Warnung vor Gaspreis-Explosion: Werden wir jetzt alle krank?
Verbraucher:innen in Deutschland müssen sich auf explodierende Gaspreise einstellen. Was Sie jetzt tun können, um Geldbeutel und Gesundheit zu schonen!

Bundesnetzagentur warnt: Gaszahlungen werden sich verdreifachen
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, rät allen Verbraucher:innen von Erdgas dringend, sowohl finanziell als auch technisch vorzusorgen. Denn die Abschlagszahlungen werden seiner Einschätzung nach schon im kommenden Jahr in die Höhe schnellen.
"Ab 2023 müssen sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens", so Müller gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Er halte es für "absolut realistisch", dass Haushalte, die aktuell 1.500 Euro im Jahr für Gas bezahlen, in Zukunft mit 4.500 Euro und mehr rechnen müssen. Erste Teuerungen zeigen sich schon jetzt. "Bei denen, die jetzt ihre Heizkostenabrechnung bekommen, verdoppeln sich die Abschläge bereits – und da sind die Folgen des Ukraine-Krieges noch gar nicht berücksichtigt", sagte Müller.
Gaspreise explodieren: Wie kann ich vorsorgen?
Gas-Verbraucher:innen sollten laut Müller jetzt damit beginnen, die drohende Preisexplosion abzufedern. Dazu stünden ihnen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.
In finanzieller Hinsicht sollte man:
die Abschlagszahlungen freiwillig erhöhen, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden
monatlich Geld auf ein gesondertes Konto sparen
Expert:innen schätzen zudem, dass etwa die Hälfte aller Gasthermen in Deutschland nicht optimal eingestellt sind. Auch hier lassen sich Vorkehrungen treffen, indem man eine Fachkraft zu Rate zieht, die die Heizungseinstellungen bei Bedarf anpasst. So lasse sich "ein großer Spareffekt erzielen", wie Müller betonte.
Studie: Geldsorgen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen
Dass Sorgen, Ängste und Nöte sich negativ auf die Gesundheit auswirken, ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Im Jahr 2019 veröffentlichte ein Forscher:innen-Team um Dr. Tali Elfassy von der Universität Miami, Florida eine Langzeitstudie, die die Auswirkungen von Einkommensschwankungen auf die Herzgesundheit untersucht hatte. Dazu wurden 3.937 Personen zwischen 1990 und 2015 regelmäßig befragt und untersucht. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmenden zwischen 23 und 35 Jahre alt.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Geldsorgen schlecht für das Herz sind. Jene Teilnehmer:innen, die Einkommensverluste von mindestens 25 Prozent gegenüber der jeweils letzten Befragung hinnehmen mussten, hatten in den folgenden zehn Jahren ein doppelt so hohes Risiko für Herzerkrankungen.
Je höher der Verlust, umso höher auch das Risiko: Ein plötzlicher Verlust von 20.000 Dollar beispielsweise verdreifachte Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Angesichts der extrem unsicheren Lage verschärft sich die Gas-Debatte in Deutschlands zusehends. Politiker:innen rufen private Haushalte zum Energiesparen auf, Verbraucher:innen befürchten, im Winter in kalten Wohnungen zu sitzen.
Begründet ist diese Angst laut Klaus Müller nicht. "Die deutsche und die europäische Rechtslage sehen vor, private Haushalte bis zum Ende zu schützen", betont der Präsident der Bundesnetzagentur. Dass plötzlich kein Gas mehr bei deutschen Verbraucher:innen ankommt, halte er für "nicht sehr wahrscheinlich". Schließlich sei Deutschland nicht zu 100 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig. "Selbst im schlimmsten Szenario wird Deutschland weiter Gas bekommen aus Norwegen und von Terminals aus Belgien oder Holland, demnächst auch direkt von Terminals an der deutschen Küste."
Zum Zwecke des Sparens dürfen übrigens auch Vermieter:innen nicht einfach die Heizung nach Lust und Laune drosseln. Die derzeitige deutsche Rechtssprechung legt eine Raumtemperatur von 20 bis 22 Grad Celsius fest.
Kühlere Wohnungen sind gesünder – und sparen bares Geld
Um die 20 Grad Celsius hält auch das Umweltbundesamt (UBA) für die ideale Raumtemperatur – zumindest für die Wohnräume. Im Schlafzimmer seien 17 Grad und in der Küche 18 Grad ideal.
Es ist allerdings so, dass jeder Mensch Kälte und Wärme unterschiedlich wahrnimmt. Abhängig ist das unter anderem vom Muskelanteil im Körper, da mehr Muskeln auch mehr Wärme produzieren. Aber auch der Fettanteil im Körper und das individuelle Kälteempfinden spielen eine Rolle.
Ideale Raumtemperatur: Das sagen Experten
Prof. Stephan Vavricka, Facharzt für Innere Medizin am Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie in Zürich, hat eine – auf den ersten Blick unangenehme – Richtlinie für die Temperatur zuhause: frieren im Zeichen der Gesundheit. "Eigentlich wäre es gesund, wenn wir täglich vor Kälte zittern, denn dabei wird Fettgewebe abgebaut", betont der Experte laut dpa.
Leonard Fraunberger von der Universität Erlangen-Nürnberg sieht kühle Räume als Motivation: Ist es daheim nicht muckelig-warm, würden Menschen zu mehr Bewegung und einer gesünderen Lebensweise tendieren. "Damit schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie tun was fürs Klima und für Ihr Immunsystem, denn regelmäßige Bewegung stärkt die Abwehrkräfte", so der Internist und Sportmediziner.
Weniger heizen: So viel spart 1 Grad Celsius weniger
Stichwort Klima: Weniger zu heizen ist tatsächlich besser für die Umwelt – und für den Geldbeutel.
Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des DWD weiß: "Mit jedem Grad, um das ich die Raumtemperatur senke, spare ich sechs Prozent Energie."
Komplett ausgleichen lässt sich die Gaspreis-Explosion damit nicht. Aber es kann helfen, die negativen Auswirkungen abzufedern.
Quellen:
Steigende Gaspreise: "Verdreifachung der Abschläge möglich", in: tagesschau.de
Frieren bei Gasmangel? Wieso kühlere Wohnungen gesünder sind, in: sueddeutsche.de
Associations of Income Volatility With Incident Cardiovascular Disease and All-Cause Mortality in a US Cohort, in: ahajournals.org