Erste Hilfe bei Kindern: Wie behandle ich Kiefer- oder Zahnverletzungen?
Da gerade kleine Kinder sich beim Fallen meist nicht schnell genug mit den Armen abfangen können, entstehen leicht Kiefer- und Zahnverletzungen. Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erklärt, was in einem solchen Fall zu tun ist.

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Kiefer- oder Zahnverletzungen sehen bei Kindern meist erst einmal schlimmer aus, als sie wirklich sind. Besonders kleine Blutungen sind bei einem Sturz schnell passiert, wenn sich das Kind beispielsweise mit den Zähnen versehentlich im Fallen auf die Lippen beißt. Und solche Verletzungen entstehen häufig beim Spielen. Denn gerade kleine Kinder sind meist nicht in der Lage, sich bei einem Fall rechtzeitig mit den Armen oder den Händen abzufangen – und landen deshalb mit dem Gesicht auf dem Boden.

Kiefer- und Zahnverletzungen: Was ist zu tun?
Zunächst einmal sollten Sie das Kind beruhigen und es bitten, den Mund zu öffnen. Klagt es dabei bereits über Schmerzen oder ist nicht in der Lage, den Mund ganz zu öffnen, könnte eine Kieferverletzung vorliegen, die sich ein Kinderarzt ansehen sollte. Wenn es beim Öffnen keine Schwierigkeiten gibt, untersuchen Sie die Mundhöhle genau: Bei Zahnverletzungen ist nicht immer auf den ersten Blick zu sehen, ob vielleicht ein Stück Zahn abgebrochen ist. Mithilfe einer kleinen Lampe und eines Taschenspiegels können Sie sich auch die Rückseite der Zähne kontrollieren.
Sollte ein Stück eines Zahns oder gar ein ganzer fehlen, versuchen Sie unbedingt, diese wiederzufinden. Gerade bei komplett herausgebrochenen Zähnen besteht meist die Möglichkeit, sie wieder einzusetzen. Dafür ist es wichtig, dass dass Sie den Zahn beim Transport zum Arzt feucht halten. Wickeln Sie ihn deshalb entweder in feuchte Tücher ein oder lagern Sie ihn in einem Glas Milch oder Wasser. Falls Sie bei dem Unfall gerade unterwegs waren und nichts Entsprechendes dabei haben, kann das Kind den Zahn auch in den Mund nehmen, nachdem er mit einem Taschentuch gereinigt wurde. Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass der Zahn nicht versehentlich verschluckt wird – daher eignet sich diese Methode eher bei etwas älteren Kindern. Fahren Sie dann zum Zahnarzt. Nehmen Sie auch das Impfbuch des Kindes mit, damit sich der Arzt beispielsweise über die letzte Tetanus-Schutzimpfung informieren kann.
Blutungen am Mund stillen
Neben den Zahnverletzungen an sich sind besonders Blutungen aus dem Mund ein häufiges Problem nach Stürzen und wegen des metallischen Geschmacks recht unangenehm. Sie zu stillen ist nicht immer ganz einfach, da der Speichel und die generelle Feuchtigkeit in der Mundhöhle eine Schorfbildung verhindern. Schauen Sie sich die Blutung genau an: Ist sie leicht rötlich oder glasig, handelt es sich um sogenannte Sickerblutungen. Diese bedeuten nur, dass die Mundwunde noch nicht zur Ruhe gekommen ist und sind kein großer Grund zur Sorge. Tupfen Sie sie vorsichtig ab, durch leichten Druck von außen auf die Wange hört eine solche Blutung oft von alleine auf. Sorgen Sie auch dafür, dass das Kind sich ausruht, damit sich der Kreislauf beruhigen kann. Ist die Blutung dagegen tiefrot und stoppt auch nach etwa 30 bis 45 Minuten nicht, sollten Sie umgehend einen zahnärztlichen Notdienst aufsuchen.
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