Endemie nach Omikron: Erhebliche Zweifel an Pandemie-Ende

Die Hoffnung vieler, dass Omikron das Ende der Pandemie einleitet, wird nun abrupt gedämpft. Gleich mehrere Expert:innen sind skeptisch, dass ein endemischer Zustand bald erreicht sein wird. Das sind die Gründe.

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Der Übergang von Pandemie zur Endemie schien für viele bereits in greifbare Nähe gerückt. Einige Expert:innen sind jedoch skeptisch, ob mit Omikron die pandemische Lage wirklich nach gut zwei Jahren endlich beendet werden kann. Welche Zweifel Fachleute aus Virologie und Epidemiologie jetzt hegen.

Christian Drosten: Super-Mutation statt Pandemie-Ende

Virologe Christian Drosten hat es bereits vor geraumer Zeit einmal angedeutet, nun werden weitere Fachleute noch einmal deutlicher. Die sich schnell verbreitete Omikron-Variante, die in der Regel weniger schwere Verläufe macht, muss nicht die letzte Corona-Mutation sein, die uns beschäftigen wird. Drostens Ansicht: Es könnte sogar noch schlimmer kommen – mit einer Misch-Mutation, welche die Vorteile der Delta-Variante und Omikron vereint; sozusagen ansteckender und gefährlicher.

Delta-Variante: Comeback nach Omikron?

Ein anderes Szenario, welches durchaus denkbar wäre: Das Comeback der Delta-Variante. So erklärte unlängst Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie an der TU München, gegenüber der Funke-Mediengruppe, dass es „absolut möglich sei“, dass nach dem Abflachen der aktuellen Welle Delta zurückkommt. „Wir können nicht sicher sein, dass Omikron Delta ablöst“, so Protzer.

4. Impfung für Risikogruppen im Herbst?

Zwar könne man, obwohl die Immunität nach einer Omikron-Infektion ein „bisschen anders“ sei als bei Delta, mit erfolgter Impfung davon ausgehen, dass das Immunsystem auch mit weiteren Varianten gut umgehen kann. Bei Risikogruppen müsse man jedoch abwägen, ob möglicherweise eine vierte Impfung im Herbst nötig sei, sagt Ulrike Protzer.

„Ich teile die Euphorie nicht!“

Auch Gérard Krause, Epidemiologe am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, schließt sich der Skepsis von Drosten und Protzer an. „Ich teile die Euphorie nicht, dass Omikron uns jetzt in die Endemie führt“, sagt Krause gegenüber den Medien. Man wisse nicht, was für Varianten noch kommen, welche die Immunität umgehen können und zu schweren Verläufen führen, so der Experte. Zwar habe man durch die Impfung und die ein oder andere durchgemachte Infektion eine gute „Teilimmunität“, aber die helfe nicht unbedingt gegen jede Variante.

Pandemie-Ende oder nicht? Wie geht es künftig weiter?

Wird es also auch in Deutschland bald zu einem „Ende der Pandemie“ im Sinne von „Ende der Maßnahmen kommen?“ Dänemark und Großbritannien machen es vor und lassen künftig alle Maßnahmen fallen – in dem Wissen, dass die Pandemie nicht beendet ist. Es sei laut Expert:innen einfach vorrangig die Frage, wie viele Fälle das Gesundheitssystem bewältigen kann. „Wie viele Erkrankungen sind wir bereit zu akzeptieren, wie viele können wir verhindern und um welchen Preis?“, fragt sich auch Epidemiologe Gérard Krause.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat für Deutschland entschieden, dass noch keine Maßnahmen fallen gelassen werden. Dafür fehle es noch an einer passenden Impfquote bei den vulnerablen Gruppen. Sind die Risikogruppen gut geschützt – können dann auch in Deutschland endlich Lockerungen in Kraft treten – auch wenn der Übergang zur Endemie so nicht garantiert ist.

Ob der endemische Zustand dann durch Omikron erreicht ist, oder noch weitere Varianten auftreten, können nämlich keine der Expert:innen sagen. Noch gibt es jedoch erhebliche Zweifel am schnellen Pandemie-Ende durch Omikron.