Fehlgeburt: Symptome, Ursachen & Behandlung
Fehlgeburten sind häufiger als man denkt: Mindestens jede dritte Schwangerschaft endet auf diese Weise – oft bereits in den ersten Wochen. Was die Symptome und Ursachen einer Fehlgeburt sind und wie die Behandlung aussieht, alle Infos!
Was ist eine Fehlgeburt?
Von einer Fehlgeburt oder auch Abort spricht man, wenn die Schwangerschaft endet, bevor das Kind lebensfähig ist.
Geschieht eine Fehlgeburt vor der 13. Schwangerschaftswoche, spricht man von einem Frühabort. Nach der 16. Schwangerschaftswoche wird eine Fehlgeburt als Spätabort bezeichnet. Verstirbt das Kind nach der 23. Schwangerschaftswoche im Mutterleib, handelt es sich medizinisch gesehen um eine Totgeburt.
In den meisten Fällen ereignet sich eine Fehlgeburt aus natürlichen Ursachen. Dies wird als sogenannter Spontanabort bezeichnet. Es gibt jedoch auch künstlich herbeigeführte Aborte, sogenannte artifizielle Aborte, bei denen durch medikamentöse oder chemische Maßnahmen eine Fehlgeburt absichtlich ausgelöst wird. Dies ist bei einer Abtreibung der Fall.
Von einem habituellen Abort ist dann die Rede, wenn eine Frau drei oder mehr aufeinanderfolgende Fehlgeburten erleiden musste.
Als Embryo bezeichnet man das Kind im Anfangsstadium bis zur neunten Schwangerschaftswoche (SSW). In dieser Zeit, die man auch Organogenese nennt, werden die Organe angelegt. Anschließend beginnt die sogenannte Fetogense – das Ungeborene wird fortan (und bis zur Geburt des Neugeborenen) als Fötus bezeichnet.
Die Unterscheidung in Frühabort und Spätabort
Ein Frühabort geschieht bis einschließlich der 12. SSW
ein Spätabort ab der 13. bis einschließlich der 24. SSW
Ab der 24. SSW und mit einem Mindestgewicht von 500 Gramm hätte das Kind als Frühgeburt in intensivmedizinischer Behandlung wahrscheinlich überlebt. Die meisten Fehlgeburten verlaufen als Frühabort und unbemerkt - noch bevor sich die befruchtete Eizelle eingenistet hat. Vielleicht wusste die Frau nicht mal, dass sie schwanger ist. Daher verkünden viele werdende Mütter ihre Schwangerschaft erst nach der zwölften SSW. Die psychisch besonders belastenden Spätaborte sind vergleichsweise eher selten.
Fehlgeburt oder Totgeburt?
Wenn das Kind ab der 24. SSW (letzte Woche des sechsten Monats) stirbt, wird nicht mehr von einem Abort, sondern von einer Totgeburt gesprochen. Der Fötus hat dann in der Regel ein Gewicht von über 500 Gramm. Totgeburten sind in Deutschland meldepflichtig und unterliegen der Bestattungspflicht.
Was sind Fehlgeburt-Ursachen?
Etwa 25 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. Die meisten Aborte erfolgen in den ersten 12 Wochen. Viele Frauen haben zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bemerkt, dass sie schwanger sind.
Die häufigste Ursache für Fehlgeburten sind Chromosomenstörungen in der jeweiligen Samen- oder Eizelle. Liegt eine Störung vor, hört der Embryo auf sich zu entwickeln. In seltenen Fällen nistet er sich auch gar nicht erst in der Gebärmutter, sondern im Eileiter ein. In diesem Fall muss die Schwangerschaft beendet werden, da der Embryo dort keine Entwicklungschance hat und durch fortschreitende Schwangerschaft ein Reißen des Eileiters drohen kann. Eine sogenannte rupturierte Eileiterschwangerschaft ist ein lebensbedrohlicher Notfall.
Weitere Ursachen für eine Fehlgeburt sind:
Fehlbildungen der Gebärmutter, z.B. Myome oder andere Veränderungen, die die Gebärmutterhöhle beeinträchtigen
Tumore der Gebärmutter
Gebärmutterhalsschwäche (Zervixinsuffizienz)
Autoimmunerkrankungen
Immunologische Störungen, die zur Folge haben, dass der Fetus vom Immunsystem der Mutter als Feind eingestuft wird und dieser deshalb abgestoßen wird
Hormonelle Störungen der Mutter, z.B. Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes mellitus
Blutarmut (Anämie)
Infektionen, wie Toxoplasmose, Zytomegalieviren oder Listerien
Ärztliche Behandlungen, wie Computertomographie, Operationen mit Narkose, Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie
Konsum von Nikotin, Alkohol und Drogen
Die Anzeichen einer Fehlgeburt
Ein Anzeichen für eine Fehlgeburt kann eine mittlere bis starke Blutung mit dem Ausscheiden von Blutpfropfen und Gewebestücken sein. Meist kommen ziehende, wehenartige Unterleibsschmerzen hinzu. Eventuell tritt leichtes Fieber auf. Gegen Ende der Schwangerschaft kann es zum Austreten von Fruchtwasser kommen. Gerade bei frühen Aborten in den ersten Schwangerschaftswochen nehmen Frauen die Fehlgeburt lediglich als vermeintliche, verspätete Periode wahr. Diese ist meist stärker und schmerzender. Embryo und Mutterkuchen werden vollständig ausgestoßen. Es handelt sich dann um einen vollständigen Abort. Eine Nachkontrolle beim Frauenarzt ist ratsam – vorausgesetzt, die Frau bemerkt überhaupt, dass es sich um mehr als eine ungewöhnlich starke Periode handelt.
Kommt es zu einem unvollständigen Abort, bei dem der Embryo nicht komplett ausgestoßen wird, ist in der Regel eine Ausschabung beim Arzt notwendig.
Ein so genannter verhaltener Abort geschieht vor allem in der Frühphase der Schwangerschaft. Der Fötus stirbt und verweilt zusammen mit der Plazenta unbemerkt wochen- oder gar monatelang in der Gebärmutter. Ein verhaltener Abort kann ohne Unterleibsschmerzen oder Blutungen ablaufen, häufig kommen aber leichte Blutungen vor. Da der Körper aufhört, Schwangerschaftshormone zu produzieren, können typische Anzeichen wie Übelkeit und Brustziehen wegfallen. Aber: Es kann auch bei intakten Schwangerschaften passieren, dass recht plötzlich Brustspannen, Übelkeit oder andere körperliche Anzeichen der Schwangerschaft nachlassen. Nur der Frauenarzt kann mittels Ultraschall und ggf. einer Blutuntersuchung feststellen, ob die Frau noch schwanger ist.
Die typischen Symptome einer Fehlgeburt, also die Blutung und die Unterleibsschmerzen, ähneln denen einer Eileiterschwangerschaft.
Braune Schmierblutung und Ziehen im Unterleib
Braune Schmierblutungen und ein leichtes Ziehen im Unterleib bedeuten nicht immer gleich eine Fehlgeburt. Bei jeder vierten Frau kommt es in der Frühschwangerschaft zu einer leichten Blutung. Die Gefahr einer Fehlgeburt ist bei einem leichten Ziehen im Unterbauch oder leichten braunen Schmierblutungen gering. Jedoch gilt es jede Form von Schmerzen oder Blutungen in der Schwangerschaft ärztlich abklären zu lassen. Nur durch eine Untersuchung eines Gynäkologen oder einer Gynäkologin wissen Sie mit Sicherheit, ob ein ernster Grund für das Ziehen im Unterleib oder die Schmierblutung besteht oder ob diese Symptome auf die normalen Veränderungen des Körpers gerade zu Beginn einer Schwangerschaft zurückzuführen sind.
In manchen Fällen können leichte Blutungen auch vom Muttermund ausgehen. Dieser ist während der Schwangerschaft stärker durchblutet und entsprechend empfindlicher. Eine gynäkologische Untersuchung oder Geschlechtsverkehr reicht schon aus, um eine sogenannte Kontaktblutung auszulösen. Durch die mechanische Reizung des Muttermundes kann es dann zu leichten Spuren im Vaginalschleim kommen. Diese Form der Blutung in der Schwangerschaft ist unbedenklich.
Blutungen und Schmerzen in Schwangerschaft immer abklären lassen
Eine Fehlgeburt kann sich durch eine sich langsam steigernde oder plötzlich auftretende Blutung ankündigen. Dabei kann die Blutung vollkommen schmerzfrei sein oder aber mit einem sehr starken Ziehen im Unterleib oder krampfartigen Schmerzen verbunden sein. Ein starkes Ziehen im Unterleib in Kombination mit einer Blutung können auf eine Fehlgeburt hinweisen und sind in jedem Fall ärztlich abklären zu lassen.
Grundsätzlich gilt bei Ziehen im Unterleib, braunem Ausfluss oder jede Form von Blutung, egal ob leicht oder schwer: Lassen Sie diese Beschwerden und Symptome ärztlich abklären. In den meisten Fällen sind sie wahrscheinlich unbedenklich, manchmal können sie jedoch auch einen ernsten Hintergrund haben.
Fehlgeburt? Dann sollten Sie zum Arzt
Sie sollten schnellstmöglich zum Arzt gehen, wenn
eine Blutung ohne triftige Ursache (z. B. Geschlechtsverkehr) erfolgt
wehenartige Unterleibsschmerzen auftreten
keine Kindsbewegungen mehr spürbar sind (diese spürt man in der Regel erstmalig rund um die 20. SSW)
typische Schwangerschaftssymptome plötzlich ausbleiben
Aber: Nicht immer besteht ein Grund zur Panik. Blutungen oder Bauchschmerzen können ein Hinweis auf eine Fehlgeburt sein. Zwischenblutungen und Bauchschmerzen kommen häufig aber auch während einer intakten Schwangerschaft vor. Trotzdem sollten sie sicherheitshalber ärztlich abgeklärt werden.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Wenn Krämpfe und Blutungen auf den Verlust des Kindes hindeuten, prüft der Arzt mittels Ultraschall Größe und Herzschlag des Kindes. Die Aufnahmen zeigen auch, ob nach einer möglichen Fehlgeburt Fötus und Plazenta ausgestoßen wurden. Zudem wird die Beschaffenheit der Gebärmutter kontrolliert und überprüft, ob der Muttermund geöffnet ist. Wenn dieser sich erweitert, wird eine Fehlgeburt wahrscheinlicher. Sollte eine Blutung erfolgen, wird ihre Stärke beurteilt. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über den Verlauf des Schwangerschaftshormons Beta-HCG. Sinkt es in der Frühschwangerschaft kontinuierlich, kann dies auf eine Frühgeburt hindeuten.
Bei einer drohenden Fehlgeburt erfolgt absolute Bettruhe und die Einnahme von Medikamenten, um den Verlust des Kindes abzuwenden.
Wann ist eine Ausschabung notwendig?
In den meisten Fällen wird nach einer Fehlgeburt eine Ausschabung der Gebärmutterinnenwand (instrumentelle Kürettage) durchgeführt. Der operative Eingriff (i. d. R. ambulant) dient der Entfernung der Plazenta- und Fruchthöhle in der Gebärmutter, denn diese können sich infizieren und eine Blutvergiftung auslösen (septischer Abort). Eine Ausschabung wird in der Regel bei unvollständigen oder verhaltenen Fehlgeburten angewandt – zumindest dann, wenn die Schwangerschaft schon fortgeschritten war und sich ein größerer Teil an Geweberesten angesammelt hat. Bei einer frühzeitigen Fehlgeburt in den ersten Schwangerschaftswochen ist eine Ausschabung meist nicht notwendig.
Stirbt das Kind in einer späteren Schwangerschaftsphase, ist es schon sehr weit entwickelt. Dann verabreicht der Arzt ein wehenförderndes Mittel. Es löst Gebärmutterkontraktionen aus, sodass die Gewebereste abgestoßen werden. Danach erfolgt in der Regel die Ausschabung.
Einige Frauen möchten bei einem unvollständigen oder verhaltenen Abort warten, bis das Restgewebe auf natürliche Weise ausgestoßen wird. So können sie bewusst Abschied nehmen. Sollten keine medizinischen Gründe dagegen bestehen, kann dies individuell mit dem Arzt abgeklärt werden.
Habitueller Abort: Wenn sich Fehlgeburten wiederholen
Was tun, wenn es wieder nicht geklappt hat? Von einem habituellen Abort spricht man ab drei aufeinanderfolgenden Fehlgeburten. Ein Prozent aller Paare mit Kinderwunsch sind davon betroffen. Für sie ist dies sehr belastend. An der Frage nach dem "Warum?" zerbrechen viele. Sie machen sich Vorwürfe und denken, etwas falsch gemacht zu haben. In 40% der Fälle lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache finden.
Mögliche Ursachen können u. a. sein:
Abstoßungsreaktionen des mütterlichen Körpers (Immunologische Sterilität): Der Embryo besteht zur Hälfte aus den Genen des Vaters und wird vom weiblichen Organismus als körperfremd betrachtet - er möchte ihn abstoßen. Um dieser Reaktion entgegenzuwirken, werden Antikörper produziert. Ist der Immunmechanismus gestört, wird der Embryo abgestoßen.
Fehlbildungen/Verwachsungen an den mütterlichen Geschlechtsorganen:
Myome (gutartige Knoten der Gebärmutter)
Eine zusätzliche Trennwand in der Gebärmutterhöhle
Eine doppelte Gebärmutter
Ein zu nachgiebiger Muttermund, der sich frühzeitig öffnet, wenn die Gebärmutter wächst (Zervix-Insuffizienz)
Chronische Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen)
Hormonstörungen der Mutter
Medikamente, die dem Kind schaden & Drogen
Angeborene oder erworbene Thromboseneigung der Frau: Im Mutterkuchen bilden sich Blutgerinnsel, sodass der Fötus nicht ausreichend mit Blut versorgt wird
Sollte es zu einer zweiten Fehlgeburt kommen, können weitere ärztliche Untersuchungen durchgeführt werden:
Chromosomenanalyse von Mann, Frau und Embryo bzw. Fötus
Hormonuntersuchung im Blut der Frau, zur Aufdeckung möglicher Hormon- oder Stoffwechselerkrankungen
Scheiden- und Gebärmutterhalsabstrich zur Feststellung möglicher Infektionen
Vaginalultraschall, Gebärmutterspiegelung, Hysterosalpingografie (innere Darstellung von Gebärmutter und Eileitern) zur Aufklärung möglicher organischer Veränderungen, z.B. in der Gebärmutter
Nicht immer sind diese teils belastenden Untersuchungen ergiebig, weshalb der Arzt oft zu einem dritten Schwangerschaftsversuch rät.
Behandlung nach einer Fehlgeburt
Hormonelle Ungleichgewichte können mit Hormonpräparaten behandelt werden. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes müssen bei der richtigen Behandlung kein Hindernis für eine erneute Schwangerschaft sein. Fehlbildungen der Gebärmutter können operativ korrigiert werden. Bei der Zervix-Insuffizienz bestehen Therapiemöglichkeiten.
Die Zeit nach der Fehlgeburt
Krankschreibung nach einer Fehlgeburt?
Wer nach einer Fehlgeburt eine Auszeit benötigt, kann sich vom Arzt/Ärztin krankschreiben lassen. Nach einer Totgeburt (ab 500 Gramm Geburtsgewicht) steht einer betroffenen Frau sogar Mutterschutz zu. Es beschreibt einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen nach der Entbindung bzw. dem Verlust des Kindes. Er dient der mütterlichen Erholung und der Rückbildung der durch die Schwangerschaft hervorgerufenen Veränderungen.
Psychologische Betreuung der Eltern
Gerade eine späte Fehlgeburt ist für das Elternpaar psychisch sehr belastend. Die Trauer, oftmals begleitet von Schuldgefühlen und Vorwürfen, ist alleine nicht immer zu verarbeiten. Eltern können eine psychologische Begleitung beanspruchen. Sie ermöglicht einen erträglichen und zukunftsorientierten Umgang mit dem Verlust und der tiefen Trauer. Auch bei stetig unerfülltem Kinderwunsch gibt es Therapiemöglichkeiten.
Abschied nehmen
Ein realer Ort der Trauer ist für viele Eltern sehr wichtig, um das verstorbene Kind zu würdigen und gebührend zu trauern. So kann es als sogenanntes "Sternenkind" gemeinsam mit anderen Sternenkindern bestattet werden. Dies wird zum Teil direkt von den Krankenhäusern angeboten.
Erneute Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt?
Ärzte raten, man solle – zumindest nach einer späteren Fehlgeburt – mindestens drei Monate bis zu einem erneuten Schwangerschaftsversuch warten. Dies erscheint sinnvoll, denn die Gebärmutter muss sich erholen. Auch weitere, durch die Schwangerschaft hervorgerufene Veränderungen sollten sich zunächst zurückbilden. Es gibt allerdings auch eine amerikanische Studie, die diese Drei-Monats-Regel nicht so eng sieht. Ganz wichtig ist: Nicht den Mut verlieren. Nach einer oder gar zwei Fehlgeburten gibt es auch ohne Therapie gute Chancen, wieder schwanger zu werden. Selbst nach drei Fehlgeburten wird in über 50% der Fälle dennoch eine gesunde Schwangerschaft ausgetragen.
Quellen:
GESUNDHEIT HEUTE; das Handbuch für Schulmedizin, Naturheilkunde und Selbsthilfe; Dr. med. Arne Schäffler
HANDBUCH GESUNDHEIT; medizinisches Wissen und ärztlicher rat für die ganze Familie; MSD Manual