Gelber Zungenbelag: Was bedeutet das?
Eine belegte Zunge verursacht nicht nur ein pelziges Gefühl im Mund, sondern sorgt darüber hinaus auch oft für Geschmacksveränderungen und unangenehmen Mundgeruch. Was sind die Ursachen für gelben Zungenbelag? Wie können Sie Zungenbelag effektiv vorbeugen? Und wann sollten Sie zum Arzt?
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Zungenbelag entsteht auf ganz natürliche Art und Weise im Laufe des Tages. Nahrungsrückstände bleiben an der rauen Zungenoberfläche hängen und bilden eine feine Schicht. Dr. med. Matthias Riedl erklärt: „Zungenbelag ist grob gesehen eine Konstellation aus drei Komponenten: Er besteht aus abgestorbenen Hautzellen, Essensresten und Mikroorganismen wie Bakterien. Oftmals befindet sich auf dem hinteren Drittel der Zunge der meiste Belag, da dieser Bereich nur schwer mit der Zahnbürste oder anderen Utensilien erreicht werden kann.“
Belegte Zunge - was ist normal?
Leichter Zungenbelag gibt allein noch keinen Anlass zur Sorge. Allein die Farbe des Belags kann darüber Aufschluss geben, ob doch etwas Ernsteres dahinter stecken könnte. Die Farbe des Belags kann dabei von weiß, leicht gelblich oder bräunlich bis hin zu grau oder schwarz variieren.
Zungenbelag: Der Farbcheck im Überblick
- Weißer Zungenbelag: “Eine leicht weiß belegte Zunge ist normal”, so Dr. Riedl.
- Gelber Zungenbelag: Eine gelb gefärbte Zunge ist oftmals harmlos, kann in Kombination mit bestimmten Begleitsymptomen allerdings auch auf Krankheiten hinweisen.
- Brauner Zungenbelag: Die Ursache für braunen Zungenbelag ist häufig der Konsum von Kaffee, Tee oder Nikotin.
- Schwarzer Zungenbelag: Die schwarze Haarzunge (Lingua villosa nigra) ist zwar harmlos, aber unschön. In Absprache mit einem Arzt kann diese Erkrankung der Zunge erfolgreich behandelt werden.
Ursachen für eine gelbe Zunge
Ein auffälliger, vermehrter Zungenbelag kann zum einen durch schlechte Mundhygiene, Ernährung und Rauchen verursacht werden. Zum anderen kann Zungenbelag aber auch auf spezielle Krankheiten hinweisen. “Eine kräftig gelb belegte Zunge kann zum Beispiel die Folge einer Erkrankung der Leber und der Gallenblase sein. Gelbsucht beispielsweise äußert sich nicht nur in der Färbung der Haut und des Augapfels, sondern auch der Zunge”, erklärt Dr. Riedl. Ebenfalls eine Ursache für gelben Zungenbelag laut Dr. Riedl: Gastritis.
Gelbe Zunge aufgrund einer Pilzinfektion
“Ein dicker weiß-gelblicher Zungenbelag, einhergehend mit einem pelzigen Gefühl im Mund der Patienten, kann auch durch eine Pilzinfektion bei geschwächtem Immunsystem hervorgerufen werden. Es handelt sich hierbei um den Hefepilz Candida albicans, allgemein unter dem Begriff ‚Mundsoor‘ bekannt”, sagt Dr. Riedl. Treten zusätzlich noch starker Mundgeruch, Rötungen und Schluckbeschwerden auf, sind noch weitere Anzeichen für eine Pilzinfektion gegeben und man sollte keine Zeit verlieren und umgehend einen Arzt aufsuchen, da eine Pilzinfektion die Mundflora nachhaltig stören kann.
Gelbe Zunge: Hinweise auf Vergiftung
“Außerdem können Krankheiten wie Syphilis oder Diphtherie mit einer Gelbfärbung der Zunge einhergehen”, führt Dr. Riedl an und ergänzt: “Gifte oder Metalle wie beispielsweise Amalgam können sich auch in der Gelbfärbung der Zunge bemerkbar machen.” Somit verrät der Zungenbelag einiges über unsere Gesundheit – wir müssen die Zeichen nur richtig zu deuten wissen.
Gelber Zungenbelag: Welche Symptome können auftreten?
Gelber Zungenbelag tritt selten alleine auf. Ernährungsmediziner Dr. Riedl nennt folgende Begleitsymptome, die in Kombination mit einer gelben Zunge auftreten können:
- Mundgeruch
- Verminderte Geschmackswahrnehmung
- Pelziges Gefühl
- Zungenbrennen
- Fieber
- Allgemeines Krankheitsgefühl
Belegte Zunge – wann sollte ich zum Arzt?
Sofern keine zusätzlichen Beschwerden bestehen und es sich lediglich um einen feinen, leicht gelblichen Film handelt, der sich über Ihre Zunge legt, müssen Sie nicht sofort ärztlichen Rat einholen. Dr. Riedl empfiehlt: „Sollten oben genannte Begleitsymptome auftreten, die nicht durch das Entfernen des Belags bzw. eine Besserung der Mundpflege beseitigt werden können oder wenn sich der Belag nicht einfach entfernen lässt, pelzig ist oder sich unnatürlich intensiv in der Farbe oder Menge bemerkbar macht, sollte der Arzt aufgesucht werden.” Ansprechpartner ist in diesem Fall Ihr Zahnarzt oder Hausarzt.
Gelber Zungenbelag: Diagnose und Behandlung
Zunächst wird der Arzt die belegte Zunge und die Mundschleimhäute gründlich untersuchen – ggf. wird auch ein Abstrich vom Zungenbelag gemacht, um eine mögliche Pilzinfektion ausschließen zu können. Neben der Untersuchung der Zunge gibt die Vorgeschichte des Patienten bereits wichtige Anhaltspunkte für die Diagnostik. Selten wird eine Diagnose nur anhand des bestehenden Zungenbelags getroffen. Je nach Diagnose wird die Zunge professionell gereinigt.
Professionelle Zungenreinigung
Doch wie läuft so eine professionelle Zungenreinigung beim Arzt ab? Dr. Riedl gibt uns einen Einblick: “Eine professionelle Zungenreinigung beim Zahnarzt läuft in der Regel durch spezielle Zungensauger und/oder Ultraschallgeräte ab. Die Schwingungen der Schallwellen entfernen die Bakterien von der Zunge – auch an Stellen, die durch „gewöhnliche“ Methoden und Haushaltsmittel nicht erreicht werden können. Ein Zungensauger hingegen besitzt meistens eine Seite zum Absaugen des Belags und eine speziell strukturierte Seite zum Auftragen und „einmassieren“ eines speziellen Reinigungsgels.” Bei einer Pilzinfektion reicht die professionelle Zungenreinigung allerdings nicht aus. Sie lässt sich mit Antipilzmitteln, sogenannten Antimykotika, behandeln.
So können Sie Zungenbelag vorbeugen
Vorsorge ist besser als Nachsorge – mit diesen Tipps können Sie Zungenbelag vorbeugen:
- Mundhygiene: “Am wichtigsten ist eine gute Mundhygiene”, sagt Dr. Riedl. Beschränken Sie sich beim Zähneputzen nicht nur auf die Zähne, sondern reinigen Sie auch die Zunge.
- Zungenschaber und Zungenbürste: Mit speziellen Zungenreinigern können Sie den Zungenbelag selber entfernen. Zungenschaber und Zungenbürste sind in Drogeriemärkten erhältlich. Haben Sie keine speziellen Instrumente zur Hand, können Sie leichten Zungenbelag auch mit einem ganz gewöhnlichen Esslöffel abschaben. Hierzu einfach mit der hohlen Seite des Löffels einige Male über die Zunge streichen.
- Viel trinken: “Eine Flüssigkeitszufuhr von etwa 2 Litern ist empfehlenswert, da so die zugeführte Flüssigkeit den Speichel beim Runterspülen möglicher Essensreste und abgestorbener Hautzellen unterstützt”, so der Experte.
- Kauen: Essen Sie nicht immer nur weiche Kost, denn das Kauen fester Nahrung regt den Speichelfluss an und fördert so das Fortspülen restlicher Zellen, Essensreste und Bakterien. Mit Dr. Riedls Worten: “Harte, strukturierte Lebensmittel (sprich nicht breiig oder flüssig) führen auch zu Abrieb auf der Zunge und ermöglichen es, den bestehenden Belag auf natürliche Weise zu entfernen.”
- Mundspülungen: Außerdem sind desinfizierende Mundwasser nach dem Zähneputzen empfehlenswert. Für alle, die lieber zur Naturapotheke greifen, hat Dr. Riedl folgende Tipps: “Zusätzlich können Mundspülungen aus Kamillenblüten, Thymian, Salbei oder Myrrhe gut gegen Belege auf der Zunge sein. Dasselbe gilt für Backpulver, Salz oder Aloe Vera Saft. Ölziehen mit Olivenöl für 10 Minuten kann auch gegen Belag, unreine Zwischenräume und Mundgeruch dienen.”
- Verzicht auf Kaffee, Tee und Nikotin: Ändern Sie Ihr Ernährungs- und Verhaltensmuster. “Die verminderte Zufuhr von Kaffee, Tee als auch Nikotin und anderen Genussmitteln wirkt sich positiv auf die Färbung der Zunge aus”, erklärt Dr. Riedl.
- Mehr Ballaststoffe: Achten Sie darauf, was Sie essen. “Eine erhöhte Zufuhr an Ballaststoffen führt zu einer mechanischen Reibung auf der Zunge und reinigen diese im Prozess”, so der Ernährungsexperte.
Der erfolgreiche Diabetologe, Ernährungsmediziner und Buchautor Dr. med. Matthias Riedl hat uns einige Fragen zum Thema beantwortet. Er ist Gründer und ärztlicher Direktor der medicum Hamburg MVZ GmbH, Deutschlands größter Spezialpraxis für Diabetes, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete.