Falun Dafa: Meditationsbewegung oder Psychosekte?

Die Einschätzungen zur chinesischen Lehre des Falun Dafa (auch als Falun Gong bekannt) gehen weit auseinander. Die einen reden von einer Meditationsbewegung, die anderen eher von einer Sekte. Was steckt dahinter? Und warum wird Falun Dafa in China verfolgt?

Mönch steigt Treppe hoch
Sekte oder Meditationsbewegung? Der Übergang ist nicht klar definiert Foto: iStock/PeopleImages

Falun Dafa, was ist das?

Es handelt sich um eine traditionelle chinesische Meditationspraxis bzw. einen spirituellen Kultivierungsweg. Häufig auch als Falun Gong bezeichnet, stammt Falun Dafa aus einer alten buddhistischen Qi Gong Schule. Der Fokus liegt auf einer tiefen Lehre über die Grundsätze von Wahrheit (die Wahrheit sagen, keine Lügen, kein Betrug, usw.), Barmherzigkeit (Mitgefühl, bedingungslose Liebe, Güte, usw.) und Nachsicht (Toleranz, Ausdauer). Negative Eigenschaften wie beispielsweise Hass, Gier und Neid sollen darin abgelegt werden. Innerhalb des Falun Dafa wird eine “edle Gesinnung” gelehrt. Disziplin spielt dabei eine wichtige Rolle – sie werde von sich, jedoch nicht von der Umgebung gefordert. Geistiger Führer ist Li Hongzhi. Er hat viele Bücher geschrieben und lebt seit 1998 in den USA. Der Lehrer der Kultivierungspraktik und Gründer von Falun Dafa sagt über seine Lehre:

„Kultivierung ist die ständige Bemühung, sich diesen universellen Prinzipien (Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht) anzugleichen. Die Praktik wird von diesen höchsten Eigenschaften angeleitet und beruht auf den Grundprinzipien die der Entwicklung des Kosmos zugrunde liegen.“
Li Hongzhi, Gründer

Falun Dafa: Fünf Übungen – für Geist, Herz und Körper

Die Elemente des Falun Dafa erinnern an jene, die auch im Buddhismus, Daoismus, der traditionellen chinesischen Medizin sowie des Qigong stattfinden. Laut Li kultiviert der Falun Gong einen klaren Geist, ein offenes Herz sowie einen gesunden Körper. Diesen Zielen sollen besonders spezielle Übungen zugutekommen, die von den Anhängern praktiziert werden. Falun Dafa besteht insgesamt aus fünf Übungen – vier davon im Stehen, eine Meditationsübung.

Falun Dafa: Sekte oder Meditationsbewegung?

Nicht nur in anderen Ländern der Welt, auch in Deutschland gilt Falun Dafa bzw. Falun Gong als äußerst umstritten. Die Bewegung soll zwar laut Anhängern unpolitisch und keine Religion sein. Außerdem werde alles ehrenamtlich durchgeführt und Hierarchien und Gebühren gebe es nicht. Jeder soll frei kommen und gehen können, so wie er will. Dennoch bezweifeln viele Sektenforscher, dass es sich bei Falun Dafa nur um eine lose, meditative Bewegung handelt, die sich nicht bereichern will. Es gibt Bücher, Videos, Poster und andere Schriften. Auf der Website kann man Bücher auch käuflich erwerben und die Bewegung so unterstützen.

Warum wird Falun Dafa in China verfolgt?

Weniger umstritten ist hingegen die brutale Verfolgung von Falun-Gong-Anhängern in China. Die Behörden bezeichnen Falun Dafa als typische xie jiao (“heterodoxe Lehre”). Die Verfolgung basiert auf der Kampagne der Kommunistischen Partei Chinas, die im Jahr 1999 ihren Lauf nehm. Das Ziel: die Beseitigung der Bewegung. Die Maßnahmen: Neben der Propaganda-Kampagne ein Programm erzwungener ideologischer Konversion und Umerziehung sowie Zwangsmaßnahmen. Darunter etwa unwillkürliche Festnahmen, Zwangsarbeit oder Folter mit Todesfolge. 2006 kamen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit, die besagten, dass Falun-Gong-Anhänger getötet wurden, um Chinas Organtransplantationsindustrie mit Organen zu beliefern.

Die Zahl der Anhänger sowie der Gefolterten und Toten gehen weit auseinander: Seit Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 in China gab es – so sagten es chinesische Medien  – etwa 70 Millionen Anhänger. Falun Dafa sprach dagegen von 100 Millionen Menschen, die ihnen folgten. Da keine offiziellen Mitgliedschaften abgeschlossen werden, ließen sich auch damals keine genauen Zahlen nennen. Seit dem Verbot der Falun-Gong-Bewegung in China gehen die Zahlen noch weiter auseinander.

Schon zweimal haben in der Geschichte Chinas spirituelle Bewegungen mit charismatischen Anführern zu Aufstand und großem Chaos geführt. Man erinnere sich an die Taiping-Rebellion und den Boxeraufstand. Der Antrieb der Menschen war damals wie heute die Unzufriedenheit. Zum einen über die steigende Arbeitslosigkeit, zum anderen über die Korruption.

Falun Dafa: Position der chinesischen Botschaft

China bezieht klar Stellung zur Bewegung: Falun Gong sei als ketzerische Sekte eine Gefahr für seine Anhänger, es gebe bereits zahlreiche Selbstmord-Beispiele. Kranke Menschen würden notwendige Behandlungen verweigern. Li Honghzi wird zudem als „Schwindler“ dargestellt. Seine Biografie sei eine Fälschung. Die Theorie über die ‚Explosion der Erde’ und über das ‚Jüngste Gericht‘ solle Panik schüren und eine Atmosphäre von Schrecken kreieren.

Eine Evangelische Sicht der Dinge

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) hat eine andere Art der Stellungnahme veröffentlicht. Darin beschreibt die EZW, dass Falun Gong eine “synkretistische Heilslehre und Praxis mit umfassendem und exklusivem Anspruch” ist. Sie präsentiere sich als ein methodisierter Heilsweg unter der Autorität von Gründer Li Hongzhi. Bereits die Rede vom Meister und seinen Jüngern verweise laut EZW auf ein religiöses Grundverständnis. Die Jünger sollen in kurzer Zeit auf eine nächste Ebene bzw. zu Glück und Erfolg kommen.

Unter anderem würden auch  die politischen Aktivitäten der Anhänger zeigen, dass es sich bei Falun Gong um mehr als bloß eine rein spirituelle Meditationsbewegung handelt. Der Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in China sollte laut EZW von der Werbung für Falun Gong klar unterscheidbar bleiben.

Weiterhin schätzt die Zentralstelle die propagandistische Vermengung von Politik und Spiritualität mittels Aktionen in Rathäusern und Stadthallen (z.B. zum Thema Kunst oder Menschenrechte) kritisch ein.

Reaktionen aus dem Ausland

Die Verfolgung von Falun-Dafa-Anhängern zog internationale Aufmerksamkeit auf sich. Regierungen sowie Nicht-Regierungsorganisationen aus aller Welt setzten sich damit auseinander. Auch Menschenrechtsorganisationen (z.B. Amnesty International und Human Rights Watch) machten sich öffentlich große Sorge über Berichte von Folter und Misshandlungen in China. Sie forderten die Vereinten Nationen und internationale Regierungen auf, einzugreifen, um die Verfolgung zu beenden. Der US-Kongress verabschiedete insgesamt sechs Resolutionen gegen die Verfolgung. Die Forderung: ein sofortiges Ende der Kampagne gegen Falun-Gong-Praktizierende – sowohl in China als auch im Ausland. Die letzte Resolution, die sogenannte House Resolution 605, wurde am 17. März 2010 verabschiedet. Sie fordert „ein sofortiges Ende der Kampagne, die Falun-Gong-Praktizierende verfolgt, einschüchtert, einsperrt und foltert”.

Auch andere Länder und Staaten bleiben nicht tatenlos. Zahlreiche andere Menschenrechtsorganisationen und Parlamente haben sich bereits gegen die Verfolgung ausgesprochen. Im Jahr 2013 verabschiedete das Europäische Parlament eine Resolution, welche die Freilassung aller Gewissensgefangenen in China fordert sowie den Organraub an Falun-Gong-Häftlingen verurteilt (siehe EU-Resolution zu Organentnahmen in China).

Quellen: 

Kurze Einführung in Falun Dafa, in: falundafa.org

Tong, James (2010): Revenge of the Forbidden City, The Suppression of the Falungong in China. 1999–2005. Oxford University Press

Amnesty International: China: The crackdown on Falun Gong and other so-called heretical organizations.

Falun Gong, in: uni-duesseldorf.de