Einfühlsamkeit ist für die Magersucht-Behandlung wichtig

Aus der Serie: Was ist Magersucht (Anorexie)?

Eine psychotherapeutische Betreuung ist für die Magersucht-Behandlung unerlässlich. Praxisvita erklärt, warum gegen die Symptome und die Ursachen gleichzeitig vorgegangen werden muss.

Magersucht-Behandlung: Das Ziel ist die gesunde Gewichtszunahme

Für die Magersucht-Behandlung gibt es mehrere Ansätze. Am wichtigsten ist eine psychotherapeutische Therapie, welche den Betroffenen über einige Monate – wenn nicht Jahre – begleitet. In jedem Fall richtet sich bei Anorexie die Therapie einerseits gegen die Symptome und andererseits gegen die Ursachen der Erkrankung. Das bedeutet, Betroffene und Therapeuten arbeiten bei der Magersucht-Behandlung gemeinsam an einer Gewichtszunahme und einem normalisierten Essverhalten, gehen aber gleichzeitig den Ursachen für die Essstörung auf den Grund – und den Gedanken und Gefühlen, die sie aufrechterhalten.

Viele Betroffene müssen für die Magersucht-Behandlung intensiv betreut werden, um sich sich wieder an normales Essverhalten zu gewöhnen

Hilfe durch Beratungsstellen

Die erste Anlaufstelle sind bei den meisten Betroffenen der Hausarzt oder die Mitarbeiter einer Beratungsstelle. Diese können dabei helfen, die nächsten Schritte in die Wege zu leiten und die Wartezeit zu einer Psychotherapie überbrücken. Je nach individuellen Umständen und Schweregrad erfordert die Magersucht-Behandlung unterschiedliche Formen:

  • Ambulante Behandlung: Bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten oder in einem psychotherapeutischen Zentrum findet meist im wöchentlichen Abstand ein Gespräch statt. Hier arbeitet der Magersüchtige mithilfe eines Therapeuten die Probleme hinter seiner Essstörung auf und lernt, besser damit umzugehen. Häufig arbeiten diese Therapien mit Esstagebüchern und „Verträgen“ zur Gewichtszunahme
  • Stationäre Behandlung: Oft ist bei Magersucht ein Aufenthalt in einer Klinik sinnvoll.  Das Behandlungskonzept ist ähnlich wie bei einer ambulanten Behandlung, hinzu kommen aber meist Gruppentherapien, Körper- und Gestalttherapien. Die regelmäßigen Essenszeiten und vorgegebenen Portionen helfen bei der Behandlung von Magersucht in einer Klinik den Betroffenen, sich wieder an ein normales Essverhalten zu gewöhnen und an Gewicht zuzunehmen
  • Teilstationäre Behandlung: In einer Tagesklinik wird der Patient tagsüber betreut und behandelt, kann abends aber wieder nach Hause gehen. Bei Anorexie kann diese Form der Behandlung zum Beispiel sinnvoll sein, wenn der Betroffene zwar einen strukturierten Tagesablauf braucht, aber nicht in eine Klinik gehen möchte. 
  • Wohngruppen: Es gibt in Deutschland an einigen Standorten therapeutische Wohngruppen; einige davon richten sich sogar speziell an essgestörte Mädchen und Frauen. Vor allem zur Nachbehandlung eines Klinikaufenthalts können diese Wohngruppen sinnvoll sein.

Behandlung durch Medikamente

In manchen Fällen ist es hilfreich, die Magersucht-Behandlung durch Medikamente zu ergänzen. Insbesondere wenn gleichzeitig eine Depression oder eine Zwangsstörung vorliegt, können spezielle Antidepressiva die Psychotherapie unterstützen.

Nicht immer ist es möglich, die Magersucht mit dem ersten Anlauf zu überwinden. Oft stellen Betroffene auch fest, dass entgegen ihrer Einschätzung eine ambulante Behandlung nicht ausreicht und sie doch in eine Klinik müssen. Nicht selten sind auch mehrere Klinikaufenthalte notwendig. Besonders wichtig ist es, nach einem Klinikaufenthalt immer für eine ausreichende ambulante Nachbehandlung zu sorgen, um einen Rückfall zu verhindern.