Gehen Sie Stress-Erkrankungen aus dem Weg: Wie ein Spaziergang Ihr Leben retten kann

Bewegung in der Natur ist die ideale Vorbeugung gegen Stress-Krankheiten
Ein 30-minütiger Spaziergang täglich ist die ideale Vorbeugung gegen Stress-Krankheiten – und wirkt sogar gegen schwere Erkrankungen wie Demenz und Krebs Foto: Fotolia

Auf der Suche nach Mitteln gegen das Altern stießen Forscher auf eine erstaunlich wirksame Medizin für Körper und Geist: den Spaziergang. Neueste Studien beweisen die Wirksamkeit – selbst bei schweren Erkrankungen.

Viele Jahre widmeten die französischen Wissenschaftler ihre Forschung dem Thema Anti-Aging. Vor Kurzem machten sie dann tatsächlich eine erstaunliche Entdeckung: Sie fanden heraus, dass ein bestimmtes Molekül im Körper – das sogenannte Interleukin-6 – einer der Haupt-Reparaturfaktoren unserer Haut ist: Es strafft und glättet sie. Gelingt es uns, seine Produktion bis ins hohe Alter zu erhalten, verringert sich permanent die Faltendichte und -tiefe der Haut, Krähenfüße und Altersflecken werden reduziert.


Interleukin-6 ist in der Tat ein Wundermolekül, bestätigen auch deutsche Experten wie der Internist Dr. Ulrich Strunz: „Es ist ein Botenstoff, ein Kurier, der Botschaften von einer Immunzelle zur nächsten trägt. Ohne dieses Molekül gibt es keine Reaktion des Immunsystems und somit keinen erfolgreichen Kampf gegen alt- und krankmachende Bakterien, Viren und Krebszellen.“

Spaziergang: 30 Minuten täglich

Bleibt die Frage: Wie aktiviert man Interleukin-6? Eine Studie der Universität Kopenhagen hat gezeigt, dass wir unsere körpereigene Produktion am einfachsten und schnellsten mit einem Spaziergang anregen. „Unsere Muskeln spucken die Moleküle dabei von ganz allein aus – weil sie bewegt werden“, so Dr. Strunz. Ein täglicher Spaziergang von 30 Minuten genügt, um die Interleukin-6-Konzentration im Körper um das Hundertfache ansteigen zu lassen.

Die Lebenserwartung verlängert sich dadurch durchschnittlich um knapp zwei Jahre – schon bei drei Spaziergängen pro Woche. Das hat erst kürzlich eine Langzeitstudie mit mehr als 65 000 Testpersonen zwischen 21 und 92 Jahren ergeben. Aber kann das Geheimnis ewiger Jugend tatsächlich so einfach sein?



Auch die Wirbelsäule profitiert von einem Spaziergang

Warum der Spaziergang die Medizin des 21. Jahrtausends ist

Der menschliche Körper hat zwei Anti-Aging-Ärzte, sein rechtes und sein linkes Bein – Sätze wie diese, die noch vor einiger Zeit als Unsinn abgetan wurden, hört man jetzt immer öfter in Mediziner- und Forscherkreisen. Dass auf den Rezepten der Patienten statt einer Medikation steht: „7-mal pro Woche 30 Minuten spazieren gehen“ ist längst keine Seltenheit mehr.

Wie ist das zu erklären? Der Spaziergang ist die ursprünglichste und natürlichste Art der Fortbewegung. Bei keiner anderen Bewegungsart wird der gesamte Körper so gleichmäßig und gesund beansprucht, ohne dass es zu einer Überbelastung einzelner Glieder oder Organe kommt. Der Organismus wird trainiert, die Sauerstoffversorgung um das Zehnfache gesteigert.

Bei einem Spaziergang wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt, die Durchblutung verbessert, die Lungenkapazität maximiert und die Blutfettwerte werden gesenkt. Eine Studie von Professor Ingo Froböse von der deutschen Sporthochschule in Köln bewies zudem, dass Spazierengehen sogar einen vergleichbaren körperlichen Effekt hat wie das Joggen – und dabei noch gesünder ist. „Messungen haben ergeben: Jedes Mal, wenn wir beim Joggen auf dem vorderen Fuß aufkommen, müssen Knie- und Hüftgelenke das Dreifache unseres Körpergewichts aushalten“, erklärt Dr. Petra Mommert-Jauch vom Deutschen Walking Institut in Donaueschingen. Beim Spaziergang hingegen werden die Gelenke nicht überlastet.

Zum Rückentraining GEHEN

Auch die Wirbelsäule profitiert von einem Spaziergang. „Jeder Schritt führt zu einer leichten Rotation zwischen Schulterachse und Becken. Das wirkt auf die Bandscheiben wie eine Massage. Zusätzlich wird die umliegende Tiefenmuskulatur aktiviert und gestärkt. Wirbel und Bandscheiben haben dadurch besseren Halt.“

Frau ist erkältet
Durch den täglichen Spaziergang lässt sich das Erkältungsrisiko verringern Foto: Fotolia

Kann man dem Fett davongehen?

Gehen bremst den Hunger, denn es verhindert, dass das appetitanregende Hormon Ghrelin vermehrt produziert wird. Gleichzeitig werden körpereigene Appetitzügler wie Serotonin und Endorphine ausgeschüttet. Auch der Entzündungshemmer Interleukin-6 wirkt wie ein Diätmittel, denn er steigert die Fettverbrennung und die Nährstoffversorgung der Muskeln. Allein weil Probanden einer Studie aus Chile sich bewegten, hatten sie weniger Appetit und nahmen täglich 300 kcal weniger zu sich.



Gibt es einen Gratiserkältungs-Schutz?

US-Wissenschaftler entdeckten: Durch den täglichen Spaziergang lässt sich auch das Erkältungsrisiko massiv verringern. Die aktiven Studienteilnehmer klagten dreimal seltener über Infekte als die untätigen Kandidaten.



Kann ein Spaziergang wieder glücklich machen?

Erste Ergebnisse einer Studie der Rehaklinik Glotterbad zeigen: Depressionen können bei einem Spaziergang Schritt für Schritt gelindert werden. Erklärung: Wenn wir uns bewegen, werden vermehrt Testosteron und Adrenalin ausgeschüttet. Beide Hormone machen uns aktiver, wacher und wirken stimmungsaufhellend.



Wie funktioniert die Anti-Krebs-Bewegung?

Sowohl als Prophylaxe als auch als Heilmethode hat sich der Spaziergang in der Krebsmedizin etabliert. Denn: Die leichte Bewegung verhindert die Bildung neuer Fettzellen, dadurch reduzieren sich Entzündungsbotenstoffe, und das wiederum verhindert die Zellentartung. Ideal: ein kleiner Spaziergang nach jedem schweren Essen.



Wirkt Gehen wie ein Blutdrucksenker?

Mehr als 70 000 Teilnehmer wurden in der US-amerikanischen Nurses' Health Study untersucht. Ergebnis: Zügiges Gehen senkt den Blutdruck – kurz- und auch langfristig. „Messungen haben tatsächlich ergeben, dass ein regelmäßiger Spaziergang ähnlich gut funktioniert wie die Einnahme eines Blutdrucksenkers“, sagt Dr. Bernd Wolfarth, leitender Oberarzt der Abteilung Sportmedizin an der TU München.



Kann ich mir einen höheren IQ erlaufen?

Glückliche Frau beim Spaziergang
Depressionen können bei einem Spaziergang Schritt für Schritt gelindert werden Foto: Fotolia

Bei einem Spaziergang setzt das zentrale Nervensystem vermehrt Botenstoffe frei, die für Lern- und Gedächtnisprozesse verantwortlich sind. Diese sogenannten Neurotransmitter helfen dabei, neue Informationen zu speichern und das Gedächtnis zu verbessern – in jedem Alter. Bei Studienteilnehmern, die sich während des Lernens bewegten, steigerte sich innerhalb von neun Monaten der gemessene Intelligenzquotient durchschnittlich um 29 Punkte.