Gabapentin: Mehr als nur ein Antiepileptikum

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Bei Gabapentin handelt es sich um einen Wirkstoff der sogenannten Antikonvulsiva. Er wird sowohl zur Behandlung von Epilepsie, also auch zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt wird.

1995 setzte man Gabapentin das erste Mal als Antiepileptikum ein. Kurze Zeit darauf bemerkte man jedoch, dass er neben der Eigenschaft, Krampfanfälle vorzubeugen auch noch eine sehr gute Wirkungsweise in der Behandlung von Nervenschmerzen aufzeigte. Für diesen Bereich wird der Wirkstoff Gabapentin mittlerweile hauptsächlich eingesetzt.

Wann wird Gabapentin eingesetzt?

Gabapentin wird zur Therapie verschiedener Formen der Epilepsie verwendet. Dabei handelt es sich zum einen um Anfälle, die anfänglich auf bestimmte Teile des Gehirns beschränkt sind. Hier spricht man von sogenannten fokalen Anfällen.

Anfälle, die sich auf andere Teile des Gehirns ausweiten, können ebenfalls mit Gabapentin behandelt werden. In diesen sogenannten sekundär generalisierten Anfällen kann Gabapentin mit anderen Antiepileptika kombiniert werden.

Frau nimmt Gabapentin ein
Der Wirkstoff Gabapentin sollte möglichst in immer gleichen Zeitabständen eingenommen werden Foto: Fotolia

Der Wirkstoff Gabapentin wird ebenso zur Behandlung peripherer neuropathischer Schmerzen (lang anhaltende Schmerzen aufgrund einer Nervenschädigung) eingesetzt. Periphere (vor allem in Beinen und/oder Armen) neuropathische Schmerzen können durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden, z. B. durch Diabetes oder Gürtelrose. Die Schmerzempfindungen können dabei als heiß, brennend, pochend, einschießend, stechend, scharf, krampfartig, muskelkaterartig, kribbelnd, mit Taubheitsgefühl verbunden oder nadelstichartig beschrieben werden.

Die wichtigsten Infos zu Gabapentin auf einen Blick
Die wichtigsten Infos zu Gabapentin auf einen Blick

Name: Gabapentin

auch bezeichnet als: 1-(Aminomethyl)cyclohexylessigsäure; Gabapentinum

Anwendungsgebiete:

  • Behandlung von Epilepsie
  • Erhöhung der Krampfschwelle und Vorbeugung von epileptischen Anfällen
  • Behandlung von Nervenschmerzen (z.B. diabetische Neuropathie)
  • Behandlung mit dem Ziel der Besserung von Zittern ohne organische Ursache (essentieller Tremor)
  • Im Rahmen des sogenannten "off-label-use" wird Gabapentin auch zur Behandlung der Spastik bei Multipler Sklerose oder beim Restless-Legs-Syndrom eingesetzt, wenn keine anderen Arzneiwirkstoffe Linderung bringen.

Warnhinweis:

Eine geringe Anzahl von Patienten, die mit Antiepileptika wie Gabapentin behandelt wurden, hatten Gedanken daran, sich selbst zu verletzten oder sich das Leben zu nehmen. Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt solche Gedanken haben, setzen Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung.

Wer darf Gabapentin nicht einnehmen?

Arzneimittel mit diesem Wirkstoff dürfen nicht eingenommen werden,

Mögliche Nebenwirkungen durch Gabapentin

Wie alle Arzneiwirkstoffe kann auch dieser Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem Patienten auftreten müssen.

Setzen Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung, wenn Sie bei sich nach Einnahme dieses Wirkstoffs eines der nachfolgenden Symptome feststellen, da diese auch schwerwiegend sein können:

Schwerwiegende Hautreaktionen, die umgehend ärztlich begutachtet werden müssen, wie z.B. Schwellungen der Lippen und des Gesichts, Hautausschlag und -rötung und/oder Haarausfall. Hierbei kann es sich um Symptome einer schweren allergischen Reaktion handeln.

Auch bei anhaltenden Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen, da es sich hierbei um die Symptome einer akuten Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) handeln kann.

Außerdem können unter der Einnahme von Gabapentin diese Nebenwirkungen auftreten:

Prof. Dr. Hartmut Göbel
Experte Prof. Dr. Göbel: "Gabapentin wird zu Beginn der Behandlung schleichend dosiert, um so die passende Tagesdosis des Patienten herauszufinden." Foto: privat

Hier finden Sie weitere mögliche Nebenwirkungen.

Mit diesen Medikamenten verträgt sich Gabapentin nicht

Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel zusätzlich zu dem Wirkstoff Gabapentin einnehmen bzw. vor kurzem eingenommen haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt. Der Wirkstoff Gabapentin kann andere Arzneimittel in ihrer Wirkung beeinflussen. Dies ist z. B. der Fall, wenn Sie Arzneimittel anwenden, die Morphin enthalten. Informieren Sie in diesem Fall bitte Ihren Arzt oder Apotheker, da Morphin die Wirkung von dem Arzneimittel verstärken kann. Dies gilt ebenso, wenn Sie Gabapentin gleichzeitig mit Aluminium- oder Magnesium-haltigen Arzneimitteln zur Reduzierung der Magensäure (Antazida) einnehmen, da die Aufnahme von dem Arzneimittel aus dem Magen verringert werden kann. Daher wird empfohlen, dass das Arzneimittel frühestens zwei Stunden nach der Einnahme eines Antazidums eingenommen wird.

Hier erfahren Sie weitere möglichen Wechselwirkungen.

Die richtige Dosierung

Der Wirkstoff Gabapentin wird schleichend dosiert, das bedeutet, dass der behandelnde Arzt die Dosis langsam steigert. Die Anfangsdosis liegt im Allgemeinen zwischen 300 mg und 900 mg pro Tag und wird dann langsam auf eine Tageshöchstdosis von 3600 mg erhöht. Damit der Wirkstoff vollständig vom Körper aufgenommen werden kann, empfiehlt sich die Tagesdosis auf drei Teildosen zu verteilen, die dann im möglichst immer gleichen Zeitabstand morgens, mittags und abends eingenommen werden.

Kindern ab sechs Jahren darf der Wirkstoff ebenfalls verordnet werden. Die Dosierung ist hier entsprechend niedriger und dem Körpergewicht angepasst.

Hier lesen Sie weitere Hinweise zur richtigen Dosierung.