Ermüdungsbruch: Was ist das?

Ein Stechen, ein Ziehen oder ein plötzlicher Schmerz im Fuß: Meist sind solche Symptome harmlos und verschwinden nach einiger Zeit. Entwickeln sie sich aber zum Dauerzustand, sollte man sie ernst nehmen, denn es könnte ein Ermüdungsbruch dahinterstecken. 

Mann mit Ermüdungsbruch hält sich seinen Fuß
Ein Ermüdungsbruch tritt häufig nach zu starker Belastung der Knochen beim Sport auf Foto: iStock/sam thomas
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Was ist ein Ermüdungsbruch?

Zu einem Ermüdungsbruch oder auch zu einer sogenannten Stressfraktur kommt es, im Gegensatz zu einem klassischen Knochenbruch, nicht durch eine plötzliche äußere Gewalteinwirkung, sondern durch eine ständig wiederkehrende Überbelastung.

Im Inneren des Knochens entstehen kleine Risse – sogenannte Fissuren. Der Betroffene spürt während und kurz nach der Belastung Schmerzen, die zunächst wieder abklingen. Bei weiterer Belastung breiten sich die Risse aus, bis es im Endstadium schließlich zum Bruch der Außenhaut des Knochens kommt. Doch nicht nur eine sportliche Überlastung ist ursächlich für einen Ermüdungsbruch: Auch wenn durch eine Stoffwechselstörung die Festigkeit des Knochens nicht gegeben ist, kann es zu einem solchen Bruch kommen. Menschen mit Nierenerkrankungen oder Frauen, die an Amenorrhö leiden – also dem Ausbleiben der Regelblutung – gehören zur Risikogruppe. Die Knochenqualität verschlechtert sich auch, wenn der Körper etwa nach einer Operation für längere Zeit ruhig gestellt wurde.

Fuß, Schienbein, Knie: Wo tritt ein Ermüdungsbruch auf?

  • (Mittel-)Fußknochen
  • Ferse
  • Schienbein (Tibia)
  • Wadenbein (Fibula)
  • Knie
  • Oberschenkel

50 Prozent aller Ermüdungsbrüche treten im Bereich des Schienbeins auf oder bei Läufern im Mittelfußknochen. Grundsätzlich kann ein Ermüdungsbruch oder Stressfraktur in jedem Knochen vorkommen, tatsächlich kommt er in den Armen aber nicht vor.

Stressfraktur: Wer gehört zur Risikogruppe?

Ein Ermüdungsbruch ist eine klassische Sportverletzung, weshalb Menschen mit einem aktiven Lebensstil die größte Risikogruppe bilden.

Verständlich: Bei regelmäßigem Training werden nicht nur die Muskeln beansprucht, sondern auch die Knochen. Kommt es zu einer dauerhaften (Über-)Belastung, steigt das Risiko auf einen Ermüdungsbruch.

Dabei kommen viele Faktoren zusammen. Zunächst setzen Ausdauersportarten den Körper und seine Knochen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum unter Stress. Vor allem beim Joggen werden Fuß, Schienbein, Ferse und Knie immer wieder über teils mehrere Stunden stark beansprucht.
Ermüdungsbrüche treten auch dann häufig auf, wenn ein Sportler sein Trainingspensum sprunghaft deutlich erhöht – beispielsweise vor einem Marathon oder Turnier. In der Folge kommt es immer häufiger zu Mikroverletzungen der Knochen und der Körper hat immer weniger Zeit für Reparaturprozesse.
Außerdem begünstigen orthopädische Probleme wie (angeborene) Fehlstellungen von Fuß, Schienbein, Ferse oder Knie sowie eine dauerhafte Fehlbelastung die Entstehung eines Ermüdungsbruchs.

Besonders betroffen sind Laufsportler, die ihre Füße, Schienbeine und Knie regelmäßig starker Belastung aussetzen. Es kann allerdings auch zum Beispiel bei Tennisspielern zu einem Ermüdungsbruch im Bereich des Ellenbogens oder Handgelenks kommen.  

Meistens sind die Verletzten zwischen 20 und 30 Jahre alt. Frauen sind häufiger von Stressfrakturen betroffen als Männer.

Welche Symptome deuten auf eine Stressfraktur hin?

Zu einem Ermüdungsbruch kommt es schleichend: Durch die wiederkehrende Belastung wird der Knochen über einen längeren Zeitraum geschwächt, statt mit einem Mal zu brechen.

Erste Anzeichen sind Schmerzen bei Belastung, sowie Rötungen der Haut und Schwellungen. Die Symptome sind leicht zu verwechseln mit Prellungen, Stauchungen, rheumatischen Beschwerden, Knochenhautreizungen oder überlasteten Sehnen.

Wird nicht frühzeitig gehandelt, treten die Schmerzen später auch im Ruhezustand auf und entwickeln sich zu einem Dauerschmerz.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine Stressfraktur ist für den Arzt schwieriger zu diagnostizieren als ein normaler Knochenbruch. Weil die Fraktur zunächst nur innerlich entsteht, zeigt das Röntgenbild keinen Befund. Zuverlässig ist die Diagnose über ein MRT.

Wurde ein Ermüdungsbruch festgestellt, gilt für die Stressfraktur dasselbe wie für den klassischen Bruch: Der betroffene Knochen muss in Ruhe heilen, der Knochen regeneriert sich von selbst. Der Fuß sollte durch einen Entlastungsschuh bzw. einen Gipsverband ruhiggestellt und die Muskulatur im Anschluss durch Krankengymnastik gekräftigt werden.

Wie lange muss ein Ermüdungsbruch ausheilen?

Natürlich hängt die Heilungszeit vom Grad der Verletzung ab. Als Richtwert sagt man, dass Frakturen des Schienbeins rund zehn Monate in Anspruch nehmen, während Fuß-Innenknöchel in vier bis sechs Monaten heilen, Stressfrakturen des Vorfußes innerhalb von acht Wochen. 

In der Regel heilt eine Stressfraktur bei Schonung der Schmerzstelle von allein aus. Nach einiger Zeit ist eine harte Schwellung zu ertasten. Sie entsteht in Folge des Selbstheilungsprozesses im Körpers: Durch einen vermehrten Knochenstoffwechsel sammeln sich Kalksalze an, es bildet sich ein sogenannter Kallus – ein Überschuß an neuem Knochengewebe. Sobald der Knochen geheilt ist, wird dieses Mehrgewebe wieder abgebaut.

Kann man einem Ermüdungsbruch vorbeugen?

Es gibt Mittel und Wege, die größten Risikofaktoren für einen Ermüdungsbruch so klein wie möglich zu halten.

Achten Sie beispielsweise darauf, auch in Vorbereitung auf einen Wettkampf Ihr Trainingspensum nicht sprunghaft in die Höhe zu schrauben. Steigern Sie die Belastungsintensität konservativ über einen längeren Zeitraum hinweg.

Zusätzlich können Sie Ihre Ernährung optimieren. Setzen Sie bewusst auf Kalzium-, Vitamin D- und Vitamin K-reiche Ernährung, um Ihren Knochenstoffwechsel in Schwung zu bringen.

Quellen:

Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer (2008), Grönemeyers neues Hausbuch der Gesundheit, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch (2002), Walter de Gruyter Verlag, Berlin