„Du bist fett“ macht Kinder fett

Dicker Junge enges Shirt
Wer in seiner Kindheit als zu „fett“ bezeichnet wurde, wird zehn Jahre später mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich zu fett sein – egal, ob ursprünglich ein Übergewicht vorlag. Das zeigt eine aktuelle Studie aus den USA Foto: istock

Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass viele Erwachsene übergewichtig sind, weil sie in ihrer Kindheit als „fett“ bezeichnet wurden. Betroffen von diesem Effekt sind nach Aussagen der Forscher alle Kinder – egal ob sie ursprünglich dick oder dünn waren.

Viele übergewichtige Menschen wurden in ihrer Kindheit als „zu fett“ bezeichnet. Das belegt eine US-amerikanische Langzeitstudie des National Instituts of Health, die nun von der University of California in Los Angeles ausgewertet wurde. Die Ergebnisse werden in der Juniausgabe der Fachzeitschrift Jama Pediatrics veröffentlicht und zeigen einen verblüffenden Zusammenhang zwischen Übergewicht im Erwachsenenalter und gewichtsbezogener Hänselei im Kindesalter.

Man kann jedes Kind „fett“ reden

Die Forscher zeigten sich erstaunt darüber, dass der beschriebene Effekt bei zwei Drittel der über neun Jahre beobachteten Probanden aufgetretenen ist – unabhängig davon, ob die Probanden in ihrer Kindheit bereits übergewichtig waren oder normalgewichtig. Insgesamt haben in etwa 2.000 Mädchen – die nicht älter als zehn waren­ – an der Studie teilgenommen.

Das ist insofern für die Forscher interessant, da die beobachtete Gewichtszunahme der Kinder zu einem gewissen Anteil nicht nur von ihren Ernährungsgewohnheiten oder einer genetischen Veranlagung abhing, sondern von einer psychologisch adaptierten Einstellung, die von außen an sie heran getragen wurde. Dieses Phänomen – so schreiben die Forscher – sei also im Grunde vergleichbar mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Besonders anfällig für eine Gewichtszunahme zeigten sich zudem Kinder, bei denen die Kritik am Körpergewicht – ob nun berechtigt oder nicht – von Familienangehörigen ausgegangen war.

Der Anti-Fett-Pille auf der Spur

Seit Jahren suchen Forscher nach einem Weg, ein Gen zu identifizieren, das für die Fettspeicherung im Körper verantwortlich ist. Der deutsche Forscher Dr. Daniel Kraus von der Universität Würzburg scheint dieses Gen nun gefunden zu haben. Im Versuch mit Mäusen konnte der Wissenschaftler ein Gen mit dem Namen Nicotinamid-N-Methyltransferase hemmen, sodass eine Fettanlagerung bei den Tieren ausblieb.

Die kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass auf diese Weise die Fettspeicherung als Körperfunktion – mit welcher der Körper eine Energiereserve für Zeiten anlegt, in denen Nahrung knapp ist – ausgeschaltet werden kann. Damit sind die Forscher einer Anti-Fett-Pille, die einfach ein bestimmtes Gen blockiert, einen kleinen Schritt näher gekommen.