Ein Zwilling mit Trisomie 13 – "Ich ließ mein Herz sprechen"

Ein Zwilling sollte Trisomie 13 haben
Schock bei der Fruchtwasseruntersuchung: Die Ärzte vermuteten bei einem der Zwillinge den seltenen und unheilbaren genetischen Defekt Trisomie 13 Foto: shutterstock

Endlich schwanger – und dann Zwillinge! Die Freude ist riesig und den Babys geht es prächtig. Doch dann kommt alles anders und man muss plötzlich die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen...

Die blonde Laura (3) ist ganz vernarrt in ihre Brüderchen. Mit Kulleraugen und schelmischem Grinsen verzaubern die Zwillinge Benjamin und Alexander (1) auch ihre Eltern Marion Klöhn und Andreas Marx immer wieder. Liebevoll schaut die Mutter aus Berlin ihre beiden Jungen an: "Nicht auszudenken, wenn wir damals dem Drängen der Ärzte nachgegeben hätten ...", sagt sie mit einem Kloß im Hals. Dann gäbe es Sonnenschein Benjamin nämlich nicht. Noch im Mutterleib sollte er getötet werden! Beim Gedanken daran läuft es den Eltern noch heute eiskalt den Rücken runter.

Marion erzählt: "Zwillinge mit 39 Jahren – ich konnte es kaum fassen." Der werdenden Mutter und den heranwachsenden Babys in ihrem Bauch ging es prächtig. Alle Tests bis zum fünften Monat waren okay. "Ich freute mich riesig auf meine Babys."

22. Woche: Die Diagnose Trisomie 13 verändert alles

Dann der Schock bei der Fruchtwasseruntersuchung in der 22. Woche. Die Ärzte vermuteten bei einem der Kinder den seltenen und unheilbaren genetischen Defekt Trisomie 13. "Obwohl die Diagnose nicht eindeutig war, fühlten wir uns von den Ärzten regelrecht zur Abtreibung gedrängt", erinnert sich Papa Andreas an jene schreckliche Zeit der Hilflosigkeit und Zweifel. "Wir fühlten uns hin- und hergerissen, wie Vögel im Sturm."

Nachts fanden die beiden keine Ruhe mehr. Alles drehte sich um die Frage: Was sollen wir tun? Was ist der richtige Weg? Marion vermutet: "Während wir uns noch den Kopf zermarterten, stand für die Mediziner längst fest: Unser ungeborener Benjamin bekommt eine Kanüle in sein kleines Herz gestochen mit einem Mittel, das es zum Stillstand bringt." Marions Augen füllen sich mit Tränen. "Bis zu Alexanders Geburt wäre sein toter Bruder in meinem Bauch geblieben", sagt sie. "Was für eine grausige Vorstellung!" Das wollte sie nicht zulassen.

"Wenn unser Kind wirklich nicht überlebensfähig ist, dann soll es in unseren Armen sterben und nicht auf so unmenschliche Weise getötet werden", entschieden die werdenden Eltern.

Was ist Trisomie 13?

Bei dieser schweren genetischen Erkrankung (auch Pätau-Syndrom genannt) ist das 13. Chromosom nicht, wie normalerweise doppelt, sondern gleich dreifach vorhanden. Das führt zu schweren Organfehlbildungen an Gehirn, Herz, Magen und Nieren. Die meisten Babys sterben in den ersten Monaten daran.

Die Zwillinge sind kerngesund – und ein kleines Wunder

Woher sie die Klarheit nahmen, damals, unter Schock, wissen beide selbst nicht mehr. "Vielleicht, weil wir einfach auf unser Herz gehört haben. Vielleicht ja auch, weil wir insgeheim hofften, die Ärzte würden sich doch irren ..."

Ganz sicher aber war es die richtige Entscheidung. Denn als die Zwillinge Alexander und Benjamin per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblickten, waren beide kerngesund! "Wir lagen uns weinend vor Glück in den Armen. Es war für uns wie ein Wunder", erzählt Marion. Als würden die Zwillinge jedes Wort ihrer Mama verstehen, brabbeln sie fröhlich drauflos und klatschen in die Hände ...