Gesundheits-Podcast: Tinnitus - Wenn es in den Ohren "klingelt"
„Ich höre etwas, was du nicht hörst.“ So ergeht es mehr als 70 Prozent der über 30-Jährigen in Deutschland. Die Diagnose: Tinnitus. Was man gegen das lästige Piepen tun kann? Wir verraten es Ihnen in einer neuen Folge „VITATALK“ – dem Gesundheits-Podcast.

Piept, rauscht oder pfeift es bei Ihnen im Kopf? Dann gehören Sie vielleicht zu den über 10 Millionen Menschen in Deutschland, die an Ohrgeräuschen leiden. Eine erschreckend hohe Zahl, könnte man meinen. Nicht jedoch, wenn man Prof. Dr. Mathias Tisch befragt. Denn er weiß: „Ohrgeräusche sind primär nichts Krankhaftes. Sie gehören zu den akustischen Wahrnehmungen einfach dazu.“
Bedeutung Tinnitus
Ein Tinnitus ist also gar nichts ungewöhnliches? Eigentlich nicht. Das Wort „Tinnitus“ leitet sich aus dem lateinischen ab und bedeutet so viel wie „Klingeln der Ohren“. Und wenn man sich den Vorgang des Hörens noch einmal vergegenwärtigt, tun unsere Ohren genau das. Wenn Geräusche produziert werden, werden Schallwellen erzeugt, welche die Haarsinneszellen im Innenohr erregen und ein Aktionspotential freisetzen. Der Hörnerv verschallt das Ganze im Gehirn, ein akustischer Eindruck wird wiedergegeben.
Das Hören ist also ein sehr komplexer Vorgang. Professor Dr. Mathias Tisch bezeichnet das Ohr nicht ohne Grund als „Wunderwerk der Evolution“.
Unangenehme Ohrgeräusche? Von wegen! Im neuen VITATALK Podcast gibt es kein lästiges Piepen, sondern interessante Informationen rund um Tinnitus und Co.!
"Hören als neuronale Netzwerkfunktion bedeutet sehr viel lernen", erklärt Professor Dr. Mathias Tisch weiter. Es entsteht nicht nur durch die Erzeugung von Schallwellen, sondern auch durch Gefühl und Emotionen. Das zeigt sich zum Beispiel beim Hören der Stimme des Partners, des Kindes oder der Eltern. Daher ist Hören nicht gleich Hören.
Aber was genau passiert, wenn man mehr hört, als man will? „So genau weiß das keiner. Normalerweise muss man in der Lage sein, Hörgeräusche zum Beispiel in einer großen Menge herauszufiltern. Bei Hörkranken findet das nicht statt. „Haarzellen, die nicht mehr richtig oder gar nicht funktionieren, können so akustische Fehlreaktionen auslösen.“ Die Folge: Ohrgeräusche.
Tinnitus ein Leben lang? Darum sind Ohrgeräusche ganz normal
„Wir haben ein Grundrauschen, den sogenannten Grundtinnitus des Hörens. Man hört ihm im Alltag nicht, weil man auf viele andere Dinge konzentriert ist. Wenn sich die Filtersysteme ändern, zum Beispiel bei einem Hörsturz oder einem Schnupfen, dann ändert sich die Aufbereitung und Verarbeitung der Hörsignale.“ Oder anders gesagt: Dann werden genau die Hörgeräusche, die zu einem bestimmten Grad normal sind, plötzlich hörbar.
Subjektiver und Objektiver Tinnitus
Man unterscheidet bei den Ohrgeräuschen den subjektiven und objektiven Tinnitus:
- Ein subjektives Ohrgeräusch ist ein Ohrgeräusch welches nur ich wahrnehmen kann.
- Objektive Tinnitusformen sind Ohrgeräusche, die auch der Außenstehende, beispielsweise der Ohrenarzt feststellen kann.
Ohrgeräusche: Ab wann muss ich zum Arzt gehen?
Subjektive und objektive Ohrgeräusche – alles schön und gut. Aber ab wann muss ich eigentlich zum Arzt gehen?
Reicht ein leichtes Pfeifen nach einem Konzertbesuch aus, um schon in Panik zu verfallen?
Der Experte empfiehlt, bei einem länger andauernden Ohrgeräusch nach circa 24 bis 48 Stunden einen Arzt aufzusuchen. Bei einem akuten Tinnitus können dann durchblutungsfördernde Medikamente verschrieben werden, ein vielversprechender Therapieansatz bei Tinnitus. Erfolgt keine Besserung wird der Patient anschließend selbst in die Verantwortung genommen: Durch das Annehmen und Relativieren.
Der Patient soll versuchen, den Tinnitus nicht in den Mittelpunkt zu stellen und sich zum Beispiel durch das Hören von Musik abzulenken. "Ein Tinnitus ist in unserer Gesellschaft leider sehr negativ behaftet. Das muss ja nicht sein", sagt auch Professor Mathias Tisch. Er empfiehlt, einen leichten Tinnitus als persönliche Stressmarke einzuordnen und auf seinen Körper zu hören. Auch wenn der Tinnitus als Störgeräusch lauter ist als die Vernunft.
Manchmal hilft es eben, Stress abzubauen und bei einigen Störgeräuschen einfach mal auf Durchzug zu schalten.
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