Gallensteine-Selbsttest: 9 Fragen zur richtigen Einschätzung

Zu Beginn können die Symptome von Gallensteinen unspezifisch sein und verschiedene Erkrankungen vermuten lassen. Ob Gallensteinen hinter den Beschwerden stecken, lässt sich mit dem Selbsttest herausfinden.

Eine Frau hält ihre Hände vor ihrem schmerzenden Bauch
Gallensteine verursachen anfangs unspezifische Symptome, weshalb sie häufig nur schwer zu erkennen sind Foto: iStock_justocker

Laut Studien entwickeln zwei bis vier von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens Gallensteine. Doch nur ein Viertel von ihnen wissen davon. Denn nur größere Ablagerungen in der Gallenblase lösen spürbare Beschwerden aus. Typisch sind unter anderem Oberbauchschmerzen nach dem Essen. Aber wie kann man feststellen, ob man unter Gallensteinen leidet? Der Selbsttest kann Hinweise darauf liefern.

Die Galle ist wichtig für die Fettverdauung

Die Gallenblase misst etwa sieben bis zehn Zentimeter und befindet sich im rechten Oberbauch, direkt unterhalb der Leber. Das birnenförmige Organ übernimmt wichtige Funktionen in der Fettverdauung: Während einer Mahlzeit produziert die Leber Galle – eine Flüssigkeit, die aus Wasser, Fetten, Cholesterin und Farbstoffen, allen voran Biliburin, besteht.

Ein großer Teil der Galle fließt weiter in die Gallenblase, wo sie gespeichert wird. Befindet sich fettreiche Nahrung im Darm, gibt die Gallenblase Galle in den Darm ab. Dort werden die im Nahrungsbrei enthaltenen Fette in kleine Kügelchen zerlegt, wodurch sie leichter weiterverarbeitet und vom Darm aufgenommen werden können.

Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind Verklumpungen, die aus der Gallenflüssigkeit entstehen. Sie können sich sowohl in der Gallenblase als auch in den Gallengängen ablagern. Je nach dem, aus welchen Substanzen sich die Steine überwiegend zusammensetzen, unterscheidet man zwischen cholesterinhaltigen und bilirubinhaltigen Gallensteinen.

Die Galle scheidet im Rahmen der Verdauung beide Substanzen aus – wenn sich jedoch zu viel Cholesterin und Biliburin in der Gallenflüssigkeit befinden, bilden sich daraus kleine Kristalle, die schließlich zu großen Steine heranwachsen können. Biliburinsteine kommen meist in größerer Anzahl vor; man spricht dann auch von „Gallengries“. Hingegen treten Cholesterinsteine in der Regel vereinzelt auf und können die Größe eines Hühnereis annehmen. Je größer die Gallensteine, desto stärker wird die Fettverdauung beeinträchtigt – und desto mehr Beschwerden treten auf.

Eine ungesunde Ernährung, Übergewicht, ein höheres Alter, aber auch eine Leberzirrhose, Infektionen und eine familiäre Veranlagung begünstigen Veränderungen der Gallenzusammensetzung. Vermutet werden auch hormonelle Einflüsse, da Frauen zwei- bis dreimal häufiger betroffen sind.

Gallensteine – Selbsttest

Es ist oftmals gar nicht so leicht, festzustellen, ob man an Gallensteinen leidet. Eine sichere Diagnose kann ohnehin nur vom Arzt bzw. der Ärztin gestellt werden. Doch bestimmte Beschwerden können zusammengenommen auf Gallensteine hindeuten. Der Selbsttest kann dabei helfen, das eigene Erkrankungsrisiko einzuschätzen.

Woran erkennt man Gallensteine?

In vielen Fällen bleiben die Gallensteine so klein, dass sie keine Symptome verursachen. Sie werden häufig durch Zufall bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Mit zunehmender Größe machen sich die Verklumpungen in der Gallenflüssigkeit jedoch bemerkbar. Das Problem: Die Beschwerden sind zunächst so unspezifisch, dass auch andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Infektionen als Ursache infrage kommen.

Ein wichtiger Hinweis auf Gallensteine sind wiederholte starke Bauchschmerzen nach fettigen, gebratenen und schwer verdaulichen Lebensmitteln. Auch bei Kaffee und Alkohol kann es zu diesen Beschwerden kommen. Charakteristisch für Gallenschmerzen ist es, dass sie in den Rücken und in die rechte Schulter ausstrahlen. Das liegt daran, dass die Gallenblase vom sogenannten Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) versorgt wird, der entlang der rechten Körperhälfte verläuft.

Ein weiteres Indiz ist sogenannter Fettstuhl (Steatorrhoe): Weil die Fettverdauung gestört ist und in der Folge der Darm das Fett nur noch schlecht aufnehmen kann, wird es unverdaut über den Stuhl ausgeschieden. Der Stuhl ist gräulich verfärbt, glänzend und geruchsintensiv.

Auch die Urinfarbe kann sich verändern, was am Gallenfarbstoff Biliburin liegt. Entweder wird der Urin dunkler oder er entfärbt sich und wird dadurch ungewöhnlich hell. Wird Biliburin nicht ausgeschieden, kann es sich in der Haut ablagern und dadurch Gelbsucht zur Folge haben.

Darüber hinaus können Gallensteine noch weitere Symptome auslösen:

Gallensteine: Welcher Arzt ist der Richtige?

Leidet man unter Symptomen, die auf Gallensteine vermuten lassen, sollten diese unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Ohne Behandlung kann es nämlich zu Folgeerkrankungen wie einer Gallenblasenentzündung mit Eiterbildung kommen. Wenn sich die Steine im Gallengang befinden und dadurch den Gallenfluss behindern, besteht zudem das Risiko einer bakteriellen Infektion, die zu Gewebevernarbung führen kann. Der Gallenfluss kann in der Folge auch dann noch gestört sein, wenn die Gallensteine entfernt wurden. Entzündungen in der Gallenblase bergen zudem das Risiko einer Blutvergiftung (Sepsis).

Damit es nicht so weit kommt, sollte bei anhaltenden Beschwerden frühzeitig der Hausarzt bzw. die Hausärztin aufgesucht werden. Zur weiteren Diagnostik werden Betroffene an Gastroenterolog:innen überwiesen – das sind Fachärzt:innen, die auf Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts spezialisiert sind. Neben Fragen zur Krankheitsgeschichte besteht die Diagnostik aus einer körperlichen Untersuchung, einer Blutuntersuchung und bildgebenden Verfahren, wie einer Endosonografie oder einer Röntgenuntersuchung.

Ein Fall für den Notarzt sind Gallensteine, wenn heftige, krampfartige Schmerzen („Gallenkolik“) über Stunden anhalten. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Gallengang vollständig verstopft ist und die Gallenflüssigkeit nicht mehr austreten kann.

Gallensteine selbst auflösen – geht das?

Es ist von der Lage und die Größe der Gallensteine abhängig, ob sie operativ entfernt werden müssen. Meist wird dies im Rahmen einer Bauchspiegelung gemacht. Alternativ kommen Medikamente zum Einsatz, die, über längere Zeit eingenommen, die Gallensteine auflösen – die Rückfallquote ist bei dieser Therapiemethode allerdings höher.

Eine andere Option zur Entfernung größerer Gallensteine gibt es nicht. Schon gar nicht ist es möglich, sie selbst aufzulösen. Zwar sollen Hausmittel wie Zitronensaft, Apfelessig oder Flohsamenschalen dabei helfen, Gallensteinen vorzubeugen. Gegen bereits bestehende Ablagerungen können sie jedoch nichts anrichten.

Wenn Sie sicher sind, an Gallensteinen zu leiden und der Selbsttest die Vermutung erhärtet, sollten Sie daher von Selbstbehandlungsversuchen ablassen und stattdessen einen Arzttermin vereinbaren.

Quellen:

Gallensteine, in: msdmanuals.com

Was sind Gallensteine, deren Ursachen & Risikofaktoren, in: internisten-im-netz.de