Frank H. Berndt, 30 Minuten Burn-out, Gabal Verlag
  • Matthias Burisch, Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung - Zahlreiche Fallbeispiele - Hilfen zur Selbsthilfe, im Springer Verlag

VITATALK: Der Gesundheitspodcast online

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Unser Experte: Chefarzt und Priv.-Doz. Dr. med. Peter Neu, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Jüdisches Krankenhaus Berlin, https://www.juedisches-krankenhaus.de/kliniken-und-medizinische-zentren/klinik-fuer-psychiatrie-und-psychotherapie.html