Den Geburtstermin mit der Naegele-Regel berechnen
Der exakte Geburtstermin lässt sich zwar nicht berechnen. Denn, wann genau ein Baby auf die Welt kommt, kann niemand vorhersagen. Mit der Naegele-Regel gelingt Hebammen oder Gynäkologen aber zumindest eine Abschätzung. Dies ist unter anderem wichtig, um weitere Untersuchungen zu planen.

Wie kann man den Geburtstermin berechnen?
Bleibt die Monatsblutung aus und beginnt die Brust zu spannen, spricht viel für eine Schwangerschaft. Dann führt der erste Weg in die gynäkologische Praxis, wo der Arzt den wahrscheinlichen Geburtstermin berechnet. Denn in Deutschland haben Frauen Anspruch auf umfangreiche Vorsorgeuntersuchungen sowie auf Mutterschutz am Arbeitsplatz. Der Zeitplan richtet sich nach dem berechneten Entbindungstermin.
Grundlage ist die Dauer einer normalen Schwangerschaft. Statistiken zufolge dauert sie von der Befruchtung bis zur Geburt 268 Tage. Das sind etwas mehr als 38 Wochen. Dieser Wert kann etwas nach unten oder oben abweichen, ohne dass Grund zur Sorge bestünde.
Wie lässt sich der Geburtstermin mit der Naegele-Regel berechnen?
Eine Möglichkeit, den Entbindungstermin zu berechnen, bietet die Naegele-Regel. Sie geht auf den Heidelberger Gynäkologen Franz Naegele (1778 bis 1851) zurück und ist folgendermaßen aufgebaut:
- Geburtstermin = erster Tag der letzten Regelblutung + eine Woche – drei Monate + ein Jahr.
Das klingt kompliziert, soll aber anhand eines Beispiels erläutert werden: Bei einer Frau war der 01.05.2019 der Tag der letzten Regelblutung. Sie dient als Grundlage, weil der Tag des Eisprungs nicht bekannt ist. Man zählt sieben Tage hinzu und kommt auf den 08.05.2019.
Nun werden drei Monate abgezogen, und man ist beim 08.02.2019 angelangt. Als Geburtstermin kommt man nach Addition eines Jahres auf den 08.02.2020. Bei der Naegele-Regel wird von einem normalen Zyklus ausgegangen, der 28 Tage umfasst.
Wie lässt sich der Geburtstermin bei abweichendem Zyklus berechnen?
Auch bei einer Zyklusdauer über oder unter 28 Tagen kann man die Naegele-Regel verwenden, um den Geburtstermin zu berechnen. Beträgt die Dauer des Zyklus etwa 25 Tage, zieht man drei Tage vom errechneten Termin ab und erhält im Beispiel den 05.02.2020. Bei 31 Tagen als Zyklusdauer sind drei Tage zu addieren, was zum 11.02.2020 führt.
Allerdings liefert die Naegele-Regel nur ungefähre Anhaltspunkte, vor allem bei einem unregelmäßigen Eisprung. Das heißt: Nur bei vier bis fünf von 100 Geburten kommt das Kind an dem Entbindungstermin zur Welt, der im Vorfeld berechnet wurde. Aber 90 von 100 Geburten finden zwischen der vollendeten 37. und der vollendeten 42. Schwangerschaftswoche (SSW) statt.
Gibt es genauere Möglichkeiten, den Geburtstermin zu berechnen?
Bewährt hat sich eine Größenmessung des Embryos per Ultraschall. Diese Untersuchungen führen Ärzte routinemäßig während der Schwangerschaft durch. Sie bestimmen im ersten Drittel (ersten Trimenon) die Gesamtlänge, auch Scheitel-Steiß-Länge genannt.
Mit fortschreitender Dauer der Schwangerschaft kann auch der Schädeldurchmesser des ungeborenen Kindes herangezogen werden. Diese Werte werden mit Statistiken verglichen, um daraus den Geburtstermin zu errechnen.
Quellen:
- Gätje, Regine et al. (2015): Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Stuttgart: Thieme-Verlag.
- Rath, Werner; Strauss, Alexander (2017): Komplikationen in der Geburtshilfe, Berlin: Springer-Verlag.
- Weber, Stefanie (2017): BASICS Gynäkologie und Geburtshilfe, München: Elsevier/Urban&Fischer.