Durchschlafen wie ein Baby? – Ein gesunder Schlafrhythmus fürs erste Lebensjahr

Es gibt kaum ein Thema, das für frischgebackene Eltern wichtiger ist als der Schlaf – der ihres Kindes und damit auch ihr eigener. Die meisten Eltern haben dazu viele Fragen: Wieviel Schlaf braucht mein Kind? Wann wird es endlich auch mal eine Nacht durchschlafen? Was kann man selbst tun, um den Schlafrhythmus des Kindes zu fördern?

Kinderärztin Dr. Nadine Hess hat die besten Tipps, damit Babys besser durchschlafen
Expertin Dr. Hess: „Einen Schlafrhythmus mit längeren Durchschlafphasen haben zwei Drittel aller Kinder erst mit ungefähr drei Monaten. Bis dahin ist der Nachtschlaf unterbrochen von dem Bedürfnis nach ein oder zwei Milchmahlzeiten“ Foto: privat
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Das sagt die Kinderärztin Dr. Nadine Hess:

Das Wichtigste vorab: Ein Patentrezept für guten Schlaf bei Kindern gibt es leider nicht. Jedes Kind schläft anders, wie auch jeder Erwachsene unterschiedliche Schlafbedürfnisse hat. Der eine kommt frühmorgens problemlos aus dem Bett und ist abends zeitig müde, der andere kämpft mit dem Wecker, bis er sich endlich aus den Federn schwingen kann, läuft dafür aber abends noch mal zu Höchstleistungen auf.

Jedes Kind hat einen anderen Schlafrhythmus

Grundsätzlich entwickelt sich eine grobe Form des Tag-Nacht-Rhythmus erst nach dem ersten Lebensmonat. So lange braucht das Neugeborene mindestens, um Tageszeiten wahrnehmen zu können. Dafür verantwortlich ist vor allem die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin durch die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), die von Helligkeitsunterschieden gesteuert wird. Einen Schlafrhythmus mit längeren Durchschlafphasen haben zwei Drittel aller Kinder aber erst mit ungefähr drei Monaten. Bis dahin ist der Nachtschlaf unterbrochen von dem Bedürfnis nach ein oder zwei Milchmahlzeiten.

So helfen Sie Ihrem Baby beim Durchschlafen

Durchschlafen im eigentlichen Sinne bedeutet, dass Ihr Kind nachts sechs bis acht Stunden am Stück schläft. Trotzdem gibt es dabei kurze Wachphasen, nach denen das Kind dann aber wieder alleine in den Schlaf findet. Auch, wenn wir uns morgens nicht immer daran erinnern können, wir alle wachen nachts mehrfach auf und schlafen in der Regel unmittelbar wieder ein. Nächtliches Aufwachen ist also ganz normal. Einen solchen Schlafrhythmus haben wenige Kinder schon nach einem Monat, die meisten eher nach etwa drei Monaten und manche Kinder noch später. Es gibt allerdings einige Dinge, die Sie als Eltern tun können, um das Schlafverhalten zu fördern und das Ein- und Durchschlafen einfacher zu gestalten. Der Taktgeber bleibt aber das Kind und da ist jedes etwas anders. 

Einschlafrituale und einheitlicher Tagesrhythmus

Helfen Sie Ihrem Baby beim Durchschlafen
Einschlafrituale – wie Schlaflieder, Gutenachtgeschichten, Kuscheln – und ein einheitlicher Tagesrhythmus erleichtern Babys das Ein- und Durchschlafen Foto: Fotolia

Versuchen Sie, Ihrem Kind täglich gleiche Rhythmen zu geben. Das mag zuweilen anstrengend sein, hat aber nach meiner Erfahrung schon vielen Familien geholfen, die kleine Kinder mit Schlafproblemen hatten. Das bedeutet: Jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen, frühstücken, Vormittagssnack, Mittag essen, Mittagsschlaf, Nachmittagssnack, Abendessen, schlafen legen. Davon sollten Sie möglichst nicht abweichen – bereits eine halbe Stunde kann manchmal alles durcheinander bringen. Diese Struktur hilft Ihrem Kind, einen eigenen Rhythmus zu entwickeln. Immer wiederkehrende Einschlafrituale, wie Lieder oder Geschichten, fünf Kuschelminuten, eine Spieluhr oder Ähnliches, erleichtern den Schlaf auch oft sehr. Machen Sie Ihr Kind abends immer zur gleichen Zeit und in der gleichen Art und Weise bettfertig – beispielsweise erst waschen, Schlafanzug anziehen, noch eine Flasche oder die Brust und danach – wenn schon Zähnchen da sind – Zähne putzen und mit einem Ritual ins Bett legen. Wichtig ist auch, dass Sie Ihr Kind auch tagsüber in dem Bett schlafen lassen, in dem es nachts liegt, zumindest ab dem Zeitpunkt, an dem es in seinem eigenen Zimmer schlafen soll – sonst kann es passieren, dass es dort nicht alleine einschlafen will, weil ihm die Umgebung fremd ist.

Kinder, die durchschreien statt durchschlafen – woran kann es liegen?

Oft ist es ein Problem, dass das Kind nicht alleine einschläft oder nachts nicht wieder in den Schlaf findet und so lange weint, bis ein Elternteil kommt. In der Regel verhalten sich Kinder so, wenn sie die Rückversicherung brauchen, dass sie nicht alleine sind, die Eltern sich in der Nähe aufhalten. Manchmal dauert es wenige Tage, die etwas anstrengender durchzuhalten sind, aber nach kurzer Zeit klappt es erstaunlich gut. Wenn Sie Ihr Kind schlafen legen oder es nachts aufwacht und weint, streicheln Sie ihm sanft über den Rücken, reden Sie leise, um es nicht am einschlafen zu hindern, bzw. nicht wieder wach zu machen und schalten Sie aus dem Grund auch nicht das Licht an. Sagen Sie ihm, dass Sie in der Nähe sind, es wieder einschlafen kann und sich nicht sorgen muss (auch, wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind versteht Sie noch nicht – die beruhigende Stimme hilft meist schon) und gehen Sie wieder aus dem Raum.

Langsam ans wieder-Einschlafen gewöhnen

Wenn sich das Kind nicht beruhigt, kommen Sie nach ein bis zwei Minuten wieder ins Zimmer und wiederholen Sie das Ganze. Beim nächsten Mal steigern Sie die Zeit, bis Sie wieder ans Bettchen treten langsam (zum Beispiel von zwei auf drei Minuten, etc.). Sie werden sehen, meistens funktioniert nach einigen Tagen das Einschlafen oder Wiedereinschlafen von alleine. Davon, die Kinder lange schreien zu lassen, halte ich persönlich aber nichts. Eltern sollten bloß die Wartephasen, bis sie das Zimmer wieder betreten, langsam ausdehnen. Meist kommt es dann gar nicht dazu, dass das Kind mehr als zehn Minuten weint, weil es bis dahin schon gelernt hat, selbst in den Schlaf zu finden.