Entsäuerung

Entsäuerung des Körpers – Säuren und Basen ins Gleichgewicht bringen

Teller mit Gemüse und Obst auf dem Schoß
Die Ernährung beeinflusst den Säure-Basen-Haushalt stark – deshalb spielen basische Lebensmittel bei der Entsäuerung des Körpers eine wichtige Rolle Foto: iStock/sveta_zarzamora
Auf Pinterest merken

Sie fühlen sich müde und antriebslos? Haben Kopf- und Gelenkschmerzen? Der Grund kann eine Übersäuerung Ihres Körpers sein. Mit der richtigen Ernährung und einer gesunden Lebensweise können Sie die Symptome lindern. PraxisVITA erklärt, wie die Entsäuerung des Körpers funktioniert.

Von Natur aus ist der Säuren-Basen-Haushalt des Körpers ausgeglichen. Der normale pH-Wert des Blutes beträgt 7,4. Das menschliche Blut ist also leicht alkalisch (basisch). Schwankt der Wert um 0,05, kann der Stoffwechsel, zum Beispiel der Sauerstofftransport, nicht uneingeschränkt funktionieren.

Damit das nicht passiert, verfügt der Körper über komplexe chemische Puffersysteme, mit denen er überschüssige Säuren und Basen neutralisiert. Einen Überschuss gibt er über Nieren, Lunge, Darm und Haut ab – die Entsäuerung des Körpers funktioniert automatisch.

Symptome einer Übersäuerung

Essen Sie über Jahre zu viele säurebildende Lebensmittel, bewegen sich wenig und leiden häufig unter Stress, kann es dazu kommen, dass diese Selbstregulation nicht mehr funktioniert und der Körper übersäuert.
Diese Symptome sind mögliche Folgen:

• Allergien
• Antriebsschwäche
• Cellulitis
• Kopfschmerzen
• Müdigkeit
• Muskel- und Gelenkschmerzen
• Rheuma
• Unreine Haut
• Zahnfleischbluten 

Frau ist vor dem Laptop eingeschlafen
Wer unter Müdigkeit und Konzentrationsproblemen leidet, dem könnte eine Entsäuerung des Körpers helfen Foto: iStock/lolostock

Azidose und Übersäuerung – was ist der Unterschied?

Von der latenten schleichenden Übersäuerung, die zu genannten Symptomen führen kann, ist die sogenannte Azidose als Krankheitsbild abzugrenzen: Dieser potenziell lebensbedrohliche Zustand liegt vor, wenn der pH-Wert des Blutes in kurzer Zeit unter 7,35 sinkt. Auslöser dafür sind Erkrankungen wie Nierenfunktionsstörungen, Lungenkrankheiten oder ein diabetisches Koma. 

Eine Übersäuerung durch ungesunde Lebensweise dagegen führt nicht zur Veränderung des pH-Wertes im Blut, kann jedoch körperliche Beschwerden auslösen und die Entstehung degenerativer Erkrankungen (z.B. Alzheimer, Multiple Sklerose) begünstigen. 

Stück Fleisch auf einem Teller und Bierglas
Ursachen für eine Übersäuerung können unter anderem hoher Fleischkonsum und Alkohol sein Foto: iStock/golubovy

Ursachen für Übersäuerung

Wer unter der schleichenden Form der Übersäuerung leidet, bei dem ist meist die Lebensweise verantwortlich: Morgens ein Brot mit Wurst und ein Frühstücksei, mittags Nudeln und abends ein Brötchen mit Käse. Danach vielleicht noch ein Stück Schokolade – was nach einer durchschnittlichen Ernährung klingt, ist für den Körper auf Dauer ungesund, da all diese Nahrungsmittel Säurebildner sind. Dazu gehören auch:

  • Alkohol
  • Fleischprodukte
  • Industriezucker
  • Milchprodukte
  • Salz
  • Softdrinks
  • Weißmehlprodukte
  • Zusatzstoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln (Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Süßstoffe)

Auslöser einer Übersäuerung sind neben Ernährungs- auch andere Lebensgewohnheiten:

  • Mangelnde Bewegung
  • Rauchen
  • Stress 

Es gibt jedoch auch Lebensmittel, die zwar säurebildend sind, jedoch so viele wichtige Nährstoffe enthalten, dass sie trotz ihrer Säurewirkung gesund sind. Deshalb sollten Sie diese Nahrungsmittel in Ihre Ernährung aufnehmen. Dazu gehören:

  • Artischocken
  • Hülsenfrüchte
  • Honig
  • Nusssorten (Mandeln, Pistazien, Walnüsse)
  • Vollkorngetreide

Muss ich meinen Körper entsäuern? – pH-Wert bestimmen

Mit Teststreifen aus der Apotheke können Sie den pH-Wert im Urin messen – dieser sollte etwa bei 6,5 liegen. Da der Wert durch die über den Tag aufgenommene Nahrung variiert, sollten Sie fünf Tage lang fünfmal täglich zur gleichen Uhrzeit den Wert im Urin messen. So erhalten Sie ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis. Liegen die Werte mehrheitlich unter 6,5, liegt eine Übersäuerung vor. Da hier nicht der pH-Wert des Gewebes gemessen wird, gilt die Wirksamkeit dieser Messmethode allerdings als umstritten.

Alternativ können Sie Ihr Blut beim Hausarzt auf seine Pufferreserven testen lassen: Sind nicht mehr ausreichend Säuren und Basen zum Neutralisieren vorhanden, entsteht ein Ungleichgewicht.

Basisches Gemüse auf einem Schneidebrett
Wollen Sie Ihren Körper entsäuern, sollten Sie etwa 80% basische Nahrungsmittel essen Foto: iStock/Alexey_Arz

Entsäuerung durch basenreiche Ernährung

Wer eine Entsäuerung durchführen möchte, um den Körper zu entlasten und Übersäuerungssymptome zu lindern, sollte vor allem seine Ernährung umstellen: Täglich sollten etwa 80% basische und 20% säurebildende Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. Auf saure Lebensmittel sollten Sie nicht vollständig verzichten, da es sich dabei auch um wichtige Eiweißquellen wie Fleisch und Hülsenfrüchte handelt. Es ist jedoch im Rahmen einer ein- bis zweiwöchigen Basenkur möglich, vollständig auf säurebildende Lebensmittel zu verzichten. Eine solche Kur eignet sich auch zum Abnehmen und ist ein guter Einstieg in eine basenreiche ausgewogene Ernährung.

Tabelle: Basische Lebensmittel im Überblick

Der Geschmack eines Lebensmittels verrät nichts darüber, ob es sauer oder basisch ist: Eine Zitrone ist basisch, wohingegen Kekse säurebildend wirken. Vielmehr hängt es mit der Fähigkeit eines Lebensmittels zusammen, Wasserstoffatome zu binden und abzugeben. Nahrungsmittel, die einen hohen Gehalt basischer Salze haben, binden und neutralisieren Säuren. Zu basenbildenden Mineralstoffen gehören zum Beispiel Magnesium, Kalzium, Natrium und Zink. Jedem Lebensmittel wird ein PRAL-Wert (Potential Renal Acid Load) zugeordnet, der zeigen soll, ob es säure- oder basenerzeugend ist. 

Ist der PRAL-Faktor positiv, bildet das Nahrungsmittel überwiegend Säuren. Ist der Wert negativ, bildet es vermehrt Basen.

In dieser Tabelle sind basische Lebensmittel aufgelistet:

ObstPRAL-Wert
Ananas-2,7
Äpfel-2,2
Aprikosen-4,8
Bananen-5,5
Birnen-2,9
Erdbeeren-2,2
Feigen (getrocknet)-20,18
Grapefruit-3,5
Johannisbeeren-6,5
Kiwi-4,1
Kirschen-3,6
Mango-3,3
Orangen-2,7
Pfirsich-2,4
Rosinen-21,0
Wassermelone-1,9
Weintrauben-3,9
Zitrone-2,6
GemüsePRAL-Wert
Auberginen-3,4
Blumenkohl-4,0
Brokkoli-1,2
Feldsalat-5,0
Fenchel-7,9
Gurken-0,8
Karotten-4,9
Kartoffeln-4,0
Kohlrabi-5,5
Kürbis-2,56
Lauch-1,8
Paprika-1,4
Pilze-1,4
Radieschen-3,7
Rote Bete-4,09
Sellerie-5,2
Spargel-0,4
Spinat-14,0
Tofu-0,8
Tomate-3,1
Wirsing-2,89
Zucchini-4,6
Zwiebeln-1,5
KräuterPRAL-Wert
Basilikum-7,3
Dill-12,35
Oregano-9,82
Petersilie-12,0
Schnittlauch-5,3
SüßesPRAL-Werte
Fruchteis-0,6
Honig-0,3
Kakao (mit entrahmter Milch)-0,4
Marmelade-1,5
Rohrzucker-1,2

Auch Keime und Sprossen gehören zu den basischen Lebensmitteln.

GetränkePRAL-Werte
Bier (dunkel)-0,2
Espresso-2,3
Früchtetee-0,3
Grüner Tee-0,3
Kaffee-1,4
Kräutertee-0,2
Rotwein (trocken)-2,4
Traubensaft-1,0
Wasserneutral
Weißwein (trocken)-1,2

Kaffee wirkt leicht basisch. Lange Zeit galt er als säurebildend, da der pH-Wert des Urins nach dem Kaffeekonsum saurer ist als zuvor. Der Grund dafür ist allerdings, dass Kaffee die Ausscheidung von Säure über den Urin ankurbelt. Bis zu vier Tassen Kaffee täglich, können Sie also trinken. 

Junger Mann joggt auf der Straße
Auch Sport trägt zur Entsäuerung bei – mit dem Schweiß scheidet der Körper Säuren aus. Foto: iStock/nd3000

Weitere Mittel zur Entsäuerung

Neben einer basischen Ernährungsweise trägt Sport zur Entsäuerung bei: Über den Schweiß schwemmt der Körper Säuren aus. Wer viel Wasser und basenbildende Tees (Drogerie, Apotheke) trinkt, unterstützt den Körper beim Entsäuern, da überschüssige Säuren aus der Nahrung über den Urin ausgeschieden werden.

In der Apotheke erhalten Sie außerdem Basenpulver, die basische Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Kalium enthalten und das natürliche Säuren-Basen-Gleichgewicht wiederherstellen sollen. 

Säure-Basen-Diskussion

Die Existenz chronischer Übersäuerung ist in der Schulmedizin umstritten – allerdings haben Basenkuren und basische Ernährung in jedem Fall gesundheitliche Vorteile: Bei einer dauerhaft säurelastigen Ernährung schüttet der Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol aus – dies wiederum kann Krankheiten begünstigen. Eine dauerhaft ausgewogene Ernährung, die zu großen Teilen aus Obst und Gemüse besteht, hat in jedem Fall positive Auswirkungen und kann einige körperliche Beschwerden lindern