Forscher:innen finden neuen Risikofaktor für erneuten Schlaganfall
Aktuelle Studienergebnisse könnten die klassische Schlaganfall-Therapie verändern. Dieser Faktor ist entscheidend!
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Alle zwei bis drei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall. Das sind umgerechnet zwischen 260.000 und 280.000 Personen im Jahr. Genauso groß wie die Sorge, überhaupt einen Schlaganfall zu erleiden, ist die Angst vor einem zweiten Schlaganfall. Dieser haben sich Forschende der LMU München jetzt angenommen. Die Ergebnisse sind wegweisend.
Neuer Risikofaktor für zweiten Schlaganfall
Im Rahmen einer Studie konnten die Wissenschaftler:innen eine bestimmte Art von Plaques identifizieren, die das Risiko, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden, drastisch erhöht: sogenanntes kompliziertes Plaques in der Halsschlagader. Diese Plaques werden auch Hochrisiko-Plaques genannt, weil sie mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen:
eine eingerissene Kappe
eine Einblutung in die Plaque
ein Blutgerinnsel, das außen an der Plaque hängt.

Plaques sind Ablagerungen an den Innenwänden von Blutgefäßen. Sie sind von einer Außenhülle – der Kappe – umgeben und gefüllt mit Fetten und Entzündungszellen. Plaques sind aus zwei Gründen schädlich für den Menschen. Zum einen verengen sie die Blutgefäße und erschweren oder verhindern den Blutfluss und damit die Sauerstoffversorgung. Zum anderen können abgelöste Plaques-Teile über die Blutbahn ins Gehirn wandern und auch dort Blutgefäße verstopfen. Der Sauerstoffmangel, den Plaques auslösen, führt zu einem Absterben des umliegenden Gewebes und schlussendlich zu den Symptomen eines Schlaganfalls.
Erhöhtes Risiko: Wer erleidet eher einen weiteren Schlaganfall?
Das Team um Prof. Dr. Martin Dichgans (Institut für Schlaganfall-und Demenzforschung) und Prof. Dr. Tobias Saam (ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums) hat für seine Studie 196 Schlaganfall-Patient:innen über drei Jahre hinweg begleitet, wovon 144 Personen bis zum Ende der Untersuchungsphase aktiv bei der Studie dabei blieben.
Das Ergebnis: Jene Patient:innen, bei denen kompliziertes Plaques gefunden wurde, wiesen ein 2,5fach höheres Risiko für einen zweiten Schlaganfall auf als jene, die kein kompliziertes Plaques hatten. Gleiches gilt für eine transiente ischämische Attacke, kurz TIA.
"Wir können also erkennen, welche Patient:innen besonders gefährdet sind, einen erneuten Schlaganfall zu bekommen", bewertet Anna Kopczak, die Erstautorin der Studie, die Ergebnisse.
Kompliziertes Plaques: Auswirkungen auf Behandlung nach Schlaganfall
Dass kompliziertes Plaques das Risiko für einen erneuten Schlaganfall erhöht, führt die Wissenschaftler:innen zu weiteren, wichtigen Fragen. Anna Kopczak fasst zusammen: "Müssen wir diese Menschen anders behandeln? Sollten diese Patienten andere Medikamente bekommen oder eine höhere Dosierung? Sollte die Plaque operativ entfernt werden?" Man kann Plaques bereits operativ entfernen. In der Regel wird dies bei Patient:innen gemacht, deren Blutgefäße um mehr als 50 Prozent verengt sind. In Zukunft könnten Personen mit kompliziertem Plaques ebenfalls operiert werden. Kopczak hält es für möglich, "dass sich die Therapie des Schlaganfalls für die betroffenen Patient:innen verändern könnte."
Die Studie über den neuen Risikofaktor für einen erneuten Schlaganfall erschein im Fachmagazin "Journal of the American College of Cardiology".
Quellen:
Complicated Carotid Artery Plaques and Risk of Recurrent Ischemic Stroke or TIA, in: sciencedirect.com
Neuer Risikofaktor für zweiten Schlaganfall, in: med.uni-muenchen.de