Gefahr oder Segen? – 7 Wahrheiten über den Kaiserschnitt

Kaiserschnittgeburten verändern die genetische Zellinformation der Neugeborenen und verursachen gesundheitliche Langzeitschäden. Das zeigen schwedische Forscher in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Praxisvita hat für Sie die Fakten und erklärt die wichtigsten Wahrheiten zum Thema Kaiserschnitt.
In einer aktuellen Studie gingen Forscher der Universität Karolinska in Stockholm der Frage nach, welchen Einfluss die Geburtsart auf die gesundheitliche Entwicklung von Neugeborenen hat. Dabei zeigte sich, dass bei Kindern, die durch einen Kaiserschnitt geboren wurden, mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Langzeitschäden zu rechnen ist.
DNA-Modifikation führt zu gesundheitlichen Langzeitschäden
Die Wissenschaftler um Professor Ekstrom fanden heraus, dass für Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen, aufgrund einer Wandlung genetischer Zellinformationen – auch als epigenetische Veränderungen bezeichnet – ein erhöhtes Risiko besteht, an Diabetes, Krebs, Asthma und Allergien zu erkranken. Die Untersuchungen zeigten, dass Kaiserschnitt-Kinder über eine stark gestiegene „Methylierung“ in ihren Stammzellen verfügten. Bei der DNA-Methylierung handelt es sich um eine chemische Abänderung der Erbsubstanz einer Zelle, die wiederum zu anderen Funktionseigenschaften von Zellen führt. Diese Art der Zell-Modifikation ist aus medizinischer Sicht keine DNA-Mutation, sondern eine durch Enzyme – die sogenannten DNA-Methyltransferasen – ausgelöste Umfunktionierung bestehender Grundbausteine der genetischen Informationen, die z.B. natürlich vorkommen, wenn sich der Körper an äußerliche Gegebenheiten anpassen muss.
Mindestens 350 Immun-Gene werden durch Kaiserschnitt verändert
Statistisch signifikante DNA-Modifikationen ließen sich bei rund 60 Prozent der durch Kaiserschnitt geborenen Kinder feststellen. Betroffen von der epigenetischen Abänderung der Zellinformationen waren dabei mindestens 350 Gen-Regionen, die einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems bei Neugeborenen haben. In einer Kontrollgruppe – mit natürlich geborenen Babys – waren diese DNA-Modifikationen nicht nachzuweisen.
Die aufgrund der erhöhten Methylierung hervorgerufenen Veränderungen in der Immunabwehr der Babys führen nach Aussagen der Forscher langfristig zu Immunreaktionen, die bestimmte Krankheitsbilder – wie Diabetes, Krebs, Asthma oder Allergien – begünstigen und sogar hervorrufen können.
Beim Kaiserschnitt fehlt „positiver Stress“
„Bei einer natürlichen Geburt wird der Fötus einem hohen Stressniveau ausgesetzt“, erklärt Studienleiter Professor Ekstrom. Diese Ausschüttung von Stresshormonen aktiviert die Immunabwehr des Kindes und „bereitet die ungeborenen Kinder in einer positiven Art und Weise auf das Leben außerhalb der Gebärmutter vor.“ Hinzu kommt, dass Föten bei einer natürlichen Geburt unweigerlich mit Bakterien des Vaginaltraktes der Mutter in Kontakt kommen – ebenfalls ein wichtiger Faktor zur Vorbereitung und Aktivierung des Immunsystems.

Die Studie zeigte nun, dass bei einem Kaiserschnitt diese natürliche „Aktivierung des Immunsystems bei Neugeborenen durch den Geburtsvorgang ausbleibt“, was wiederum zu einer erhöhten Modifikation der immunverantwortlichen DNA im Baby führt. Professor Ekstrom verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass solche genetischen Modifikationen nicht sofort in Krankheiten münden müssen. In vielen Fällen sei wahrscheinlich, dass sich die Immunveränderungen erst viele Jahre später in krankheitsbedingenden Immunreaktionen äußern. Ebenso sei nicht auszuschließen, dass solche Immunstörungen an die nächsten Generationen weiter vererbt werden.
Wann kommen Kinder durch Kaiserschnitt zur Welt?
In Deutschland werden rund 32 Prozent der Neugeborenen mit einem Kaiserschnitt entbunden. Der Kaiserschnitt als medizinische Notfallmaßnahme bei Komplikationen während des Geburtsvorgangs ist ein Segen der modernen Medizin. Doch nach Schätzungen ist nur bei ungefähr zehn Prozent der unnatürlichen Geburten eine medizinische Komplikation – wie z.B. die vorzeitige Lösung der Plazenta, das Querliegen eines Fötus, eine Einengung der Nabelschnur oder ein geschätztes Gewicht des Fötus von mehr als 4.500 Gramm – der Grund für die Durchführung eines Kaiserschnitts.
Nichtmedizinische Begründungen für eine Entbindung durch Kaiserschnitt sind sogenannte Plangeburten. Dabei wird der genaue Termin der Geburt errechnet und festgelegt. Das gibt den Krankenhäusern Planungssicherheit und den werdenden Müttern angeblich ein Gefühl von Sicherheit – z.B. aufgrund von weniger Kontrollverlust durch eine spontane Geburt oder weniger Schmerzen dank der Betäubung. Daneben zeigen Untersuchungen, dass für Krankenhäuser Kaiserschnitte finanziell lukrativer und leichter zu betreuen sind als natürliche Geburten, wodurch möglicherweise von Ärzten mehr Empfehlungen zu Kaiserschnitt-Geburten ausgesprochen werden.
Dennoch berührt die Entscheidung ob für oder gegen einen Kaiserschnitt vor allem eine gesundheitliche Dimension – nämlich die des Fötus und der werdenden Mutter. Praxisvita hat für Sie im Folgenden sieben gesundheitliche Wahrheiten zum Thema Kaiserschnitt zusammengestellt.
1. Fehlerhafte Immunreaktionen bei Neugeborenen
Studien haben gezeigt, dass bei einen Kaiserschnitt das Immunsystem von Neugeborenen nicht wie bei einer natürlichen Geburt aktiviert wird und es so zu fehlerhaften Immunreaktionen kommen kann. Als Folgen können schwere Erkrankungen – wie Diabetes, Allergien, Asthma und Krebs – auftreten. Eine Studie aus Norwegen zufolge, veränderte sich durch einen Kaiserschnitt beispielsweise das Risiko für die Ausbildung einer Allergie um das siebenfache. Die Gefahr an Typ-1-Diabetes zu erkranken stieg dagegen um rund 17 Prozent.
2. Kaiserschnitt verursacht schwere Wunde
Der chirurgische Schnitt in der unteren Bauchregion, der für einen Kaiserschnitt notwendig ist, muss groß genug sein, dass der Kopf des Neugeborenen hindurch passt. Mag das auch einleuchtend klingen, so unterschätzen dennoch einer Umfrage zufolge 70 Prozent der Frauen die Größe der zurückbleibenden Wunde. Der Kaiserschnitt ist ein erheblicher Eingriff in den Körper. Frauen müssen nach der Operation vorerst liegen bleiben – auch aufgrund eines Urin-Katheters – und können das Krankenhaus im Schnitt erst nach etwa sieben Tagen wieder verlassen. In manchen Fällen muss sogar eine Drainage aus der Wunde gelegt werden, durch die überschüssiges Blut abfließen kann. Verheilt ist die Wunde erst nach rund sechs Wochen.
Gefahren gehen dabei – wie bei allen Operationen – von möglichen Wundinfektionen und Blutverlust aus. Außerdem verändert sich bei Schwangeren die Blutgerinnung, wodurch es zu Thrombosen – sogenannten thromboembolischen Komplikationen – kommen kann. Ebenso können in seltenen Fällen durch den Kaiserschnitt andere Organe – wie Blase oder Darm – verletzt werden, was Folgeoperationen verursachen kann.
3. Gefahr bei der zweiten Geburt
Wenn eine Frau bereits einen Kaiserschnitt hinter sich hat, kann ein weiterer Eingriff dieser Art problematisch werden – selbst bei einer natürlichen Geburt. Denn bei einer weiteren Schwangerschaft und Geburt kann die Narbe leicht aufreißen. Zudem kann die Plazenta mit Schnittnarbe verwachsen und so den Geburtskanal verdecken – was nicht nur zu Komplikationen bei der Entbindung, sondern auch zu starken Blutungen führen kann.

4. Atemstörungen beim Neugeborenen durch Kaiserschnitt
Bei etwa fünf Prozent der Neugeborenen, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht wurden, müssen nach der Geburt wegen Atemstörungen für einige Tage auf die Neugeborenen-Intensivstation. Auslöser dieser Atembeschwerden ist die häufig verfrühte Entbindung bei einer operativen Plangeburt, sodass die Lungen noch nicht vollständig ausgereift sind. Zudem fehlt hier noch ein anderer natürlicher Geburtseffekt. Wegen der Entbindung durch den engen Geburtskanal werden beim Neugeborenen Flüssigkeitsreste aus der Lunge gepresst, die bei einem Kaiserschnitt in der Lunge verbleiben und so Atemwegsstörungen und Entzündungen auslösen können.
5. Darmträgheit und Blasenprobleme nach dem Kaiserschnitt
Das wahrscheinlich häufigste und dennoch kaum bekannte Problem nach einem Kaiserschnitt ist eine Darmträgheit der Mutter. Die dabei auftretenden Verstopfungen müssen medikamentös und durch Zuführung von viel Flüssigkeit in den Tagen nach der Geburt aufgelöst werden. Ebenso müssen die verantwortlichen Ärzte nach einem Kaiserschnitt auch Komplikationen bei der Entleerung der Blase behandeln – oft durch die Verlegung eines Katheters.
6. Spätfolgen für die Mutter nach einem Kaiserschnitt
Typische Risiken nach einem Kaiserschnitt sind Spätfolgen am Narbengewebe. Hier kann es zu schmerzhaften Wucherungen und Verwachsungen kommen. Zudem steigt dadurch statistisch die Gefahr, dass es nach einem Wunschkaiserschnitt zu schwerwiegenden Entzündungen und Rissen am Narbengewebe oder sogar die Ablösung der Plazenta kommen kann.
7. Schlechter in der Schule wegen Kaiserschnitt
Schottische Wissenschaftler konnten beweisen, dass Kinder, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kamen, ein doppelt so hohes Risiko besitzen schlechtere Leistungen in der Schule zu erbringen, als Kinder, die auf natürlichem Wege geboren wurden. Das hängt nach Aussagen der Wissenschaftler mit der abrupten Entfernung aus dem Mutterleib zusammen. Zudem werden Kaiserschnittgeburten in der Regel vor dem Einsetzen der Wehen vollzogen, sodass viele so zur Welt gebrachte Kinder im Grunde Frühgeburten sind, deren Gehirne noch nicht fertig ausgebildet sind.