Erkältungen selbst heilen

Schnupfen, Kratzen im Hals, quälender Husten – besonders im Herbst und Winter leiden viele Menschen unter Infekten der Atemwege. Erfahren Sie auf Praxisvita, wie natürliche Arzneien helfen können.
Eine Erkältung heilen? Das müsste für die moderne Medizin doch eigentlich ein Leichtes sein. Ist es aber nicht. Und das bekommen wir Winter für Winter wieder zu spüren. Hauptauslöser von Erkältungen sind sogenannte Rhinoviren. Davon gibt es allerdings mehr als 300 verschiedene. Um sie wirksam zu bekämpfen, müsste die Forschung für jedes einzelne ein eigenes Medikament entwickeln. Ein zu großer Aufwand für eine Erkrankung, die in der Regel sieben bis neun Tage dauert und selten bedrohlich ist. Dabei könnte man es belassen, wäre da nicht der hohe Leidensdruck. Immerhin werden mehr als 40 Prozent aller Krankschreibungen durch Erkältungen verursacht.
So werden wir die lästigen Viren schnell wieder los
Wir bekommen sie häufig, manchmal mehrmals im Jahr. Das liegt daran, dass das Immunsystem immer nur im Rahmen seiner jeweiligen Möglichkeiten agieren kann. Anders gesagt: Wenn wir uns einen Infekt einhandeln, war die Immunantwort nicht bei 100 Prozent. Sonst wären wir gar nicht erst krank geworden. Aber auch wenn es uns erwischt hat, lässt sich mit Strategien der Selbstheilung eine Erkältung wirksam bekämpfen.
Dabei gibt es drei Ziele:
- die Dauer des Infekts verkürzen
- den Verlauf abschwächen
- dafür sorgen, dass wir seltener krank werden
Dazu haben Wissenschaftler und Therapeuten der verschiedenen medizinischen Fachbereiche wirksame Strategien zur Selbstheilung bei Erkältungen entwickelt, die sich ergänzen, aber auch jede für sich gezielt anwenden lassen. Was diese Strategien gemeinsam haben, ist ihr ganzheitlicher Ansatz: nämlich von außen oder innen die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stärken, zu trainieren und zu verbessern.

Erkältungs-Strategie 1: Warum Selbstheilung Entspannung braucht
Die sogenannte Mind-Body-Medizin zielt darauf ab, die in jedem Menschen von Natur aus vorhandenen gesundheitsfördernden Potenziale zu wecken und zu stärken. Eine ihrer effektivsten Übungen ist das bewusste Atmen. Wenn wir nur zehn Minuten lang doppelt so lange ausatmen, wie wir einatmen, erlebt unser Körper eine vollständige Regeneration, die das Ende einer jeden Erkältungskrankheit einläutet. Denn eine verlangsamte Ausatmung fördert die Entspannung und optimiert den Sauerstoffgehalt im Blut. Die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff von der Lunge in den gesamten Körper, denn er ist für die Gesundheit der Zellen lebensnotwendig. Ballen wir beim tiefen Einatmen eine Hand zur Faust und lösen sie beim Ausatmen, wird die Produktion von sogenannten Makrophagen – auch Fresszellen genannt –, aber auch von natürlichen Killerzellen im Blut angeregt. Beides führt zum Aufbau und zur Stärkung der Selbstheilungskräfte.
Erkältungs-Strategie 2: Mit Wärme heilen
Das Wort „Erkältung“ lässt es schon vermuten: Kaum etwas schwächt unseren Körper so sehr wie Kälte und macht ihn dadurch anfällig für einen Infekt. Wenn wir frieren, nimmt automatisch die Durchblutung der Schleimhäute, etwa in der Nase, ab. Der Körper versucht, sich vor einem weiteren Wärmeverlust zu schützen. Doch gleichzeitig gelangen auch weniger Abwehrzellen in die Schleimhäute – Viren haben leichtes Spiel. Ein Grundsatz der Medizin lautet also: Viren mögen Wärme nicht. Deshalb ist sie eines der effektivsten Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Infekten. Ein heißes Bad beispielsweise hat gleich mehrere heilende Effekte. Zum einen versetzt es den Körper in eine Art künstliches Fieber. Die Blutgefäße in Haut und Muskeln weiten sich, die Durchblutung nimmt zu – und Immunzellen gelangen schneller in die Schleimhäute, wo sie die Erkältungsviren effektiv bekämpfen können. Gleichzeitig entspannt sich die Muskulatur durch die wohlige Wärme, Gliederschmerzen lassen nach. Und auch Fußbäder, Wärmflaschen, Schals, Tees oder Suppen – jede Form von Wärme bringt das Immunsystem in Schwung.
Übrigens: Wie sehr unser Körper bei einem Infekt nach Wärme verlangt, zeigt schon der Mechanismus des Fiebers. Erkennt das Immunsystem einen Krankheitserreger, regt es das Wärmeregulationszentrum im Gehirn dazu an, den Sollwert des Körpers von 37 Grad Celsius nach oben zu verstellen. Die erhöhte Temperatur beschleunigt die Abwehrreaktionen des Körpers. Fieber ist also einer der effektivsten Selbstheilungsmechanismen des Körpers, den wir nicht unterdrücken sollten. Erst ab 38,5 Grad sind fiebersenkende Maßnahmen sinnvoll, um den Kreislauf zu schonen.

Erkältungs-Strategie 3: Wie Schlaf das Immunsystem ankurbelt
Wer krank ist, fühlt sich sofort müde und schlapp. Und das Beste, was er tun kann, ist diesen Gefühlen nachzugeben und sich schlafen zu legen. Denn ausgelöst wird dieser Wunsch vom Immunsystem. Die eingedrungenen Viren haben es in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Dadurch sendet es permanent Signale an das Gehirn mit der Botschaft: „Ich brauche Schlaf.“ Denn nur im Schlaf kann sich das Abwehrsystem des Körpers auf die Prozesse konzentrieren, die jetzt am wichtigsten sind: besonders viele der sogenannten immunaktiven Zellen zu produzieren, möglichst schnell möglichst viele Antikörper gegen die Eindringlinge zu bilden und Fresszellen in Marsch zu setzen, die die infizierten Zellen vernichten und so verhindern, dass sich die Viren weiter ausbreiten.
Doch mit Schlaf allein ist der Abwehr unseres Körpers noch nicht geholfen. Um auf Hochtouren laufen zu können, ist das Immunsystem auf die langen Tiefschlafphasen angewiesen, die in den ersten Stunden nach dem Einschlafen liegen. Daher ist während einer Erkältung die erste Hälfte des Nachtschlafs besonders wichtig. Halten uns lästige Erkältungssymptome wie Husten und Schnupfen vom Schlafen ab, hilft zum Beispiel eine Nasenspülung mit warmem Salzwasser (1/2 TL Meersalz auf 1/4 Liter Wasser) oder ein Dampfbad mit Kamille (1 Handvoll auf 1 Liter Wasser) vor dem Schlafengehen.
Erkältungs-Strategie 4: Wie ein selbst kurierter Infekt weitere verhindert
So unangenehm eine Erkältung auch ist – eine positive Seite hat sie doch: Greift man nicht mit der Chemiekeule aus der Apotheke in den Heilungsprozess des Körpers ein, arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren – Experten nennen das auch Immun-Jogging. Denn während eines Infekts lernt der Körper, mit den verschiedensten Keimen umzugehen. Er produziert Gedächtniszellen, die die Erreger bei einem erneuten Kontakt wiedererkennen und sofort die entsprechenden Abwehrstoffe und Antikörper bilden. Die Zeit zwischen Infektion und Immunantwort wird dadurch stark verkürzt: Während der Körper auf einen unbekannten Erreger erst innerhalb von sieben Tagen reagiert, setzt die Immunabwehr bei einem bekannten Virus bereits nach zwei Tagen ein. Eine Erkältung kommt entweder gar nicht erst zum Ausbruch oder verläuft bedeutend milder und klingt schneller wieder ab.
Strategie 5: Wie wir uns tagsüber mit Naturheilmitteln fit halten
Damit der Körper sich ganz auf die Heilung des Infekts konzentrieren kann, empfehlen Ärzte vor allem eines: sich schonen. Damit meinen sie jedoch nicht, rund um die Uhr untätig auf dem Sofa zu liegen. Leichte Bewegung, vor allem an der frischen Luft, bringt Kreislauf und Stoffwechsel wieder in Schwung. Die feuchtkühle Herbstluft lässt die Schleimhäute in Nase und Hals automatisch abschwellen. Das Gehirn schüttet beim Gehen Hormone aus, die unsere Laune verbessern. Und ein Spaziergang in der freien Natur hat noch einen weiteren Vorteil: Die Pflanzen produzieren sogenannte Phytonzyden, die sie in die Luft abgeben – wenn Spaziergänger sie einatmen, stärkt das ihr Immunsystem und befreit die Atemwege.
Und die Phytonzyden sind bei Weitem nicht der einzige Wirkstoff, mit dem die Natur unseren Körper bei seiner Heilung unterstützen kann. Hier finden Sie die wirksamsten Naturheilmittel, die Ihre Selbstheilungskräfte in Topform bringen.
Die 7 besten natürlichen Antibiotika gegen Erkältungsbeschwerden

Kapland-Pelargonie verhindert Infekte
Hauptinhaltsstoffe der Kapland-Pelargonie sind Cumarine, Gerbstoffe und ätherische Öle. Diese können nachweislich verhindern, dass sich Bakterien an Schleimhautzellen festsetzen – und so einer Infektion vorbeugen. Einnahme: Umckaloabo-Tropfen (3- mal täglich 30 Tropfen).
Salbei: eine Wohltat für den Hals
Er ist eine der ältesten Heilpflanzen aus dem Mittelmeerraum – die ätherischen Öle des Salbeis (Thujon, Cineol und Kampfer) und der antibiotische Bitterstoff Salvin verhindern das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen in Hals und Rachen.
Einnahme: 1 TL Salbeiblätter (Apotheke) mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen, 3 Min. ziehen lassen, abseihen. 3 Tassen täglich trinken.
Zwiebel: universeller Bakterienkiller
Der Wirkstoff Allicin hat es nachweislich in sich: Es genügt bereits weniger als 0,00001 g, um Entzündungen zu lindern und Bakterien abzutöten. In einer einzigen Zwiebel stecken bis zu 0,01 g Allicin – die Wunderknolle ist damit eine der wirksamsten Naturheilpflanzen der Welt.
Einnahme: 1 Zwiebel in kleine Stücke hacken und mit 150 ml Wasser aufkochen. Abkühlen lassen und 2 EL Honig zufügen. Nach 30 Min. durch ein Sieb gießen. Mehrmals täglich 1 Teelöffel des Sirups einnehmen.
Isländisch Moos – Geheimtipp bei Husten
Bereits im 17. Jahrhundert entdeckten die Isländer die Strauchflechte Isländisch Moos als Heilpflanze. Studien zufolge wirken die enthaltenen Zuckerstoffe bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei trockenem Husten reizmildernd, weil sie sich wie eine Schutzschicht über die Schleimhäute legen.
Einnahme: Tetesept Hals- und Rachenspray (mehrmals täglich 1-2 Sprühstöße in den Rachenraum).
Spitzwegerich hilft den Schleimhäuten
Die Schleimstoffe dieses Spießkrauts schützen die Schleimhaut in Mund und Rachen. Außerdem wirken die Flavonoide und Gerbstoffe Bakterien entgegen und haben antientzündliche Eigenschaften. In klinischen Studien wurden die Wirksamkeit bei Husten sowie die entzündungshemmenden und die Bronchien erweiternden Eigenschaften bestätigt.
Einnahme: 3 g Kraut (Apotheke) mit 150 ml kochendem Wasser übergießen. 10 Min. ziehen lassen, abseihen. 2-3 Tassen täglich trinken.
Thymian, der Hustenstiller aus dem Garten
Das in Thymian enthaltene Öl Thymol wirkt stark antimikrobiell gegen Bakterien und Viren, die Husten auslösen. Gleichzeitig lindern die in ihm enthaltenen Flavonoide Hustenkrämpfe, während seine Terpene das Abhusten erleichtern.
Einnahme: 1 TL Thymiankraut (Apotheke) mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen. 3 Tassen täglich trinken.
Wasserdost stärkt die Immunabwehr
Der nordamerikanische Korbblüter zeichnet sich durch seinen hohen Gehalt an natürlichen Xylanen aus. Diese Stoffe fördern die Bekämpfung von Krankheitserregern durch das körpereigene Immunsystem – und sie verhindern, dass sich Bakterien oder Viren überhaupt erst auf den Schleimhäuten der Atemwege ansiedeln können. Neue Studien zeigen, dass der Effekt sogar bei Viren mit Resistenzen gegen synthetische Virenblocker aufzutreten scheint.
Einnahme: Contramutan (1-mal 1 EL täglich).