Ernährung bei Darmentzündung: Was sollte man essen – und was nicht?

Eine Darmentzündung ist nicht nur unangenehm, sie schränkt auch die Ernährungsweise ein – denn man darf nicht essen, was man will. Die Ernährung bei Darmentzündung muss bestimmten Regeln folgen. So kann sich Schonkost positiv auf den Darm auswirken. Diese Lebensmittel können die Symptome lindern!

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Wenn sich der Darm entzündet, leiden Betroffene unter verschiedensten Symptomen – angefangen von Bauchkrämpfen und Blähungen über Übelkeit bis hin zu Durchfall und Erbrechen. Bei manchen Menschen bleibt es nicht bei einer Episode, sie leiden immer wieder unter diesen Beschwerden. Dann ist es wichtig, sowohl in der Akutphase als auch zwischen den Schüben die Ernährung anzupassen. Denn es gibt Lebensmittel, die den Darm entlasten und solche, die ihn reizen und die Beschwerden noch verschlimmern. Die Frage, welche Ernährung bei einer Darmentzündung die richtige ist, lässt sich zwar nicht allgemeingültig beantworten. Doch es gibt einige nützliche Regeln und Empfehlungen.

Eine Frau machst sich einne Smoothie aus Bananen und Beeren
Wer unter einer akuten oder chronischen Darmentzündung leidet, sollte seine Ernährung anpassen Foto: IStock_miniseries
Wie entsteht eine Darmentzündung?

Die Innenwand des Darms ist mit einer sogenannten Epithelschicht ausgekleidet. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Nährstoffen, zugleich schützt sie den Körper vor dem Darminhalt mitsamt potenziell schädlichen Mikroorganismen. Wenn sich diese stark vermehren – beispielsweise infolge einer bakteriellen oder viralen Infektion – werden die Immunzellen aktiviert, die sich hinter der Epithelsicht befinden. Auch eine Lebensmittelunverträglichkeit oder -allergie kann Immunzellen auf den Plan rufen.

Die Zellen schütten Botenstoffe aus, die eine Entzündung der Darmschleimhaut (Colitis) auslösen. Es kann sowohl der Dünndarm als auch der Dickdarm betroffen sein. Häufige Begleiterscheinungen einer akuten Darmentzündung sind starke Bauchschmerzen und -krämpfe, Durchfall, Übelkeit und/oder Erbrechen.

In manchen Fällen kann die Entzündung chronisch werden – dann ist von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen die Rede. Dazu zählen etwa Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn, bei denen die Darmschleimhaut dauerhaft geschädigt ist. Da ein Reizdarm ähnliche Beschwerden auslösen kann, lässt sich die Erkrankung oft nur durch bildgebende Verfahren von einer chronischen Darmentzündung abgrenzen.

Die genauen Wirkmechanismen und Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt. Forscher:innen gehen jedoch von einer genetischen Veranlagung, Umweltfaktoren und einer fehlgeleiteten Immunreaktion aus. Bei chronischen Darmentzündungen werden die Abwehrzellen selbst dann aktiv, wenn sie mit harmlosen Bakterien im Darm oder Nahrungsmittelbestandteilen in Kontakt kommen.

Ernährung bei Darmentzündung ist wichtiger Bestandteil der Therapie

Die Ernährung ist vor allem bei einer akuten, Infekt-bedingten Darmentzündung meist die einzige Therapiemaßname. Empfohlen wird eine Umstellung auf flüssige Kost wie klare Brühen sowie Traubenzucker, Tee und viel Wasser, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch Durchfall und Erbrechen auszugleichen.

Bei einer chronischen Darmentzündung (und auch bei einem Reizdarm) muss die Ernährung als Teil der Therapie dauerhaft umgestellt werden. Da die Erkrankungen in Schüben verlaufen, gibt es jeweils unterschiedliche Empfehlungen für die akute Phase und für die Ruhephase („Remission“). Was den Darm in der Remission stärkt, kann ihn in der akuten Phase schädigen. Umgekehrt tragen die richtigen Lebensmittel zur Linderung der Symptome und zum schnelleren Abklingen des Schubs bei. Im Falle von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa ist die Ernährung jedoch nur ein Teil der Behandlung. Die Entzündungsreaktion im Darm wird auch medikamentös (z.B. mit Kortikosteroiden) eingedämmt.  

Schonkost bei Darmentzündung: Diese Lebensmittel sind gut verträglich

Sowohl für die Akutphase als auch für die Ruhephase einer chronischen Darmentzündung wird zu Schonkost (auch „angepasste Vollkost“) geraten. Mit diesem Begriff wird eine vollwertige, nährstoffreiche Kost beschrieben, die vom Darm leicht verdaut werden kann und verträglich ist. Wenn die Ernährung nach dieser Regel ausgerichtet wird, lässt sich vermeiden, dass der Darm zusätzlich belastet wird. Zudem kann Schonkost besonders bei Durchfall die Symptome lindern.

Allgemeingültige Regeln dazu, was die Ernährung bei einem entzündetem Darm beinhalten sollte, gibt es nicht – „gegessen werden kann und soll, was vertragen wird“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf ihrer Seite. Welche Lebensmittel auf den Speiseplan dürfen, hängt somit in erster Linie von der individuellen Verträglichkeit ab.

Ernährungstagebuch bei chronischen Darmentzündungen

Eine Umstellung auf Schonkost setzt voraus, dass man weiß, was dem eigenen Darm guttut und was nicht. Um das herauszufinden, kann es sehr hilfreich sein, ein detailliertes Ernährungstagebuch zu führen. In diesem lässt sich festhalten, was man über den Tag isst und ob bzw. welche Art von Darmbeschwerden nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auftreten. Nach einigen Wochen wird ein Muster erkennbar, welches ermöglicht, einen individuellen Speiseplan zusammenzustellen.

Auch wenn es von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann, was den Darm be- bzw. entlastet, gibt es Lebensmittel, die generell besser verdaut werden können. Dazu gehören unter anderem folgende Lebensmittel:  

  • Gemüse: Karotten, Zucchini, Pastinake, Mangold

  • Obst: Apfel, Banane, Birnen, Melone

  • Brot: Mischbrot, helle Brötchen, Zwieback, Knäckebrot, Reiswaffeln

  • Beilagen: Nudeln, Reis, Kartoffeln, Hafer

  • Milchprodukte und Eier: Fettarme Milch(-produkte), z.B. Buttermilch oder Magerquark, weichgekochte Eier

  • Fisch: Fettarmer Fisch, z.B. Forelle, Kabeljau oder Scholle

  • Fleisch: Fettarmes, helles Fleisch wie Hühnchen oder Pute

  • Gewürze: Basilikum, Petersilie, Dill, Rosmarin

  • Öle: Olivenöl, Leinöl oder Walnussöl

  • Getränke: Stilles Wasser, Kräutertee (z.B. Kamille, Anis, Fenchel), Fruchtsaftschorlen

In der Akutphase können Lebensmittel, die zur Schonkost zählen, kontraproduktiv sein und die Darmbeschwerden verstärken. So tritt bei einem Schub häufig eine Unverträglichkeit gegen Milchzucker (Laktose) und/oder Fruchtzucker (Fruktose) auf. Auf Milchprodukte und Obst muss dann konsequent verzichtet werden. Generell können manche Obstsorten schlecht für einen angegriffenen Darm sein, wenn sie z.B. abführend wirken.

Bei einer Darmentzündung Nährstoff- und Flüssigkeitsmangel vermeiden

Neben der Verträglichkeit sollte zudem darauf achtet werden, dass die Schonkost sowohl den Kalorien- als auch den Nährstoffbedarf deckt. Denn die geschädigte Darmschleimhaut hat eine schlechtere Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zur Folge. Erbrechen und Durchfall entziehen dem Körper zudem viel Flüssigkeit. Mit mehreren kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt und einer Flüssigkeitsaufnahme von mindestens zwei Litern täglich können Mangelerscheinungen entgegengewirkt werden, ohne dass der Darm überlastet wird. Allerdings muss die Trinkmenge erhöht und mitunter durch Elektrolytlösungen ergänzt werden, wenn Durchfall oder Erbrechen stark ausgeprägt sind.

Darmentzündung: Ernährung mit wenig Ballaststoffen in der Akutphase

Die Empfehlungen für die Ernährung bei einer Darmentzündung stehen zum Teil im Widerspruch zu dem, was gemeinhin als gesund gilt. So wird dazu geraten, in der Akutphase leicht verdauliche Kohlenhydrate zu essen, z.B. weißen Reis, Nudeln, Weißbrot und Zwieback. Verzichten sollte man hingegen auf ballaststoffreiche Lebensmittel.

Ballaststoffe sind pflanzliche Faserstoffe, die in Magen und Darm aufquellen und so für ein längeres Sättigungsgefühl sorgen. Für Menschen mit einer akuten Darmentzündung kann das zu einem Problem werden, da ein größeres Nahrungsvolumen den geschwächten Darm zusätzlich belastet. Außerdem haben Ballaststoffe wasserbindende Eigenschaften und regen so die Darmtätigkeit an – auch das kann kontraproduktiv sein, wenn man ohnehin unter Durchfall leidet.  

Einen hohen Gehalt an Ballaststoffen besitzen Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sowie viele Gemüse- und Obstsorten. Besonders reich an Ballaststoffen sind folgende Lebensmittel:

  • Flohsamenschalen

  • Kleie

  • Leinsamen und Chiasamen

  • Kohl, z.B. Brokkoli, Blumenkohl und Wirsing

  • Artischocken

  • Schwarzwurzeln

  • Getrocknete Früchte

  • Vollkornprodukte, z.B. Vollkornnudeln oder grobkörniges Brot

  • Hülsenfrüchte, z.B. Bohnen oder Erbsen

Sobald die Symptome abklingen und die Darmentzündung in die Remissionsphase übergeht, können und sollten wieder mehr ballaststoffreiche Lebensmittel in die Ernährung eingebunden werden, da sie wichtig für die Darmgesundheit sind. Denn Ballaststoffe nähren die guten Bakterien und unterstützen so die Darmflora.

Was sollte man noch bei einer Darmentzündung nicht essen?

Neben ballaststoffreichen Lebensmitteln sollten in der akuten Phase einer chronischen Darmentzündung noch weitere Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden. Auch in der Remissionsphase sollte alles gemieden werden, was entzündungsfördernd ist und den Darm reizt oder belastet, wie etwa:

  • Frittierte Speisen wie Pommes, Chips oder Backfisch,

  • Lebensmittel mit hohem Fettanteil wie Butter, Sahne oder Hartkäse

  • Blähende Lebensmittel wie Rohkost, Zwiebeln, Knoblauch, Bohnen, Kohl

  • Fettes sowie rotes Fleisch (z.B. Schwein oder Rind) und Wurst

  • Stark gewürztes und scharfes Essen (z.B. Pfeffer oder Chili)

  • Geräucherte Lebensmittel wie Räucherlachs

  • Süßigkeiten und fettige Backwaren wie Schokolade, Sahnetorte, Croissant, Schmalzgebäck

  • Häufig unverträgliche Obstsorten wie Mandarinen, Orangen, Pflaumen, Johannisbeeren oder Kirschen sowie nicht vollständig reifes Obst

  • Kohlensäurehaltige sowie kalte und heiße Getränke, Limonaden

  • Alkohol und Kaffee

  • Fette wie Margarine, Mayonnaise und Schmalz

Aber nicht nur Lebensmittel an sich, sondern auch die Art ihrer Zubereitung kann sich negativ auf den Darm auswirken. So sollten Lebensmittel besser gedünstet oder gedämpft als gebraten werden. Vor allem Essen, das bei sehr hohen Temperaturen gebraten wurde, reizt den Darm.

Diät bei Darmentzündung: Verzicht auf FODMAP kann Symptome lindern

Zur Linderung der Symptome während der akuten Phase und zur Vorbeugung von Schüben kann auch eine sogenannte FODMAP-Diät beitragen. FODMAP steht für „fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole“. Damit sind vergärbare Kohlenhydrate, genauer gesagt Mehrfach-, Zweifach-, Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole gemeint. Sie können vom Dünndarm nur schlecht aufgenommen werden, sodass sie schnell in den Dickdarm gelangen. Dort werden sie von Bakterien vergoren, wodurch Gase freigesetzt werden. Diese können bei empfindlichen Personen Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall auslösen und damit eine Darmentzündung oder den Reizdarm noch verschlimmern.

Vergärende Kohlenhydrate stecken unter anderem in Süßigkeiten, Weizenbrot, aber auch in Obst- und Gemüsesorten wie Steinobst und Kohl sowie in Hülsenfrüchten und Milchprodukten. Im Rahmen der Diät werden sechs bis acht Wochen lang FODMAP-Lebensmittel weggelassen. Danach wird jede Lebensmittelgruppe einzeln wieder in die Ernährung aufgenommen – so lässt sich für jede die Verträglichkeit prüfen. Um Beschwerden dauerhaft zu lindern, soll die Ernährung langfristig darauf aufgebaut werden.

Viele Lebensmittel, die in der FODMAP-Diät erlaubt sind, gelten zugleich als Schonkost. Dadurch lassen sich die beiden Diäten gut miteinander verbinden. Gegessen werden darf z.B. Reis, Hafer, Zucchini, Karotte, Tomate, Banane, Melone, pflanzliche Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch und Fisch.

Darmentzündung-Ernährung: Rezepte mit Genuss verbinden

Ob akut oder chronisch – eine Darmentzündung schränkt die Auswahl an Lebensmitteln, die man essen darf, ein. Das bedeutet aber nicht, dass der Genuss auf der Strecke bleiben muss. Wird die Ernährung auf Schonkost ausgerichtet, lassen sich daraus Rezepte entwickeln, die den Darm unterstützen, den Körper wichtige Nährstoffe liefern und zugleich lecker schmecken.

Probieren Sie folgende Rezeptideen aus:

  • Nudeln aus Zucchini („Zoodles“) mit Tomatensauce, dazu Hähnchenbrustfilet

  • Kartoffelpüree mit gedünstetem Gemüse

  • Kartoffeln und Kabeljau aus dem Ofen

  • Melonen-Smoothie mit Buttermilch

  • Mandeljoghurt mit geriebenem Apfel

  • Haferbrei aus zarten Haferflocken und Hafermilch, dazu eine Handvoll Beeren

Eine leichte Vollkost kann Darmbeschwerden reduzieren. Doch welche Ernährung bei einer Darmentzündung im individuellen Fall wirklich sinnvoll ist, sollte immer zusammen mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin und einem:einer Ernährungsberater:in abgestimmt werden.

Quellen:

Individuelle Verträglichkeit von Lebensmitteln ausprobieren, in: dge.de (Deutsche Gesellschaft für Ernährung)

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, in: darmzentrum-bern.ch

Prince, Alexis C. [u.a.] (2016): Fermentable Carbohydrate Restriction (Low FODMAP Diet) in Clinical Practice Improves Functional Gastrointestinal Symptoms in Patients with Inflammatory Bowel Disease; in: academic.oup.com (Oxford Academic Press)