Endometriose: Gewebe auf Abwegen

Regelschmerzen haben oft eine behandlungsdürftige Ursache: krankhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut
Regelschmerzen haben oft eine behandlungsdürftige Ursache: krankhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut

Zier dich nicht, das ist halt so!" Diesen "Ratschlag" gaben einst Mütter ihren heranwachsenden Töchtern, wenn diese über extrem starke Regelschmerzen klagten.

Heute wissen wir: Heftige Qualen während oder kurz vor den Tagen können durch eine Endometriose bedingt sein. Bei jeder zehnten Frau im gebärfähigen Alter wuchert die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auch dort, wo sie gar nicht hingehört – vor allem auf den Eierstöcken, auf der Gebärmutter-Muskulatur, am Bauchfell und im Bauchraum. Doch selbst chronische Unterbauchschmerzen werden oftmals nicht als Endometriose-Symptom beachtet. Eine richtige Diagnose erfolgt in sehr vielen Fällen erst nach einem jahrelangen Martyrium – wenn überhaupt. Nur ein schwacher Trost: Die Wucherung ist stets gutartig!

Bei Millionen Frauen bleibt die Endometriose auch deshalb unentdeckt, weil rund die Hälfte der Betroffenen keine Beschwerden hat. Die andere Hälfte leidet an teils höllischen Unterleibsbeschwerden, erträgt die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang. Auch Fakt: Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut finden sich bei mehr als jeder zweiten Frau mit unerfülltem Kinderwunsch. Endometriose muss behandelt werden. Sonst breitet sie sich aus. Problem: Meist nur durch eine Bauchspiegelung – also eine Operation – ist sie zu diagnostizieren. Dabei werden normalerweise die Endometriose-Herde gleich entfernt. Dann steht, je nach Schwere der Erkrankung, eine antihormonelle Therapie an, die die Frauen drei bis sechs Monate künstlich in die Wechseljahre versetzt. Danach können Betroffene sogar wieder Kinder bekommen. Jedoch: Endometriose ist ein wiederkehrendes Leiden.

Quelle: Auf einen Blick 49/2008