Erste Hilfe bei Verätzung
Beim Spielen können sich Kinder durch ätzende Flüssigkeiten verletzen. Wie Sie Säure-Verletzungen im Haushalt vermeiden und wie Sie bei einer Verätzung Erste Hilfe leisten, erklärt Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan.

Was ist eine Verätzung?
Unter einer Verätzung versteht man eine Haut- oder Schleimhautverletzung, die durch chemische Stoffe wie Säuren, Laugen oder Lösungsmittel verursacht wurde. Die Schwere der Verletzung ist abhängig von Sorte, Konzentration und Temperatur des Gefahrstoffs und der Dauer des Hautkontakts. Eine Verätzung äußert sich in starken Schmerzen, geröteter Haut und Blasenbildung.
Verätzungen treten am häufigsten in diesen Körperregionen auf:
- Mund
- Speiseröhre
- Augen
- Haut

Erste Hilfe bei Verätzungen – das sagt Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Eine Verätzung ist eine sehr ernstzunehmende Verletzung, die zu Folgenschäden auf der Haut führen kann. Deshalb gilt: Informieren Sie den Notruf, wenn Ihr Kind eine Verätzung erlitten hat! Lassen Sie es aber nicht spüren, wie ernst die Lage ist – wichtig ist, dass Sie ruhig bleiben, damit sich diese Ruhe auch auf den Nachwuchs überträgt. Wenn mehrere Personen anwesend sind, bitten Sie jemand anderen, den Notruf zu verständigen und bleiben Sie selbst bei Ihrem Kind.

Verätzung behandeln – so geht’s
Wie Sie eine Verätzung und auch jede andere Hautverletzung richtig behandeln, hängt in erster Linie davon ab, wo genau die Verletzung ist. In jedem Fall sollten Sie den Notruf alarmieren und in der Wartezeit Erste Hilfe leisten.
Ist ein Auge betroffen, handeln sie wie folgt:
- Rufen Sie den Notarzt (112)
- spülen Sie dieses am besten sofort unter fließendem Wasser aus.
- Legen Sie dabei vorsichtig ein Tuch über das gesunde Auge sowie den Mund und die Nase, damit sie nicht mit dem eventuell ätzenden Spülwasser in Berührung kommen.
- Lassen Sie das Wasser aus etwa zehn Zentimetern Höhe vom inneren Augenwinkel nach außen fließen.
Befindet sich die Verätzung auf der Haut, gehen sie so vor:
- Alarmieren Sie den Notruf unter 112.
- Ziehen Sie wenn möglich dicke Handschuhe über, um sich selbst zu schützen.
- Entfernen Sie die Kleidung von der betroffenen Körperstelle.
- Spülen Sie die verätzte Stelle mit sauberem lauwarmem Wasser (etwa 20 Grad) 15 Minuten lang ab. Ist kein Wasser zur Hand, nehmen Sie notfalls Milch oder Saft, jedoch keinen Alkohol.
- Achten Sie darauf, dass die Säure beim Abspülen nicht über unverletzte Hautpartien oder in die Augen läuft.
- Steht Ihnen keine Flüssigkeit zur Verfügung, tupfen Sie die Wunde mit sauberem Stoff vorsichtig ab.
- Wickeln Sie den Patienten für den Transport ins Krankenhaus in saubere nasse Tücher. Bei kleinen Wunden genügt ein nasser Verband.
- Hat Ihr Kind ätzende Flüssigkeit verschluckt, bringen sie es nicht zum Erbrechen – das würde die Speiseröhre verätzen. Geben Sie ihm stattdessen Wasser zu trinken, um die Chemikalie zu verdünnen
- Geben Sie dem Arzt das Behältnis der Chemikalie mit ins Krankenhaus. Für die Weiterbehandlung ist es vorteilhaft, wenn der Arzt weiß, um welches Ätzmittel es sich handelt.
Risikofaktoren für Verätzungen
Doch wie kann es heutzutage im Haushalt noch zu Verätzungen kommen? Schließich haben die meisten Haushaltsreiniger inzwischen kindersichere Verschlüsse. Doch leider machen viele Eltern immer noch den Fehler, Reinigungsmittel oder Pflanzenschutzmittel in Sicht- und Reichweite ihrer Kinder aufzubewahren, weil sie sich voll und ganz auf diese Verschlüsse verlassen.
Wenn man diese dann einmal nicht richtig zugedreht hat, ist eine Verletzung durch Reiniger, in denen sich beispielsweise ätzende Essigessenz befindet, dann eben doch schnell passiert.

Säure-Verletzungen vermeiden – 6 Tipps
- Putzmittel, andere Reinigungsmittel, ätherische Öle, Schädlingsbekämpfungsmittel und Frostschutz nur in Oberschränken aufbewahren, an die Kinder nicht herankommen.
- Im besten Falle vermeiden Sie den Kauf von ätzenden Chemikalien.
- Achten Sie beim Kauf von Reinigungsmitteln auf kindersichere Verschlüsse.
- Füllen Sie Chemikalien niemals in leere Trinkflaschen oder andere Behälter – hier besteht Verwechslungsgefahr.
- Vermeiden Sie die Benutzung von flüssigen Grillanzündern.
- Mischen Sie keine Reste verschiedener Putzmittel – das kann chemische Reaktionen auslösen.
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