Falsche Erziehung: So erschaffe ich einen Narzissten

Eine aktuelle Studie zeigt, welcher Erziehungsstil Kinder zu Narzissten macht. Erfahren Sie hier, wie Eltern richtig handeln, welche Typen von Narzissmus es gibt und ob Sie selbst ein Narzisst sind.
Leben wir bald in einer Gesellschaft von Narzissten? Das liegt in den Händen der Eltern, sagen Forscher. In der aktuellen Studie untersuchte das Team aus US-amerikanischen und niederländischen Wissenschaftlern, welche Rolle die elterliche Erziehung bei der Entstehung von Narzissmus spielt. Dazu befragten sie 565 Kinder zwischen sieben und elf Jahren und ihre Eltern viermal in einem Zeitraum von zwei Jahren.
Übermäßiges Lob fördert Narzissmus
Das Ergebnis: Kinder, deren Eltern ihnen vermitteln, sie seien anderen überlegen und hätten eine besondere Behandlung verdient, haben ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter eine narzisstische Störung zu entwickeln. „Du bist etwas ganz besonderes“ sollten Kinder also nicht ununterbrochen zu hören bekommen.
„Wenn Kinder von ihren Eltern als einzigartiger als andere Kinder angesehen werden, können sie die Ansicht verinnerlichen, dass sie bessere Menschen sind – eine Sichtweise, die den Kern des Narzissmus ausmacht“, schreiben die Forscher in der in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie.
Der richtige Weg ist nach Ansicht der Studienleiter, den Kindern Liebe und Wertschätzung entgegenzubringen, ohne ihnen zu vermitteln, sie seien anderen überlegen. Dieser Erziehungsstil lege den Grundstein für ein gesundes Selbstbewusstsein.
Die Studienleiter betonen, dass das Verhalten der Eltern nicht der einzige Auslöser von Narzissmus ist – wie bei anderen Persönlichkeitszügen ist auch Narzissmus teilweise erblich und hängt mit dem Temperament des Kindes zusammen.
Der Narzissmus ist eine starke Selbstverliebtheit. Narzissten sind ständig auf der Suche nach Bewunderung und haben gleichzeitig eine enorme Angst vor Kränkung. Narzissmus steht für die Eigenart, sich nur mit sich selbst zu befassen und sich nicht für andere Menschen zu interessieren.
Verschiedene Typen von Narzissmus
Doch ist es überhaupt schlimm, ein Narzisst zu sein? Unter Narzissmus versteht man zunächst die Liebe zu sich selbst, die auch bei der histrionischen Persönlichkeitsstörung stark ausgeprägt ist. Narzisstische Eigenschaften können, je nach Ausprägung, positiv und erfolgsfördernd sein. Häufig führen sie aber auch zu großen psychischen Problemen und können sogar die Suizidgefahr erhöhen. Experten unterscheiden drei Typen von Narzissten.
Erfolgreiche Narzissten
Diese Menschen sind stark leistungsorientiert, stellen hohe Ansprüche an sich selbst und strengen sich in hohem Maße an, um diese Ansprüche zu erfüllen. Je nach Kompetenz führen diese Anstrengungen auch zum Erfolg.
Gescheiterte Narzissten
Betroffene schaffen es nicht, den an sich selbst gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Als Folge geben sie auf, stellen ihre Bemühungen ein und leiden unter einem starken Gefühl des Scheiterns.
Erfolglose Narzissten
Von erfolglosen Narzissten sprechen Experten, wenn Menschen hohe Ansprüche an sich selbst stellen, diese durch wenig lösungsorientiertes Handeln nicht erfüllen können und die Diskrepanz zwischen ihrer tatsächlichen Leistung und den gesetzten Standards durch Phantasieprodukte kompensieren. Beispielsweise erklären sie sich und anderen ihr Scheitern mit äußeren Umständen, die sie vom Ausleben ihrer außergewöhnlichen Talente abhalten.
Narzisst oder nicht? Mit einer Frage zur Diagnose
Ob Sie oder Ihr Gegenüber ein Narzisst sind, lässt sich laut einer 2014 veröffentlichten Studie durch eine einzige Frage klären. Die Auswertung von elf Experimenten ergab, dass die meisten Narzissten die Frage „Sind Sie ein Narzisst?“ bejahen.
Wenn auch Sie wissen möchten, ob bei Ihnen eine narzisstische Störung vorliegt, machen Sie jetzt den Praxisvita Selbst-Test "Bin ich ein Narzisst?"