Gefahr Modelshows: Wie schütze ich mein Kind?
„Germany’s Next Topmodel“ fördert Essstörungen, warnt ein Experte. Doch nicht nur in der ProSieben-Sendung – von der gesamten Medienlandschaft werden jungen Mädchen teilweise absurde Schönheitsideale präsentiert. Wie schaffen es Eltern trotzdem, ihren Kindern eine gesunde Einstellung zum Essen zu vermitteln?

Eine Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen hatte bereits 2015 für Aufsehen gesorgt. Der Grund: Die Befragung von 241 Menschen (vorwiegend Mädchen und junge Frauen) mit Essstörungen ergab, dass „Germany’s Next Topmodel“ bei der Entwicklung von Krankheiten wie Magersucht und Bulimie häufig eine Rolle spielt. So gaben 70 Befragte an, die Sendung habe einen „sehr starken Einfluss“ auf ihre Krankheit gehabt, bei 72 Patientinnen hatte sie immerhin „etwas Einfluss“.
Harsche Kritik an „Germany’s Next Topmodel“
In der "Bild"-Zeitung nahm der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Manfred Lütz zu der Studie Stellung und äußerte harte Kritik an der Sendung und deren Moderatorin Heidi Klum. Junge Mädchen – die Zielgruppe der TV-Show und gleichzeitig die größte Risikogruppe für Magersucht – würden darin niedergemacht und dazu gebracht „ihr ‚Ich’ an der Garderobe“ abzugeben. „Bei unsicheren jungen Mädchen in der Pubertät ist dies ein verhängnisvoller Psycho-Effekt, der dazu führen kann, dass sie sich noch unsicherer fühlen und hoffen, durch den ‚perfekten’ Körper ihre Unsicherheit zu überwinden“, so der Experte. „Wenn junge Mädchen sich mit diesem Trend identifizieren, kann das verheerende Folgen haben. Und Heidi Klum treibt das mit ihrer Autorität, die sie bei diesen Mädchen hat, auch noch unerbittlich an.“
Diätwahn beginnt im Kindesalter
Germany’s Next Topmodel ist nicht der einzige Risikofaktor. In Fernsehsendungen, Zeitschriften, der Werbung – überall werden Jugendliche mit dem Schönheitsideal des abgemagerten Models konfrontiert. Und das fängt schon im Kindesalter an, sagt Kinderärztin Dr. Nadine Hess: „In den Medien werden nicht nur wir Erwachsenen, sondern auch schon Kinder mit Körperbildern konfrontiert, die das Ideal darstellen sollen und gleichzeitig unrealistisch und auch ungesund sind.“ Die Folgen sind die ersten Diäten schon vor der Pubertät: „Selbst von den unter zehnjährigen Mädchen hat schon ein Viertel eine Diät hinter sich.“
Hungerwahn: So schützen Sie Ihr Kind
Doch wie können Eltern ihre Kinder von freiwilligen Hungerkuren abhalten? Es ist sicher nicht möglich, den Nachwuchs komplett von medialen Einflüssen abzuschirmen. Dennoch können Eltern einiges tun, um ihren Kindern eine gesunde Einstellung zum Essen zu vermitteln, so Dr. Nadine Hess: „Man sollte sich als Eltern immer bewusst sein, dass man für die Kinder eine Vorbildfunktion hat. Gutes, ausgewogenes Essen und eine vernünftige Einstellung dazu sind wichtig, um Körper und Seele gesund zu erhalten. Leben Sie eine gesunde Ernährungsweise vor. Alles darf erlaubt sein, selbstverständlich auch mal Pommes frites mit Mayonnaise, wenn es dafür am nächsten Tag wieder nahrhaftere, weniger kalorienhaltige Lebensmittel gibt – es kommt auf die Mischung an. Von grundsätzlichen Verboten (etwa „kein Zucker“) halte ich nichts. Strenge Ernährungsregeln führen oft dazu, dass das Lebensmittel erst recht interessant wird und dann heimlich in Unmengen verzehrt wird. Lassen Sie Ihr Kind an der Ernährung teilhaben – von der Überlegung, was es geben soll, über das Einkaufen bis zum gemeinsamen Kochen.“ Die wichtigste Message, die Eltern ihren Kindern vermitteln sollten: Essen ist etwas Positives. Dr. Nadine Hess: „Sich mit Lebensmitteln zu beschäftigen, macht Spaß! Essen ist etwas Schönes und Genussvolles – nichts, was Sorgen bereiten sollte.“