Was ist eine Gehörgangsentzündung?

Eine Gehörgangsentzündung zählt zu den häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen. In der Regel ist sie gut zu behandeln. Übertriebene Hygiene und häufiges Schwimmen können das Entstehen einer Gehörgangsentzündung begünstigen.

Mann hält sich das schmerzende Ohr
Es gibt verschiedene Arten von Gehörgangsentzündungen Foto: Aleksej Sarifulin/iStock

Was ist eine Gehörgangsentzündung?

Der äußere Gehörgang liegt zwischen Ohrmuschel und Trommelfell.  Entzündet sich die Haut des äußeren Gehörgangs, sprechen Mediziner von einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa). Sie gehört zu den häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen. Auslöser sind meistens Bakterien. Aber auch Allergien, Viren oder Pilze können eine Gehörgangsentzündung hervorrufen.

Symptome: Das sind die Anzeichen einer Gehörgangsentzündung

Es gibt verschiedene Anzeichen für eine Gehörgangsentzündung. Anfangs spüren die Patienten meist nur einen Juckreiz im Ohr. Auch Brennen im Gehörgang, sowie Hautrötungen oder Schuppen- und Krustenbildung sind typisch. Später kommen häufig starke Ohrenschmerzen dazu. Diese Schmerzen verstärken sich, wenn man auf die Ohrmuschel drückt oder an den Ohrläppchen zieht. Auch Kauen oder Sprechen kann schmerzhaft sein. Bei fortschreitender Gehörgangsentzündung schwillt der Gehörgang ganz oder teilweise zu und die Betroffenen können mitunter nicht mehr gut hören. Manchmal sondert der Gehörgang auch eine Flüssigkeit ab. Viele Patienten, die an einer Gehörgangsentzündung leiden, fühlen sich auch allgemein nicht gut. Sie haben zum Beispiel Fieber, geschwollene Lymphknoten und sind müde und schlapp. Häufig beeinträchtigen sie die Beschwerden so stark, dass sie ein paar Tage nicht arbeiten oder zur Schule gehen können.

Wie eine Gehörgangsentzündung entsteht

Der äußere Gehörgang liegt zwischen Ohrmuschel und Trommelfell. Er ist mit einer Haut ausgekleidet, deren Drüsen ein spezielles Sekret absondern: das Ohrenschmalz (Cerumen). Das Ohrenschmalz ist eine natürliche Barriere und schützt die Haut des Gehörganges vor Krankheitserregern und anderen Einflüssen wie zum Beispiel Schmutzpartikel. Funktionieren diese körpereigenen Schutzmechanismen nicht mehr richtig, können zum Beispiel Keime wie Bakterien, Viren oder Pilze in die Haut eindringen und sich dort vermehren. Das führt dann dazu, dass sich die Haut entzündet und eine Gehörgangsentzündung entsteht.

Wie gefährlich ist eine Gehörgangsentzündung?

Normalerweise lässt sich eine Gehörgangsentzündung gut mit antibiotischen und entzündungshemmenden Medikamenten behandeln. Nach einigen Tagen heilt sie in der Regel ab, ohne weitere Beschwerden oder Spätfolgen zu verursachen. Manchmal aber greift die Entzündung auf die umliegenden Knochen über und zerstört sie. Das passiert allerdings sehr selten. Vor allem Menschen, die an einer Immunschwäche oder an Diabetes leiden, sind gefährdet.

Wie kann man vorbeugen?

Einer Gehörgangsentzündung kann man mit einfachen Mitteln vorbeugen. Man sollte vor allem eine übertriebene Hygiene vermeiden. Gesunde Ohren reinigen sich von selbst. Häufiges Waschen begünstigt das Eindringen von Krankheitserregern und Wattestäbchen können die empfindliche Haut des Gehörgangs verletzen. Schwimmer oder Taucher sollten darauf achten, ihre Ohren nach dem Aufenthalt im Wasser gut zu trocknen. Feuchtigkeit kann das Mikroklima im Ohr verändern und so eine Infektion begünstigen.

Das sind die Risikofaktoren

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Entstehen einer Gehörgangsentzündung begünstigen können:

  • Übertriebene Hygiene: Häufiges Waschen mit Shampoos und Seifen können den pH-Wert im Gehörgang verändern und so eine Gehörgangsentzündung fördern.
  • Kleine Verletzungen: Wattestäbchen, Ohrstöpsel, sogenannte „In-Ear“-Kopfhörer, Hörgeräte oder andere Gegenstände können die empfindliche Haut des Gehörgangs verletzen. Krankheitserreger können über diese Verletzungen leichter in die Haut gelangen und Entzündungen auslösen.
  • Feuchtigkeit: Wasser, das beim Duschen, Baden oder Schwimmen in die Ohren gelangt, spült nicht nur das schützende Ohrenschmalz weg. Es weicht zudem die Haut im äußeren Gehörgang auf und macht sie anfälliger für Keime.
  • Krankheiten: Bei bestimmten Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Immunschwäche, chronischen Mittelohrentzündungen oder chronischen Hauterkrankungen leiden die Betroffenen oft zusätzlich unter einer Gehörgangsentzündung.
  • Anatomische Besonderheiten: Bei manchen Menschen bilden sich knöcherne Veränderungen im äußeren Gehörgang. Diese sogenannten Exostosen können die Selbstreinigung des Ohrs behindern, sodass leichter eine Gehörgangsentzündung entsteht.
  • Allergien: Einige Menschen reagieren allergisch auf bestimmte Inhaltsstoffe (z.B. in Shampoos). Diese Substanzen können die Haut reizen und Entzündungen begünstigen.

Verschiedene Formen der Gehörgangsentzündung

Je nach Auslöser unterscheiden Mediziner zwischen verschiedenen Formen der Gehörgangsentzündung:

Gehörgangsekzem (Otitis externa diffusa): Auslöser für diese Form der Gehörgangsentzündung sind häufig Bakterien oder Pilze. Aber auch Allergien (z.B. gegen Kosmetika, Seifen etc.) können die Ursache sein. Dabei ist der gesamte Gehörgang betroffen, manchmal auch die angrenzenden Bereiche wie Ohrmuschel, Lymphknoten oder Ohrspeicheldrüse.

Gehörgangsfurunkel (Otitis externa circumscripta): In der Haut des äußeren Gehörgangs befinden sich auch Haare. Manchmal entzünden sich Teile der Haarwurzel (Haarbalg). Es kommt zu knotenförmigen, eitrigen Entzündungen, die vor allem durch Staphylokokken ausgelöst werden.

Nekrotisierende Gehörgangsentzündung (Otitis externa necroticans): Dabei greifen die Bakterien (Pseudomonas aeruginosa), welche die Entzündung auslösen, auch die umliegenden Knochen an und zerstören sie. Diese Form der Gehörgangsentzündung ist selten. Vor allem Diabetiker, deren Krankheit nicht richtig behandelt wird, sowie Personen mit einem schwachen Immunsystem leiden darunter.

Grippe-Otitis: Im Rahmen einer Grippe oder einer Erkrankung der oberen Atemwege kann es zu einer Gehörgangsentzündung kommen, bei der auch das Mittelohr betroffen ist. Anzeichen für eine Grippe-Otitis sind kleine Blutbläschen im Gehörgang und auf dem Trommelfell.

Schwimmbad-Otitis: Diese Form der Gehörgangsentzündung tritt vor allem im Sommer auf. Häufiges Baden und Schwimmen weicht die Haut im Gehörgang auf. Im Wasser von Seen oder Freibädern tummeln sich aber auch immer viele Keime. Diese haben leichtes Spiel, wenn die natürliche Schutzbarriere der Gehörgangshaut beeinträchtigt ist.

Behandlung: Gehörgangsentzündung

Für die Behandlung der Gehörgangsentzündung stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Antibiotikahaltige Tropfen oder Salben töten die Krankheitserreger ab oder verhindern ihre Vermehrung. 

Warum der Arzt zuerst den Gehörgang reinigt

In der Regel reinigt der Arzt den Gehörgang zuerst gründlich, da sich durch die Gehörgangsentzündung Ablagerungen bilden (z. B. Sekret wie Eiter oder Blut,  Hautschuppen etc.). Dazu benutzt er einen speziellen Sauger. Das kann mitunter für den Patienten etwas unangenehm sein, da Gehörgang und Ohrmuschel durch die Entzündung schmerzen. Die Reinigung ist aber nötig, damit die später verwendeten Medikamente besser wirken. Denn diese werden normalerweise direkt auf die entzündeten Bereiche im Gehörgang aufgetragen.

Welche Medikamente stehen zur Verfügung?

Je nachdem, welche Art von Gehörgangsentzündung vorliegt und wie schwer sie ist, sind verschiedene Wirkstoffe für die Behandlung geeignet. Da in den meisten Fällen Bakterien die Auslöser sind, spielen bei der Therapie vor allem Antibiotika eine Rolle.

Tropfen, Salben, Mullstreifen: Bei leichten Entzündungen verschreibt der Arzt antibiotikahaltige Ohrentropfen, die der Patient selber anwenden kann. Ist die Gehörgangsentzündung schlimmer, legt der Arzt einen Mullstreifen in den Gehörgang, der mit einer Medikamentenlösung getränkt ist. Die Lösung enthält neben Antibiotika auch entzündungshemmende Wirkstoffe sowie ein Schmerz- oder Betäubungsmittel.

Ein Gehörgangsfurunkel, bei dem sich die Entzündung auf einen bestimmten Bereich des Gehörgangs beschränkt, behandelt der Arzt normalerweise mit einer antibiotikahaltigen Salbe. Eventuell schneidet er zuvor das kleine Eiterbläschen auf, um den Eiter abfließen zu lassen.

Sind Pilze an der Gehörgangsentzündung beteiligt, können Salben oder Tropfen helfen, die ein Antipilzmittel (sogenannte Antimykotika) enthalten. Bei Allergien wirken neben entzündungshemmenden Tropfen oder Salben auch sogenannte Antihistaminika, die der Patient einnehmen kann, um die allergischen Reaktionen des Körpers zu dämpfen.  

Tabletten: Gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Entzündung auf den Körper ausbreitet (z.B. Fieber oder Schüttelfrost) oder leidet der Patient zusätzlich zu der Gehörgangsentzündung an einer Grunderkrankung wie Diabetes oder einer Immunschwäche, verabreicht der Arzt Antibiotika auch als Tablette oder in schweren Fällen als Infusion. 

Im Video: Gehörgangsentzündung – das müssen Sie wissen

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Vorbeugung: Gehörgangsentzündung verhindern

Verschiedene Faktoren können die Entstehung einer Gehörgangsentzündung begünstigen. Neben übertriebener und falscher Hygiene ist auch Feuchtigkeit im Ohr oft der Auslöser für eine Infektion. Besonders Menschen, die häufig an einer Gehörgangsentzündung leiden, können von bestimmten Verhaltensregeln profitieren.

Keine Wattestäbchen benutzen: Ohrenschmalz ist keineswegs Dreck, den man entfernen muss. Die fettige und bakterienabweisende Masse schützt die Haut des Gehörgangs vor Wasser und Krankheitserregern. Zudem reinigen sich gesunde Ohren normalerweise ganz von selbst. Kleine Härchen im Inneren des Ohrs bewegen sich ständig und schieben so Ohrenschmalz – und mit ihm Staub und Schmutz – von innen nach außen.

Wer seine Ohren unbedingt sauber machen will, sollte auf Wattestäbchen verzichten. Diese können die empfindliche Haut im Gehörgang leicht verletzen, vor allem wenn sie nach dem Duschen aufgeweicht ist. Einen ebenso guten Reinigungseffekt erzielt man mit etwas lauwarmem Wasser (z.B. indem man mit dem Duschkopf und geringem Wasserdruck das Innere des Ohrs spült). Seife oder Shampoo sind dafür nicht nötig, denn die darin enthaltenen Inhaltsstoffe können das Ohrinnere zusätzlich reizen und  Allergien verursachen.

Menschen, die dazu neigen, übermäßig viel Ohrenschmalz zu bilden, können auch zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen. Dort kann der Arzt mithilfe spezieller Geräte das überschüssige Ohrenschmalz sicher und zuverlässig entfernen.

Gut trocknen: Nach dem Baden, Schwimmen, Duschen etc. sollte man die Ohren gut trocknen, zum Beispiel mit einem sauberen Handtuchzipfel oder durch leichtes Föhnen. Wasser weicht nicht nur die Haut im Gehörgang auf und macht sie empfindlicher für Eindringlinge. Die Feuchtigkeit kann auch das leicht saure Milieu im Inneren des Ohrs verändern und dafür sorgen, dass Keime leichtes Spiel haben. Wer immer wieder an einer Gehörgangsentzündung erkrankt, sollte beim Schwimmen eine Badekappe tragen und direkt nach dem Schwimmen dafür sorgen, dass kein Wasser mehr im Gehörgang zurückbleibt (z.B. indem man den Kopf solange zur Seite neigt, bis das Wasser abgeflossen ist).

Wichtige Hygiene: Auch Dinge wie Ohrstöpsel, In-Ear-Kopfhörer oder Hörgeräte können eine Gehörgangsentzündung fördern. Sie sollten regelmäßig mit einer alkoholhaltigen Lösung gesäubert werden, um anhaftende Bakterien zu entfernen.

Gut behandelt: Menschen, die an Diabetes leiden, sollten ihren Blutzuckerwert richtig einstellen lassen. Das senkt das Risiko, zusätzlich an einer Gehörgangsentzündung zu erkranken.

Quellen:

  1. Pschyrembel Online (Abruf 06.12.2018)
  2. AWMF-Leitlinie „Ohrenschmerzen“ Registernummer 053-009 (www.awmf.org, Abruf 06.12.2018)
  3. Arnold W, Ganzer U: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Georg Thieme Verlag 2011
  4. Lenarz T, Boenninghaus HG: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer-Verlag 2012
  5. Hajioff D, MacKeith S. Otitis externa. BMJ Clin Evid 2015. PMID: 26074134