Feinstaub-Partikel: Schädigen sie das Herz?

Aus der Serie: Feinstaub: Was macht er mit meinem Körper?

Zahlreiche Studien konnten bereits zeigen, dass Luftverschmutzung das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Selbst in Europa – mit relativ sauberer Luft im Vergleich etwa zu asiatischen Großstädten – wird die Luftverschmutzung für rund 400.000 vorzeitige Todesfälle jährlich verantwortlich gemacht. 41.100 waren es 2014 allein in Deutschland.

Das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko steigt

Schon kurzzeitig hohe Belastung kann einen akuten Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen. Wer Luftschadstoffen jedoch auf Dauer ausgesetzt ist, riskiert zudem Gefäßschäden und Arteriosklerose, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zusätzlich erhöhen.

Feinstaub-Partikel können sich an Blutgefäßen festsetzen

Eine mögliche Erklärung, warum das so ist, liefern schottische Wissenschaftler in Edinburgh. Ihre Theorie: Einige der mit der Luft eingeatmeten Feinstaub-Partikel gelangen über die Lunge in unser Blut. An beschädigten Stellen unserer Blutgefäße können sie sich ansammeln und das betroffene Gefäß schädigen und verengen – oder im schlimmsten Fall sogar verstopfen. Die Folge können Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), Herzinfarkt und Schlaganfall sein.

Feinstaub-Partikel können die Flexibilität der Blutgefäße beeinträchtigen und die Bildung von Blutgerinnseln fördern
Feinstaub-Partikel können die Flexibilität der Blutgefäße beeinträchtigen und die Bildung von Blutgerinnseln fördern Foto: iStock

Um zu untersuchen, ob Feinstaub-Partikel aus der Atemluft tatsächlich ins Blut übergehen können, haben die Forscher in einem Experiment freiwillige Teilnehmer Gold-Nanopartikel einatmen lassen. (Gold ist ein Material, das durch seine extrem geringe Reaktivität keine Schäden im Körper anrichtet.) Innerhalb von 15 Minuten tauchten die Goldpartikel tatsächlich im Blut der Teilnehmer auf – und konnten dort und in ihrem Urin auch noch drei Monate später nachgewiesen werden.

Feinstaub-Partikel können Blutgerinnsel hervorrufen

In einem nächsten Schritt baten die Wissenschaftler Personen, denen eine Operation bevorstand, Nanopartikel aus Gold einzuatmen. Es zeigte sich, dass sich die Goldpartikel in Fettablagerungen ansammelten, die sich in Arterien bilden können und Herzinfarkt und Schlaganfall auslösen. Im Gegensatz zu den reaktionsträgen Goldpartikeln könnten reaktive Feinstaub-Partikel die Flexibilität der Blutgefäße beeinträchtigen und die Bildung von Blutgerinnseln verstärken, vermuten die Forscher.

Luftverschmutzung erhöht Demenz-Risiko

„Sollten diese Erkenntnisse mit Gold-Partikeln die Bewegung von Kohlenstoff-Partikeln aus Abgasen im Körper wiederspiegeln, ist die ansteigende Produktion sehr kleiner Partikel durch moderne Maschinen ein Grund zur weiteren Sorge“, so Frank Kelly vom King’s College in London. Als nächstes will sein Team untersuchen, ob Gold-Nanopartikel auch in das Gehirn eindringen können. Denn wie es scheint, erhöht Luftverschmutzung das Risiko für Demenz-Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson.