Freiliegende Zahnhälse: Das kann man dagegen tun

Sie entstehen meist unbemerkt und über einen längeren Zeitraum: freiliegende Zahnhälse. Bemerkbar machen sie sich beispielsweise durch Kälte- oder Hitzeempfindlichkeit der Zähne. Empfindliche Zahnhälse können heftige Schmerzen verursachen. Durch verschiedene Behandlungsmethoden können den Beschwerden ein Ende gesetzt werden.

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Was sind freiliegende Zahnhälse?

Freiliegende Zahnhälse deuten immer auf einen Defekt hin: „Zahnhälse sind, vereinfacht ausgedrückt, die Übergangsstellen zwischen dem sichtbaren Zahn und der darunter liegenden Wurzel. Wird diese Stelle nicht mehr ausreichend durch das Zahnfleisch geschützt, so liegen die Dentinkanäle frei und reagieren entsprechend sensibel auf äußere Einflüsse”, erklärt Dr. Jochen H. Schmidt, Gründer und zahnärztlicher Leiter des Kölner Carree Dental.

Zahnhals liegt frei: Was sind mögliche Ursachen?

Es können mehrere Faktoren zu freiliegenden Zahnhälsen führen. Möglich sind sowohl entzündliche als auch mechanische Einflüsse. Der primäre Grund: Mit fortschreitendem Alter bildet sich das Zahnfleisch zurück und die Zahnhälse sind nicht mehr ausreichend geschützt. 

„Betroffen sind vielfach Menschen mit einer Parodontitis, also einer Zahnhalteapparat-Entzündung”, so der Zahnexperte. Chemische oder thermische Reize haben es in diesen Fällen leicht, über die Dentinkanäle an den Zahnnerv zu gelangen. Aber auch Zähneknirschen kann zu freiliegenden Zahnhälsen führen. „Eine weitere häufige Ursache ist zudem das zu starke Schrubben der Zähne, vielfach auch mit zu harten Borsten.”

Mögliche Auslöser von freiliegenden Zahnhälsen

Entzündliche Einflüsse: Zahnfleischentzündungen wie Parodontitis

Mechanische Einflüsse: Zähneknirschen, falsche Putztechnik, kieferorthopädische Behandlungen, Piercing im Mundraum, Verwendung einer Zahnpasta mit extrem aufrauenden chemischen Zusätzen

Freiliegende Zahnhälse: Schmerzen und Symptome

In erster Linie kommt es zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit. Freiliegende Zahnhälse können durch kalte, heiße, saure oder süße Speisen entweder zu einem leichten Ziehen führen oder aber schlagartig starke Schmerzen verursachen.

Im Zahnhals verlaufen Tausende empfindlicher Nervenfasern. Liegt dieser frei, so genügen deshalb oft schon ein Biss in den Schokoriegel oder ein Schluck heißer Kaffee, um heftige Schmerzen zu erzeugen”, so Dr. Schmidt. Die Schmerzen entstehen durch das freiliegende Zahnbein, das unzureichend vom schützenden Zahnschmelz bedeckt wird.

Freiliegender Zahnhals: Was sind mögliche Folgen?

„Freiliegende Zahnhälse erhöhen das Kariesrisiko, da der schützende Zahnschmelz mehr und mehr schwindet”, sagt der Experte. Zahnhals- und Wurzelkaries können entstehen. „Da freiliegende Zahnhälse meist die Folge einer Parodontitis sind, besteht darüber hinaus das Risiko, dass langfristig der gesamte Zahnhalteapparat inklusive Kieferknochen leidet. Über die Entzündungsherde im Zahnfleisch können zudem Keime in die Blutbahn gelangen und so schlimmstenfalls Gefäßverkalkungen und Herzinfarkte verursachen.”

Wird die zugrundeliegende Parodontitis nicht behandelt, können sich sogar langfristig Zähne lockern. Außerdem kann sich die Optik der Zahnreihe stark verändern, sobald sich das Zahnfleisch zurückzieht. Die Zähne wirken durch die Sichtbarkeit der Zahnhälse länger.

Freiliegende Zahnhälse – was tun?

Wichtig ist es, vor der Behandlung von freiliegenden Zahnhälsen zunächst die genauen Ursachen abzuklären und gegebenenfalls zunächst eine entsprechende Therapie einleiten zu lassen. Ist das Gewebe durch ein falsches Putzverhalten zu Schaden gekommen, wird das zahnärztliche Fachpersonal Betroffenen die richtige Technik veranschaulichen.

Bei einer chronischen Entzündung des Zahnfleisches sollte eine Parodontitistherapie angestrebt werden. Geht der Zahnfleischrückgang dagegen auf einen zu starken Zug des Lippen- oder Wangenbändchens zurück, hilft ein chirurgischer Eingriff.

Freiliegende Zahnhälse versiegeln

Häufig kommen zur Behandlung von freiliegenden Zahnhälsen spezielle medizinische Lacke zum Einsatz: „Mithilfe spezieller Fluorid-Lacke kann der Zahnarzt die Dentinkanälchen verschließen”, so Experte Dr. Schmidt. Das geht allerdings nur, wenn dem freiliegenden Zahnhals keine Entzündung zugrunde liegt. Der medizinische Lack versiegelt den Zahnhals so, dass er nicht mehr dem schmerzhaften Reiz ausgesetzt ist.

Das Manko: Nach wenigen Monaten lasse die Wirkung nach und das Präparat müsse gegebenenfalls erneut aufgetragen werden, so der Experte. „Um die schmerzverursachenden Dentinkanälchen langfristig zu therapieren, sind darüber hinaus spezielle Laserbehandlungen möglich.”

Freiliegende Zahnhälse selbst versiegeln – eine gute Idee?

Im ersten Schritt sollte nach der Feststellung einer erhöhten Sensibilität der Zähne ein Termin in einer Zahnarztpraxis vereinbart werden, um die genaue Ursache zu analysieren. Doch was können Betroffene selbst bei freiliegenden Zahnhälsen tun?

Auch dabei kann ein Zahnarzt beratend zur Seite stehen: „Spezielle Zahnpasten können die Beschwerden lindern”, erklärt Dr. Schmidt. Diese Zahncremes enthalten Salze (Kaliumverbindungen oder Arminfluorid), die über verschiedene Wirkmechanismen die Überempfindlichkeit der Zahnhälse minimieren. „Entweder bilden sie eine dauerhafte Schutzschicht auf dem Zahn oder sie dringen in die Dentinkanälchen (offene Poren) des Zahns ein und verhindern so die Schmerzweiterleitung.” Eine Besserung der Schmerzempfindlichkeit stellt sich meist jedoch erst nach drei bis vier Wochen bei täglicher Anwendung ein.

Wichtig für die Vorbeugung von freiliegenden Zahnhälsen ist eine richtige Mundhygiene bzw. eine behutsame Zahnpflege. „Viele Menschen schrubben ihre Zähne besonders stark, um sie gründlich zu reinigen. Genau das ist aber falsch. Dadurch wird das Zahnfleisch verdrängt und das Zahnbein zusätzlich abgetragen, was wiederum offene Kanälchen zur Folge hat. Mein Tipp: Sanft und kreisförmig die Zähne putzen – am besten per elektrischer Bürste mit Druckkontrolle”, rät der Experte.

Freiliegende Zahnhälse: Diese Hausmittel helfen, wenn die Zahnhälse frei liegen

„Hausmittel ersetzen nicht den Zahnarzt oder die gründliche Mundhygiene, helfen aber bei manchen Beschwerden zumindest zeitweise”, erklärt Zahnarzt Dr. Schmidt. „Empfehlenswert sind etwa Nelken-, Salbei- oder Thymian-Öl.” Diese Hausmittel können bei freiliegenden Zahnhälsen Abhilfe schaffen:

  • Nelken, Salbei- und Thymian-Öl: mildern die Schmerzen und wirken zahnfleischstärkend. Je nach Produkt ein bis zwei Tropfen Öl mit etwas Wasser vermischen und damit den Mund spülen. Zusätzlich kann damit jeden Tag zweimal das Zahnfleisch mit einem Wattestäbchen betupft werden.
  • Ratanhiawurzel: enthält Gerbstoffe, die antientzündlich und zusammenziehend wirken. Als Tinktur oder Mundspüllösung erhältlich. Beides wird mit Wasser verdünnt und nach dem Essen damit gespült.
  • Meersalz: Ein Teelöffel Salz einfach in einem großen Glas mit lauwarmem Wasser auflösen und mehrmals täglich mit der Lösung spülen, vor allem morgens und abends nach dem Zähneputzen. Die Mundspülung wirkt desinfizierend, antientzündlich und abschwellend.

Freiliegende Zahnhälse: Kokosöl als Hilfsmittel gegen empfindliche Zahnhälse?

Daneben eignet sich auch Ölziehen zur Behandlung von freiliegenden Zahnhälsen. Das geht zum Beispiel mit Kokosöl: Nativ und kaltgepresst besitzt es eine reinigende Wirkung. Vor dem Zähneputzen wird ein Teelöffel Öl für mindestens fünf Minuten durch die Zähne gezogen. Hinterher ausspucken, Zähne putzen und die Zunge schaben. Ölziehkuren können das Zahnfleisch stärken und damit auch die Beschwerden im Zusammenhang mit den freiliegenden Zahnhälsen lindern.

Unser Experte: Dr. Jochen H. Schmidt ist Gründer und zahnärztlicher Leiter des Kölner Carree Dental. Er besitzt den akademischen Zusatztitel des „Master of Science Oral Implantology“.