Gelber Zungenbelag: Was bedeutet das?

Ein gelber Zungenbelag verursacht nicht nur ein pelziges Gefühl im Mund, sondern sorgt auch oft für Geschmacksveränderungen und unangenehmen Mundgeruch. Was die Ursachen sind, wie Sie Zungenbelag effektiv vorbeugen können und wann Sie zum Arzt sollten, erklärt Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Farbe der Zunge kann viel über die Gesundheit verraten. Weißlichen Belag kennen vermutlich viele, doch was hat es mit gelben Zungenbelag auf sich? Diese Erkrankungen können dahinterstecken.

Zunge einer Frau wird untersucht
Ein gelber Zungenbelag verschwindet meist nicht von alleine – daher ist meist ein Arztbesuch erforderlich Foto: iStock/stockvisual

Weißer, schwarzer bis hin zu gelben Belag auf der Zunge: Was ist normal?

Leichter Zungenbelag gibt noch keinen Anlass zur Sorge. Allein die Farbe des Belags kann darüber Aufschluss geben, ob eine Erkrankung dahinter stecken könnte. Die Farbe des Belags kann dabei von weiß, leicht gelblich oder bräunlich bis hin zu grau oder schwarz variieren.

Normalerweise sollte die Zunge eine rosafarbenen bis roten Ton haben. Ab und zu zeigt sich ein weißlicher Zungenbelag, der zum Beispiel durch Speisereste entsteht.

Was ist Zungenbelag eigentlich?

Eine belegte Zunge entsteht im Laufe des Tages. Nahrungsrückstände bleiben an der rauen Zungenoberfläche haften und bilden eine feine Schicht.

„Zungenbelag ist grob gesehen eine Konstellation aus drei Komponenten", wie Dr. Matthias Riedl erklärt. „Er besteht aus abgestorbenen Hautzellen, Essensresten und Mikroorganismen wie Bakterien. Oftmals befindet sich auf dem hinteren Drittel der Zunge der meiste Belag, da dieser Bereich nur schwer mit der Zahnbürste oder anderen Utensilien erreicht werden kann.“

Weißer und gelber Zungenbelag: Der Farbcheck im Überblick

  • Weißer Zungenbelag: „Eine leicht weiß belegte Zunge ist normal”, sagt Dr. Riedl.

  • Gelber Zungenbelag: Eine gelb gefärbte Zunge ist oftmals harmlos, kann in Kombination mit bestimmten Begleitsymptomen allerdings auch auf Krankheiten hinweisen.

  • Brauner Zungenbelag: Die Ursache für braunen Zungenbelag ist häufig der Konsum von Kaffee, Tee oder Nikotin.

  • Schwarzer Zungenbelag: Die schwarze Haarzunge (Lingua villosa nigra) ist zwar harmlos, aber unschön. In Absprache mit einem Arzt kann diese Erkrankung der Zunge erfolgreich behandelt werden.

Was sind die Ursachen für eine gelbe Zunge?

Ein auffällig vermehrt auftretender Zungenbelag kann zum einen durch schlechte Mundhygiene, Ernährung und Rauchen verursacht werden. Zum anderen kann gelber Zungenbelag aber auch auf spezielle Krankheiten hinweisen.

„Eine kräftig gelb belegte Zunge kann zum Beispiel die Folge einer Erkrankung der Leber und der Gallenblase sein. Gelbsucht beispielsweise äußert sich nicht nur in der Verfärbung der Haut und des Augapfels, sondern auch der Zunge”, erklärt Dr. Riedl. Dem Experten zufolge kann ein gelber Zungenbelag auch auf eine Gastritis hinweisen.

Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Ursachen für eine gelbe Zunge:

Gelbe Zunge aufgrund einer Pilzinfektion

„Ein dicker weiß-gelblicher Zungenbelag, einhergehend mit einem pelzigen Gefühl im Mund der Patienten, kann auch durch eine Pilzerkrankung bei geschwächtem Immunsystem hervorgerufen werden. Es handelt sich hierbei um den Hefepilz Candida albicans, allgemein unter dem Begriff ‚Mundsoor‘ bekannt”, sagt Dr. Riedl.

Treten zusätzlich noch starker Mundgeruch, Rötungen und Schluckbeschwerden auf, sind noch weitere Anzeichen für eine Pilzinfektion gegeben. Dann sollte man keine Zeit verlieren und umgehend einen Arzt aufsuchen, da eine Pilzinfektion die Mundflora nachhaltig stören kann.

Gelbe Zunge: Hinweise auf Vergiftung

„Auch Krankheiten wie Syphilis oder Diphtherie können mit einer Gelbfärbung der Zunge einhergehen”, führt Dr. Riedl an und ergänzt: „Gifte oder Metalle wie beispielsweise Amalgam können sich auch in der Gelbfärbung der Zunge bemerkbar machen.” Somit verrät der Zungenbelag einiges über unsere Gesundheit – wir müssen die Zeichen nur richtig zu deuten wissen.

Gelber Belag auf der Zunge: Welche Symptome können auftreten?

Gelber Zungenbelag tritt selten alleine auf. Ernährungsmediziner Dr. Riedl nennt folgende Begleitsymptome, die in Kombination mit einer gelben Zunge auftreten können:

  • Mundgeruch

  • Verminderte Geschmackswahrnehmung

  • Pelziges Gefühl

  • Zungenbrennen

  • Fieber

  • Allgemeines Krankheitsgefühl

Wann sollte ich bei einer gelben Zunge zum Arzt?

Sofern keine zusätzlichen Beschwerden bestehen und es sich lediglich um einen feinen, leicht gelblichen Film handelt, der sich über Ihre Zunge legt, müssen Sie nicht sofort ärztlichen Rat einholen.

Dr. Riedl empfiehlt: „Sollten oben genannte Begleitsymptome auftreten, die nicht durch das Entfernen des Belags bzw. eine Besserung der Mundpflege beseitigt werden können oder wenn sich der Belag nicht einfach entfernen lässt, pelzig ist oder sich unnatürlich intensiv in der Farbe oder Menge bemerkbar macht, sollte der Arzt aufgesucht werden.” Ansprechpartner:innen sind in diesem Fall Zahn- und Hausärzt:innen.

Diese Rolle spielt die Zungenreinigung bei einer gelben Zunge

Zunächst wird der Arzt die belegte Zunge und die Mundschleimhäute gründlich untersuchen – ggf. wird auch ein Abstrich vom Zungenbelag gemacht, um eine mögliche Pilzinfektion ausschließen zu können. Neben der Untersuchung der Zunge gibt die Vorgeschichte des Patienten bereits wichtige Anhaltspunkte für die Diagnostik. Selten wird eine Diagnose nur anhand des bestehenden Zungenbelags getroffen. Je nach zugrundeliegender Ursache wird die Zunge gereinigt.

„Eine professionelle Zungenreinigung beim Zahnarzt läuft in der Regel durch spezielle Zungensauger und/oder Ultraschallgeräte ab", sagt. Dr. Riedl. „Die Schwingungen der Schallwellen entfernen die Bakterien von der Zunge – auch an Stellen, die durch gewöhnliche Methoden und Hausmittel nicht erreicht werden können. Ein Zungensauger hingegen besitzt meistens eine Seite zum Absaugen des Belags und eine speziell strukturierte Seite zum Auftragen und „einmassieren“ eines speziellen Reinigungsgels.”

Bei einer Pilzinfektion reicht die professionelle Zungenreinigung allerdings nicht aus. Sie lässt sich mit Antipilzmitteln, sogenannten Antimykotika, behandeln.

So können Sie Zungenbelag vorbeugen

Vorsorge ist besser als Nachsorge – mit diesen Tipps können Sie Zungenbelag vorbeugen:

  • Mundhygiene: „Am wichtigsten ist eine gute Mundhygiene”, sagt Dr. Riedl. Beschränken Sie sich beim Zähneputzen nicht nur auf die Zähne, sondern reinigen Sie auch die Zunge.

  • Zungenschaber und Zungenbürste: Mit speziellen Zungenreinigern können Sie den Zungenbelag selber entfernen. Zungenschaber und Zungenbürste sind in Drogeriemärkten erhältlich. Haben Sie keine speziellen Instrumente zur Hand, können Sie leichten Zungenbelag auch mit einem ganz gewöhnlichen Esslöffel abschaben. Hierzu einfach mit der hohlen Seite des Löffels einige Male über die Zunge streichen.

  • Viel trinken: „Eine Flüssigkeitszufuhr von etwa zwei Litern ist empfehlenswert, da die zugeführte Flüssigkeit den Speichel beim Runterspülen möglicher Essensreste und abgestorbener Hautzellen unterstützt”, so der Experte.

  • Kauen: Essen Sie nicht immer nur weiche Kost, denn das Kauen fester Nahrung regt den Speichelfluss an und fördert so das Fortspülen restlicher Zellen, Essensreste und Bakterien. „Harte, strukturierte Lebensmittel (sprich nicht breiig oder flüssig) führen auch zu Abrieb auf der Zunge und ermöglichen es, den bestehenden Belag auf natürliche Weise zu entfernen.”

  • Mundspülungen: Außerdem sind desinfizierende Mundwasser nach dem Zähneputzen empfehlenswert. Für alle, die lieber zur Naturapotheke greifen, hat Dr. Riedl folgende Tipps: „Zusätzlich können Mundspülungen aus Kamillenblüten, Thymian, Salbei oder Myrrhe gut gegen Belege auf der Zunge sein. Dasselbe gilt für Backpulver, Salz oder Aloe-Vera-Saft. Ölziehen mit Olivenöl für 10 Minuten kann auch gegen Belag, unreine Zwischenräume und Mundgeruch helfen.” Tipp: Sie können Mundspülungen auch selber machen.

  • Verzicht auf Kaffee, Tee und Nikotin: Ändern Sie Ihr Ernährungs- und Verhaltensmuster. „Die verminderte Zufuhr von Kaffee, Tee und Nikotin sowie anderen Genussmitteln wirkt sich positiv auf die Färbung der Zunge aus”, erklärt Dr. Riedl.

  • Mehr Ballaststoffe: Achten Sie darauf, was Sie essen. „Eine erhöhte Zufuhr an Ballaststoffen führt zu einer mechanischen Reibung auf der Zunge und reinigen diese im Prozess”, so der Ernährungsexperte.

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen und Sie dennoch eine gelbe Zunge bemerken, sollten Sie ärztlichen Rat einholen, um sich auf Gallen- und Lebererkrankungen, Gastritis sowie eine Pilzinfektion untersuchen zu lassen.

Unser Experte

Der erfolgreiche Diabetologe, Ernährungsmediziner und Buchautor Dr. med. Matthias Riedl hat uns einige Fragen zum Thema beantwortet. Er ist Gründer und ärztlicher Direktor der medicum Hamburg MVZ GmbH, Deutschlands größter Spezialpraxis für Diabetes, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete.