Erkältung in der Stillzeit: Welche Hausmittel und Medikamente sind erlaubt?
Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Kopf schmerzt – stillende Mütter sind vor einer Erkältung nicht gefeit. Darf die junge Mutter in dieser Zeit weiterhin stillen? Welche Hausmittel lindern die Symptome bei einer Erkältung in der Stillzeit am besten und gibt es Medikamente, die trotz Stillen erlaubt sind? Die wichtigsten Infos für frisch gebackene Mütter.
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Bei stillenden Müttern funktioniert das Immunsystem in der Regel gut. Doch das schützt sie nicht komplett vor einer Erkältung während der Stillzeit. Was können sie unbedenklich einnehmen? Einige Medikamente sind nicht völlig tabu. Außerdem können verschiedene Hausmittel wohltuend sein, wenn die stillende Mutter erkältet ist.
Stillen trotz Erkältung?
Die gute Nachricht lautet: Eine leichte Erkältung während der Stillzeit ist kein Hindernis für das Stillen. Im Gegenteil: Bei einer Erkältung produziert der Körper Abwehrstoffe gegen die jeweiligen Erreger. Sie werden über die Muttermilch auf das Baby übertragen. Es bekommt also eine Portion Antikörper, die zu seinem Immunschutz beitragen.
Für die Mutter ist jetzt vor allem Schonung angesagt, damit der Körper genug Kraft hat, die Erreger zu bekämpfen. Sie sollte die Ruhepausen ihres Kindes nutzen, um selbst zu schlafen.
Auf Medikamente sollten Mütter während der Stillzeit nach Möglichkeit verzichten, zumindest weitgehend. Besser geeignet sind Hausmittel. Sie werden abhängig von den jeweiligen Beschwerden eingesetzt.
Schnupfen in der Stillzeit: Diese Hausmittel helfen
Gegen die Schnupfennase helfen beispielsweise Nasenspülungen mit Kochsalz (etwa zehn Gramm Salz auf einen Liter Wasser). Auch Nasenspray mit Meersalz befreit die Nase. Das Inhalieren mit einem Inhalationsgerät kann ebenfalls zu einer Linderung der Symptome beitragen.
Beim Baden sollten Sie die Temperatur nicht zu heiß wählen und höchstens 15 Minuten im Wasser bleiben.
Achten Sie grundsätzlich darauf, mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, damit sich der Schleim verflüssigen kann.
Ist Nasenspray bei einer Erkältung in der Stillzeit erlaubt?
Wenn keine Besserung eintritt, können Sie bei einer Erkältung in der Stillzeit für wenige Tage (maximal eine Woche) ein abschwellendes Nasenspray verwenden, am besten nur abends. Das verhilft zu erholsamem Schlaf in der Nacht. Die Konzentration des Wirkstoffs sollte so gering wie möglich sein. Geeignet sind Nasentropfen, die eigentlich für Säuglinge und Kleinkinder bestimmt sind. Was Sie noch über die Anwendung von Nasenspray in der Stillzeit wissen sollten, erfahren Sie hier.
Die besten Hausmittel bei Husten in der Stillzeit
Auch bei Husten gilt: Achten Sie darauf, genug zu trinken. Bei trockenem Reizhusten ist es wichtig, dass die Schleimhäute ausreichend Feuchtigkeit erhalten. Für Husten mit Auswurf benötigt der Körper viel Wasser, Tee oder Saftschorlen, damit der Schleim flüssig bleibt. Das Inhalieren gegen Husten mit einem Inhalationsgerät hilft ebenfalls, Beschwerden zu lindern.
Wichtig: Stillende dürfen die Brust bei einer Erkältung keinesfalls mit ätherischen Ölen einreiben! Das kann zu einem Atemstillstand beim Säugling führen, wenn dieser an der Brust gestillt wird!
Welche Medikamente sind bei Husten in der Stillzeit erlaubt?
Bleibt der Husten hartnäckig, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Gegebenenfalls empfehlen Ärzt:innen schleimlösende Wirkstoffe wie Acetylcystein und Ambroxol. Schädliche Effekte für das Kind sind bei diesen Mitteln nicht bekannt. Trotzdem sollten Sie bei einer Erkältung in der Stillzeit nur für wenige Tage eingenommen werden. Die Kombination mit einem Hustenstiller für die Nacht ist möglich, damit die Mutter zur Ruhe kommt. Als Wirkstoff kommt hier beispielsweise Dextromethorphan infrage.
Halsschmerzen in der Stillzeit mit Hausmitteln behandeln
Bei Halsschmerzen in der Stillzeit haben sich Hausmittel besonders gut bewährt. Betroffene Mütter sollten viel trinken und als Hausmittel in der Stillzeit mit lauwarmem Kräutertee gurgeln. Salbeitee zum Gurgeln ist genauso passend wie Kamillentee oder ein Tee aus Spitzwegerich. Trinken sollten Sie Salbeitee allerdings nicht. Er steht im Verdacht, die Milchproduktion zu hemmen. Zum Trinken ist bei Halsschmerzen während des Stiilens vor allem Ingwertee geeignet. Dafür schneiden Sie frische Ingwerknollen in Scheiben und gießen sie mit kochendem Wasser auf. Der Tee sollte mindestens zehn Minuten ziehen.
Bewährtes Hausmittel Wadenwickel senkt Fieber in der Stillzeit
Bei einer Erkältung ist die Temperatur oft leicht erhöht und sollte nicht immer sofort mit Medikamenten gesenkt werden. Denn eine erhöhte Temperatur unterstützt den Körper dabei, die Erreger zu bekämpfen. Steigt sie jedoch so weit an, dass die Mutter das Fieber als Belastung empfindet, kann es sinnvoll sein, das Fieber bei einer Erkältung während der Stillzeit mit Wadenwickeln zu senken. Dafür werden kalte und feuchte Tücher um die Waden gelegt und mit einem trockenen Handtuch umwickelt. Wenn die Wickel warm werden, werden sie entfernt. Die Beine anschließend unter der Decke lassen und die Prozedur mehrmals täglich wiederholen.
Bei Stillen und Erkältung auf die Ernährung achten
Mütter, die eine Erkältung haben und stillen, brauchen besonders viele Vitamine und Mineralstoffe, da der Körper doppelt belastet ist. Achten Sie auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag.
Auch eine selbst gekochte Hühnersuppe ist ein bewährtes Hausmittel bei Erkältungen und eignet sich hervorragend für Stillende. Die Suppe enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe, liefert Flüssigkeit und wirkt antibakteriell.
Erkältungsmedikamente in der Stillzeit einnehmen oder nicht?
Erkältungsmittel in der Stillzeit sollten Sie nach Möglichkeit vermeiden. Leiden stillende Mütter jedoch unter starken Beschwerden, ist es nicht sinnvoll, strikt auf Erkältungsmedikamente in der Stillzeit zu verzichten. Denn nicht jeder Arzneistoff geht aus dem Blutkreislauf der Mutter in die Muttermilch über. Einige Präparate können unbedenklich angewendet werden. Für die verwendeten Arzneimittel sollten aber jahrelange Erfahrungswerte vorliegen.
Arzneimittel sind für die Selbstmedikation jedoch nur für einen kurzen Zeitraum zu empfehlen. Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit Ärzt:innen oder Ihrer Hebamme. Tipp: Am besten nehmen Sie die Medikamente nach dem Stillen ein, sodass sie in der Stillpause wirken. Milch können Stillende auch vor der Einnahme abpumpen und einfrieren.
Welche Medikamente sind für Stillende bei einer Erkältung am besten geeignet?
Bei einer Erkältung können Nasenspray, Halstabletten und Komplexmittel gegen Husten, Schnupfen und Fieber helfen. Doch sind diese Präparate auch für stillende Mütter geeignet?
Stillende dürfen Nasenspray, Hustenlöser & Co. nehmen. Dabei sollten sie sogenannte Monopräparate bevorzugen, also Mittel, die nur einen Wirkstoff enthalten. In Kombinationspräparaten stecken mehrere Wirkstoffe, was mit einem höheren Risiko für das Kind verbunden sein kann. Geeignete Hustenlöser sind Acetylcystein und Ambroxol, als Hustenstiller wird Dextromethorphan empfohlen. Bei Nasensprays gelten die Wirkstoffe Xylometazolin und Oxymetazolin als unbedenklich. Bei Fieber und Schmerzen empfehlen sich Paracetamol oder Ibuprofen.
Lang erprobte, als sicher bewertete, synthetische Wirkstoffe sind im Fall des Stillens bei einer Erkältung eine gute Wahl.
Pflanzliche Mittel können den Heilungsprozess unterstützen, aber zu vielen Arzneimitteln pflanzlicher Herkunft ist die Datenlage zur unbedenklichen Anwendung in der Stillzeit nicht ausreichend. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Auch von Erkältungsmitteln, die ätherische Öle enthalten, sollten Mütter die Finger lassen. Sie könnten den Geschmack der Muttermilch verändern, sodass das Kind weniger trinken oder gar nicht trinken möchte.
Bessern sich die Beschwerden Ihrer Erkältung in der Stillzeit nicht, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen.
Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit, in: embryotox.de
Arzneipflanzenlexikon, in: pharmakobotanik.de
Bachmann, Sandra & Längler, Alfred (2005): Hausmittel in der modernen Medizin, München: Urban und Fischer Verlag.
Erkältung in der Stillzeit, in: deutsche-apotheker-zeitung.de
Goerke, Kay et al. (2021): Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe, München: Elsevier Verlag.
Grünwald, Jörg & Jänicke, Christof (2015): Grüne Apotheke, München: Gräfe und Unzer Verlag.
Lothrop, Hannah (2016): Das Stillbuch, München: Kösel Verlag.
No Evidence of Infectious SARS-CoV-2 in Human Milk: Analysis of a Cohort of 110 Lactating Women, in: National Library of Medicine
Thomas, Carlos (2010): Atlas der Infektionskrankheiten: Pathologie - Mikrobiologie - Klinik - Therapie, Stuttgart: Schattauer Verlag.
Studie zu Muttermilch: Mütter mit COVID-19 können bedenkenlos stillen, in: frauenaerzte-im-netz.de
Heuschnupfen: Diese OTC-Arzneimittel sind auch für Stillende geeignet, in: deutsche-apotheker-zeitung.de