Forschungsdurchbruch: Magischer Magnet soll Schizophrenie heilen

Ein besonders starker Magnet soll in der Lage sein, Schizophrenie heilen zu können. Eine junge Ärztin an einem Klinikum in Nürnberg wird nun international für ihren Forschungsdurchbruch gefeiert. Was hinter diesem Magneten steckt und welche Hoffnung damit verbunden ist.

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Schizophrenie gehört zu den schweren Psychosen und gilt als schwer heilbar. Biochemische Ursachen und veränderte Gehirnstrukturen können bei Erkrankten für Gefühls- und Denkstörungen, Wahn oder Halluzinationen sorgen. Die Therapie einer Schizophrenie setzt sich bisher aus einer Kombination von Medikamenten, Psychotherapie und Verfahren wie Ergotherapie zusammen. Viele Patient:innen werden anfangs stationär behandelt, später ambulant. Eine Heilung dieser Krankheit scheint nun mithilfe eines magischen Magneten möglich zu sein.

Mit Magnetstimulationen gegen therapieresistente Erkrankungen

Dr. Christiane Licht, Assistenzärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg arbeitet mit Impulsen, die durch Magnetfelder ausgelöst werden und bestimmte Areale im Gehirn anregen.

„Wir machen in der Praxis seit rund sechs Jahren bereits sehr gute Erfahrungen mit der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) bei therapieresistenten Depressionen und Tinnitus. Unsere Studien lassen nun auch darauf schließen, dass das Verfahren Betroffenen mit Schizophrenie helfen kann“, wird die Ärztin in einer Mitteilung des Klinikums zitiert. Ziel sei es, so Dr. Licht, die TMS-Therapie bis zur Zulassung für diese Patientinnen und Patienten weiterzuentwickeln.

Starker Magnet kann das Gehirn anregen und bremsen

Patient:innen, die zu Dr. Christiane Licht ins Labor für Neurostimulation nach Nürnberg kommen, sollten Gegenstände aus Metall lieber zuhause lassen. „Der Magnet ist stark“ warnt Dr. Licht. „Man muss schon auf Gegenstände wie Schlüssel und Mobiltelefone aufpassen."

Je nach vorliegender Erkrankung wird durch das Magnetfeld die Aktivität im Gehirn angeregt, zum Beispiel bei Depressionen. Oder sie wird gebremst, was bei Erkrankungen wie Tinnitus erforderlich ist. Depressionen gingen laut Dr. Licht häufig mit einer Unteraktivität des Gehirns einher. Das führe zu Niedergeschlagenheit, Antriebsmangel und im schlimmsten Fall zu Suizidgedanken. Gerade Patient:innen, die nicht genug auf Medikamente und Psychotherapie reagieren, hätten einen großen Leidensdruck. „Hier hat sich die TMS-Behandlung ebenso bewährt wie bei den Tinnitus-Patienten, die zu uns kommen“, erzählt die junge Ärztin.

Die Patienten sitzen bei der Behandlung bequem auf ihrem Stuhl. Über ihrem Kopf wird eine Magnetspule platziert, in der Nähe des Hirn-Areals, das stimuliert werden soll. Die Magnetspule erzeugt ein starkes Magnetfeld wie bei einem Kernspintomografen.

Die Dosis des Magnetfelds wird individuell für die Patienten angepasst.

15 Sitzungen fast ohne Nebenwirkungen

Die Behandlung mit dem transkraniellen Magneten dauert in der Regel 15 Sitzungen. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Unwohlsein gäbe es nur selten. Nicht geeignet sei der Wunder-Magnet allerdings für Schwangere oder Menschen mit Herzschrittmachern, Epilepsie, Gefäßclips nach Kopfoperationen oder Innenohrimplantaten.

Ärztin aus Nürnberg als Forschungstalent 2021 international ausgezeichnet

Für ihre Forschungsarbeit mit der transkraniellen Magnetstimulation ist Dr. Licht jetzt ausgezeichnet worden. Die Europäische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie hat die Ärztin als eines der besten Forschungstalente 2021 gekürt. Sie wird weitere Studien mit TMS an Schizophrenie-Patient:innen durchführen.

Für Patient:innen, die unter Schizophrenie leiden, bietet der magische Magnet und der Forschungsdurchbruch aus Nürnberg berechtigte Hoffnung, dass durch Stimulationen ihres Gehirns ihre Psychose weitgehend nebenwirkungsfrei geheilt werden kann.

Quelle:

Studie im Klinikum Nürnberg: mit Magneten gegen Depressionen, Tinnitus und Schizophrenie, in: presseportal.de