Farbenblindheit: So sehen Betroffene die Welt
Viele Menschen sind von Farbenblindheit betroffen. Aber wie sehen Farbenblinde die Welt? Die meisten Menschen können sich das gar nicht vorstellen. Das wollte ein US-amerikanischer Wissenschaftler ändern – und veröffentlichte eindrucksvolle Bilder aus der Sicht von Farbenblinden.
Welche Farbe hat dieser Stift, passt das T-Shirt zur Hose, ist das Fleisch schon durch? Für die Antwort auf diese alltäglichen Fragen brauchen wir nicht lange zu überlegen – ein Blick genügt und wir kennen sie. Doch für Menschen mit Farbenblindheit können sie eine von vielen Herausforderungen darstellen.
Um das zu verdeutlichen, veröffentlichte Jay Neitz, Professor für Augenheilkunde an der University of Washington eine Reihe von Bildern, die zeigen sollen, wie die Welt für Farbenblinde aussieht.




Farbenblindheit, was ist das?
Für die Farbwahrnehmung sind Farbrezeptoren in der Netzhaut, die sogenannten Zapfen, verantwortlich. Es gibt drei Arten von Zapfen – bei Farbenblindheit funktionieren eine oder mehrere davon nicht.
Auf seiner Website erklärt Professor Neitz Farbenblindheit am Beispiel eines Fernsehers: „Ihr Fernseher mischt drei verschiedene Lichter (rot, grün und blau), um alle Farben zu produzieren, die Sie erkennen. Farbwahrnehmung funktioniert aufgrund drei verschiedener Rezeptoren (nennen wir sie rot, grün und blau), die Signale zu Ihrem Gehirn senden – dort werden diese Informationen ‚gemischt’ und Sie erkennen die verschiedenen Farben. Doch was, wenn Ihr Fernseher kein rotes oder grünes Licht mehr produzieren könnte? Das wäre vergleichbar mit dem, was passiert, wenn jemand farbenblind ist.“
Verschiedene Formen der Farbenblindheit

Der Begriff „Farbenblindheit“ bezeichnet eine seltene Störung, bei der keinerlei Farben, sondern lediglich Kontraste wahrgenommen werden können. Farbenblinde haben außerdem tagsüber ein stark eingeschränktes Sehvermägen und sehr lichtempfindlich. Der Grund dafür ist, dass die bei ihnen geschädigten Zapfen für das Sehen am Tag verantwortlich sind. Für das Sehen in schlechten Lichtverhältnissen sind die sogenannten Stäbchen zuständig. Da diese bei Farbenblindheit nicht beeinträchtigt sind, können Betroffene in Dämmerung und Dunkelheit ähnlich gut sehen wie andere.
Farbenblindheit ist meistens Rot-Grün-Blindheit
Umgangssprachlich ist mit Farbenblindheit aber meist die häufigere Rot-Grün-Blindheit gemeint, an der rund fünf Prozent der Bevölkerung leiden – bei dieser handelt es sich strenggenommen nicht um Farbenblindheit, sondern um eine Farbenfehlsichtigkeit. Bei einer Rot-Grün-Blindheit funktionieren die für rotes oder grünes Licht zuständigen Zapfen nicht oder beide sind funktionsuntüchtig. Die von Professor Neitz veröffentlichten Bilder zeigen die Sicht eines rot-grün-blinden Menschen.
Farbenblindheit: Gibt es eine Therapie?
Es gibt keine Behandlung, die eine Farbenblindheit oder Farbenfehlsichtigkeit beheben kann. Spezielle Brillen für Farbfehlsichtige verstärken den Farbkontrast, können dem Betroffenen aber kein unverfälschtes Abbild er Wirklichkeit vermitteln. Vollständig Farbenblinden können Brillen mit abgedunkelten Gläsern helfen, die starke Lichtempfindlichkeit zu lindern.