Eifersucht – das macht diese Emotion so besonders

Die Eifersucht – Keine andere Emotion scheint sich aus so vielen verschiedenen Gefühlen zusammenzusetzen. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff? PraxisVITA hat die Antworten auf diese und weitere spannende Fragen.

Damit Eifersucht entstehen kann, müssen mindestens drei Personen beteiligt sein
Damit Eifersucht entstehen kann, müssen mindestens drei Personen beteiligt sein Foto: iStock

Eifersucht – was genau ist das eigentlich?

Sucht man nach einer Begriffserklärung von Eifersucht, findet sich meistens die Aussage, dass sie ein Gemisch aus vielen Gefühlen sei. Das mag stimmen, ist aber reichlich ungenau. Für eine konkretere Definition ist es sinnvoll, zunächst die Rahmenbedingungen zu klären:
Damit diese Emotion aufkommen kann, müssen mindestens drei Personen beteiligt sein.
Der Eifersüchtige (E), die Person, wegen der das Gefühl empfunden wird (P), und die dritte Person, die sozusagen der Anlass für die Eifersucht ist (A).
Dabei ist (E) nicht eifersüchtig auf jemanden sondern wegen einer bestimmten Beziehung zwischen den beiden Anderen.
Auch wenn der Begriff meistens im Kontext von Paarbeziehungen verwendet wird, kommt das Gefühl in allen Konstellationen von Sozialbeziehungen vor. Die Mutter kann eifersüchtig sein, weil ihr Kind sich von der Großmutter trösten lässt, statt von ihr. Ein Freund kann eifersüchtig sein, weil sich der beste Freund den Rat bei einem Anderen sucht. Und sogar der Arzt kann eifersüchtig sein, wenn ein langjähriger Patient, der ihm zu vertrauen schien, plötzlich zu einem Kollegen wechselt. Die Voraussetzung dafür:

  • (E) nimmt an, von (P) in oder als etwas geschätzt zu werden
  • Und der Punkt ist (E) wichtig

Die Wertschätzung kann dabei einen oder mehrere spezifische Bereiche betreffen oder Bereichsübergreifend und sehr allgemein sein (etwa als Partner im Generellen).  Ist es (E) beispielsweise wichtig, dass (P) ihn als Vertrauten schätzt, wird er nicht eifersüchtig sein, wenn (P) über die Kochkünste eines Bekannten schwärmt. Wäre (E) allerdings die Bewunderung (P)s seiner Küchenfertigkeiten sehr wichtig, könnte eine solche Aussage von (P) Eifersucht hervorrufen.
Mit der Wichtigkeit der Wertschätzung verhält es sich ähnlich. Meint unser beispielhafter Arzt etwa, von seinem Patienten als kompetent, gut im Blutabnehmen, einfühlsam und attraktiv gesehen zu werden, wird es ihm (wahrscheinlich) weniger ausmachen, wenn der Patient davon erzählt wie gutaussehend der Kollege aus der Notaufnahme doch sei – denn dieser Bereich ist für die Arzt-Patientenbeziehung wohl der am wenigsten wichtige.
Legt dieser Arzt nun aber besonders viel Wert auf sein Aussehen und darauf, dass dieser Patient ihn als gutaussehend empfindet (und vielleicht gerade deshalb zu ihm kommt),  wird sein  Selbstbild oder Selbstwertbewusstsein vom (drohenden) Verlust der Wertschätzung gefährdet und es kommt ebenfalls zu Eifersuchts-Gefühlen.
Kurz gesagt: Eifersucht ist die empfundene spezifische Gefährdung, dadurch, dass die Person – mit der man glaubt, eine exklusive Beziehung zu haben – das Bedürfnis hat, diese Beziehung oder wichtige Teile davon mit jemand anderem aufzunehmen (ähnlich oder sogar gleich).
Die Ausnahme: (E) steht diesem Jemanden in bestimmter Weise nahe.
Haben wir einen neuen Partner, möchten wir, dass Freunde und Eltern diesen genauso mögen, wie uns. Auch der Vater, der seinen Sohn in die Firma einführt, kann wollen, dass er dort von allen akzeptiert und gut aufgenommen wird. Je nachdem, wie unsere Beziehung zu dieser Person aussieht, können wir uns dann sogar wünschen oder darüber freuen, wenn sie uns auch mal vorgezogen wird. Trotzdem ist auch in solchen Fällen Eifersucht möglich.

In Fällen in denen man sich wünscht, dass einer Person die gleiche Wertschätzung oder Sympathie entgegengebracht wird, wie einem selbst, können statt Eifersucht positive Gefühle wie Stolz oder Freude entstehen
In Fällen in denen man sich wünscht, dass einer Person die gleiche Wertschätzung oder Sympathie entgegengebracht wird, wie einem selbst, können statt Eifersucht positive Gefühle wie Stolz oder Freude entstehen Foto: iStock

Eifersucht – Wie verbreitet ist die Emotion?

Laut aktuellen Studien-Ergebnissen zur Eifersucht kennen etwa 80 bis 98 Prozent der Menschen dieses Gefühl. In einer Einzelstudie gaben sogar 44 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen an, dass diese Emotion schon einmal der Grund für ein Beziehungs-Ende war. Ob die eigene Eifersucht oder die des Partners dazu führte, ist leider nicht mit erfasst worden.
Der Großteil der Befragten (72 Prozent) einer Statista-Umfrage von 2014 war sich einig, dass das richtige Maß darüber entscheidet, ob dieses Gefühl der Harmonie in einer Beziehung schadet oder nicht.

Eifersucht – Wie entsteht sie?

Darüber wie die Eifersucht entsteht, gibt es viele Theorien. Die gängigsten beziehen sich auf den Selbstwert. Ein geringer Selbstwert im Generellen oder in einem bestimmten Bereich, führt natürlich eher zu Unsicherheit und so zu der Befürchtung im Vergleich schlechter abzuschneiden. Verlusterfahrungen in der frühen Kindheit und schlechte Erfahrungen mit Seitensprüngen aus Vorbeziehungen begünstigen anscheinend auch die Entstehung von Eifersucht. Da sich diese beiden Faktoren allerdings ebenfalls negativ auf den Selbstwert auswirken, wird dieser doch als zentral für die Entwicklung des Gefühls angesehen.
Bestimmte Bedingungen innerhalb einer Partnerschaft, können die Eifersucht weiter fördern. Wenn die Partner zum Beispiel nicht die gleichen Vorstellungen von der Exklusivität haben – also davon, was in der Partnerschaft mit anderen erlaubt ist. Während der Eine es völlig normal finden mag, mit Dritten zu flirten, könnte der Andere das als  extrem unpassendes Verhalten wahrnehmen und deshalb die unschöne Emotion verspüren.

Eifersucht in der Partnerschaft – Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Die Diskussion darüber, ob das Geschlecht einen Einfluss auf die Eifersucht hat, zieht sich schon sehr lange. Ergebnisse aus der Forschung belegen, dass Männer wohl eher auf sexuelle Untreue eifersüchtig sind und Frauen eher auf emotionale.
Die übliche Erklärung dafür, ist bislang eine evolutionspsychologische. Evolutionär gesehen, war es für den damaligen Mann wichtig, sich der sexuellen Treue seiner Partnerin sicher zu sein. So konnte er nämlich davon ausgehen, dass ihre Kinder auch wirklich die seinen waren. Für die Frauen von damals war es dahingegen sehr viel wichtiger, dass der Beschützer und Ernährer bei der Familie blieb – eine sexuelle Affäre war somit nicht so gravierend wie eine emotionale, die womöglich zum Verlassen führte.
Doch es werden immer wieder große Unterschiede auch innerhalb eines Geschlechts sichtbar. Ein Team von Forschern stellte sich vor ein paar Jahren die Frage nach dem Warum und fand eine mögliche Antwort: Grund seien Unterschiede im Bindungsstil. Ihre Studie ergab, dass TeilnehmerInnen mit einem abweisend-vermeidenden Bindungsstil eher Eifersüchtig bezüglich sexueller Untreue waren und TeilnehmerInnen mit sicherem Bindungsstil eher auf emotionale. Der Bindungsstil bezieht sich hierbei auf die Bedürfnisse in Bezug auf Nähe und Unabhängigkeit innerhalb einer Beziehung. Sicher gebundenen Menschen fällt es leicht sich gefühlsmäßig auf Andere einzulassen und – wie die Beschreibung schon vermuten lässt – machen sich diese keine Gedanken darüber, ob sie alleine oder von Anderen nicht akzeptiert sein könnten. Abweisend-vermeidend Gebundenen geht es dahingegen auch ohne eine enge gefühlsmäßige Bindung gut. Ihnen ist es wichtig, sich unabhängig und selbstständig zu fühlen und sie ziehen ebenfalls vor, dass andere auch nicht von ihnen abhängig sind.

Braucht eine Beziehung Eifersucht – Was sagen die Experten?

Die Meinungen darüber, ob und wie viel Eifersucht innerhalb von Paarbeziehungen gut tut, gehen stark auseinander. Einige Spezialisten meinen, dass sie nichts Negatives ist, solange sie im normalen Bereich bleibt. Sie sei sogar notwendig, für tiefe Liebe und Hingabe und ein Zeichen dafür, dass der Partner einem nicht egal ist.
Andere hingegen meinen, Liebe und Eifersucht würden sich gegenseitig widersprechen. Letztere würde einen Besitzanspruch implizieren und dieser hätte mit der Liebe nichts zu tun. Wer wirklich liebt, der würde seinem Partner Freiheit wünschen und ihn nicht einschränken wollen.
So gegensätzlich die Ansichten beider Lager auch wirken mögen, lassen sie sich doch gut kombinieren. Wenn fast alle Menschen Eifersucht kennen, scheint diese Emotion menschlich zu sein. Ob wir sie nun als Teil von Liebe oder als ihren Feind ansehen wollen, ist jedem selbst überlassen. Das Entscheidende ist der Umgang damit. Sich die eigenen Gefühle bewusst machen, die Ursachen hinterfragen, die Emotionen rational bewerten – und vor allem: offen mit dem Partner sprechen – denn nur so können gemeinsam Lösungen und Wege gefunden werden.

Im Shakespeares Tragödie „Othello, der Mohr aus Venedig“ spielt Eifersucht die Hauptrolle
In Shakespeares Tragödie „Othello, der Mohr aus Venedig“ spielt Eifersucht die Hauptrolle Foto: iStock

Eifersucht – Das ist ihre Geschichte/daher kommt ihr schlechter Ruf

Das Wort Eifersucht hat seinen Ursprung in den althochdeutschen Worten für Herbe/Bittere/Erbitterung (eiver) und für Krankheit/Seuche (suht). Die ältesten Belege für die Verwendung des Begriffs liegen im 16. Jahrhundert. Ungefähr zeitgleich beendet William Shakespeare auch sein Manuskript für die Tragödie „Othello, der Mohr aus Venedig“.  Das Theaterstück handelt von dem Feldherren Othello, dessen Eifersucht – durch den Intriganten Jago beflügelt – ihn dazu bringt, seine geliebte Ehefrau Desdemona und anschließend sich selbst zu töten. Hatte Shakespeare viel Fantasie? Sicherlich. Doch leider ist das von ihm beschriebene Szenario keine aus der Luft gegriffene Geschichte. Auch ist es kein Zufall, dass uns diese Emotion als Mordmotiv immer wieder in Kriminalromanen, -serien oder –filmen präsentiert wird.
In der Mixtur aus Faktoren, die im realen Leben zu einer solchen Tat führen, scheint sie tatsächlich häufig eine Rolle zu spielen. Und nicht immer ist eine pathologische Form der Eifersucht (zwanghafte und wahnhafte) verantwortlich. Lesen Sie hier mehr zu dem Thema Krankhafte Eifersucht – was übersteigt das normale Maß? Bei einigen Menschen reicht ein kurzer Augenblick, in dem sie sich nicht mehr unter Kontrolle haben. „Rasend vor Eifersucht“ verletzen sie ihre Partner – oft um es im nächsten Moment entsetzt zu bereuen. Andere wiederum planen ihre Tat, beispielsweise um ihren ehemaligen Partner davon abzuhalten, eine Beziehung mit jemand anderem einzugehen. Je nach Einschätzung des Tathergangs (etwa im Affekt oder geplant), der Beweggründe (etwa als verständliche Regung oder als niederes Mordmotiv) und weiterer Faktoren durch das Gericht, kann sich dieses Gefühl als Motiv strafmindernd oder strafschärfend auf das Urteil auswirken.