Erste Hilfe bei Kindern: Der Stromschlag
Nicht nur der Griff in die Steckdose kann bei Kindern einen Stromschlag auslösen. Auch wenn der Nachwuchs beispielsweise in der Badewanne spielt und versehentlich ein elektrisches Gerät hineinfällt, können schwerste Verletzungen die Folge sein. Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erklärt, was in diesen Fällen zu tun ist.

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Bei einem Stromunfall gilt als erste Regel: Bleiben Sie ruhig und bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr! Sie können Ihrem Kind nicht helfen, wenn Sie versuchen, es mit bloßen Händen von der Stromquelle wegzuziehen und dabei selbst einen Stromschlag erleiden. Unterbrechen Sie stattdessen sofort den Stromkreis: Ist ein Gerät an dem Unfall schuld, ziehen Sie den Stecker. Können Sie diesen nicht erreichen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, schalten Sie die Sicherung aus. Wenn keine der beiden Möglichkeiten machbar ist, nutzen Sie einen nicht leitenden, trockenen Gegenstand, um das Kind von der Stromquelle wegzuziehen. Dafür eignen sich beispielsweise Gegenstände aus Holz wie Besenstile oder Holzstühle, aber auch ein Ledergürtel kann helfen.
Beim Stromschlag zählt jede Minute
Verständigen Sie als nächstes den Notruf und informieren Sie die Leitstelle genau über den Unfallhergang. Sollte das Kind einen Herz- oder Atemstillstand erlitten haben, beginnen Sie sofort mit einer Mund-zu-Nase-Beatmung und einer Herzmassage. Die Rettungskräfte am Telefon können Sie dabei anleiten, bis der Notarzt eintrifft und übernehmen kann. Ist das Kind bei Bewusstsein, überprüfen Sie es auf äußere Verletzungen wie Verbrennungen. Diese sollten mit sauberen Tüchern oder Verbänden bedeckt werden.

Ein Stromschlag ist auch deshalb so gefährlich, weil neben den schmerzhaften äußeren Wunden wie Verbrennungen auch schwere innere Verletzungen entstehen können. Häufig treten auch Herzrhythmusstörungen auf: Dabei wird weniger oder gar kein Blut und damit auch zu wenig Sauerstoff im Körper transportiert. Unbehandelt kann eine solche Störung in wenigen Minuten zum Tod führen. Besonders gefährlich daran ist, dass Herzrhythmusstörungen manchmal auch erst Stunden nach dem Unfall auftreten können. Deshalb ist eine ärztliche Untersuchung so wichtig: Selbst wenn das Kind rein äußerlich keinen Schaden durch den Stromschlag davongetragen hat, muss sein Herz unbedingt durch ein EKG genauer untersucht werden. Vermutlich werden die Ärzte auch entscheiden, das Kind eine Weile unter Aufsicht im Krankenhaus zu behalten und den Herzschlag genau zu beobachten.
Wie entstehen Stromunfälle?
Viele Kinder lieben es, im Wasser zu spielen und zuhause in der Badewanne zu planschen. Eltern sollten deshalb darauf achten, keine Elektro-Geräte wie beispielsweise den Föhn in der Nähe liegen zu haben. Auch ein nasser Boden kann so zur Gefahrenquelle werden – wischen Sie übergeschwapptes Wasser aus der Badewanne deshalb immer sorgsam auf.
Ebenfalls sehr wichtig: Steckdosen haben eine geradezu anziehende Wirkung auf Kinder. Die kleinen Öffnungen laden ja richtig dazu ein, etwas hineinzustecken! Stellen Sie deshalb unbedingt sicher, dass sich in jeder Steckdose, die das Kind eventuell erreichen könnte, eine Kindersicherung befindet. Und kontrollieren Sie diese auch regelmäßig: Besonders die günstigeren Varianten werden häufig nur mit einem Klebestreifen in der Steckdose befestigt und lösen sich leicht.
- 30 Minuten langer Stromschlag - Wie kann man das überleben?
- Strom-Therapie: Kann man Blinde heilen?
- Therapie von Herzrhythmusstörungen – Lichtbehandlung ersetzt schmerzhafte Stromstöße
- "Strom stoppte meine Clusterschmerzen"
- "Lassen Sie Ihre Nervenströme messen!" – Was Ärzte oft zu sagen vergessen
- Die besten 5 Tipps bei Verbrennungen
- Erste Hilfe bei Kindern: Wenn das Kind unter Schock steht
- Angstfrei zum Kinderarzt – und wie man einen guten findet