Gaming-Brille zur Diagnose: Diese 3 Krankheiten erkennt sie

Normalerweise kennt man Virtual-Reality-Brillen als Computerspiel-Zubehör. Doch zukünftig sollen sie auch in der Medizin eingesetzt werden – als Diagnoseverfahren für drei bestimmte Krankheiten. Alle Hintergründe und Infos im Überblick.

Patient mit einer VR-Brille beim Arzt
Künftig sollen mit VR-Brillen mehrere Krankheiten diagnostiziert werden können Foto: iStock / microgen

Eine sogenannte VR-Brille ermöglicht das Erleben eines dreidimensionalen Raumes, ohne Monitore und Kabel. Die Basis für dieses stereoskopische Sehen sind zwei Displays, die jeweils einen leicht unterschiedlichen Bildausschnitt der virtuellen Realität zeigen. Mit dieser Technik können nicht nur Videospiele intensiver durchlaufen werden, sondern u.a. auch Konzerte, Rundgänge, Achterbahn- oder Weltraumfahrten. Außerdem sollen die Brillen künftig in der Diagnosestellung verschiedener Erkrankungen eingesetzt werden. Was dahinter steckt und wann mit dem neuen Verfahren zu rechnen ist.

Erweiterte Technik bei VR-Brillen

Bestimmte Arten der Gaming-Brille haben neben dem dreidimensionalen Erlebnis noch einen weiteren Nutzen, den Mediziner:innen aufhorchen lassen: Eye-Tracking. Darunter versteht man die Erfassung der Augenbewegung von Proband:innen. Das Verfahren wird bisher u.a. bei der User Experience (UX) angewendet, bei der untersucht wird, wie visuelle Informationen verarbeitet werden und wie benutzerfreundlich eine Webseite oder eine Software ist. Forschende und Herstellende wissen in der Folge einer solchen Analyse, wo die Nutzenden zuerst hingucken und wo sich dementsprechend die wichtigen Informationen im besten Fall befinden sollten. Doch Eye-Tracking hat nicht nur im Marketing, sondern auch in der Medizin eine hohe Relevanz.

Eye-Tracking-Verfahren im Gesundheitsbereich

So wird die Methode auch bei ophthalmologischen, neurologischen, psychiatrischen oder neuropsychologischen Fragestellungen angewendet. Forschende konnten damit bisher u.a. herausfinden, dass Kinder, die später eine Autismus-Spektrum-Störung (AAS) entwickelten, schon im jungen Alter Auffälligkeiten im Blickverhalten in kommunikativen Situationen hatten. Dyslektiker:innen (Menschen, die unter Legasthenie leiden) hingegen wiesen bereits früh abweichende Augenbewegungen beim Lesen auf.

Auch Intensivpatient:innen, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht sprechen können, wurde bereits mit Eye-Tracking geholfen. Eine Studie der Chirurgischen Klinik des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil hat in Kooperation mit der Psychologischen Fakultät der Fern-Universität Hagen gezeigt, dass auf diese Weise Kommunikationsbarrieren überwunden werden können. Die Systeme wurden individuell kalibriert, woraufhin die Patient:innen nach einer kurzen Trainingsphase in der Lage waren, es mittels Blickfixierung zu steuern. In Skalen konnten sie daraufhin ihr Schmerzempfinden und ihre Stimmung preisgeben. Allerdings gab es hier einen Unterschied: Es wurden keine VR-Brillen, sondern mobile Haltersysteme und Monitore verwendet. Ein Unternehmen möchte nun an diese Technik anknüpfen.

Gaming-Brillen zur Diagnose dieser 3 Krankheiten

Bisher ist es nämlich sehr zeit- und kostenaufwendig, Augenbewegungen zu messen, zu beobachten und zu bewerten. Das soll sich jetzt ändern. Das Schweizer Medizintechnik-Startup MachineMD, das mit der Uniklinik Bern kooperiert, entwickelt dafür Virtual-Reality-Brillen mit einer Kamera, die das Auge beobachtet, während es bestimmten Reizen ausgesetzt wird. In Kombination mit einer speziell entwickelten Software können dann durch maschinelles Lernen Abweichungen erkannt werden – und somit auch Tumore, denn diese und Hirnschläge beeinflussen bekanntlich die Reaktion der Augen und Pupillen.

Die Software soll außerdem Krankheiten wie Multiple Sklerose und Alzheimer diagnostizieren können. Bereits in einem Jahr, Anfang 2024, soll die erste Version dieser VR-Brille auf den Markt kommen.