Diese lebensbedrohliche Krankheit wird oft übersehen

Sepsis
Mit der Resolution zur "Verbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung der Sepsis" folgte die WHO einer langjährigen Forderung der Global Sepsis Alliance (GSA) Foto: istock

Sie ist eine der gefährlichsten Krankheiten und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland: die Blutvergiftung, auch Sepsis genannt. Jetzt hat die WHO eine entscheidende Maßnahme ergriffen, um künftige Todesfälle zu vermeiden.

Mit 60.000 Todesfällen pro Jahr ist die Sepsis in Deutschland die dritthäufigste Todesursache (nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsleiden), erklärt Oberarzt Dr. Frank Martin Brunkhorst, Sekretär der Sepsis-Gesellschaft und Oberarzt am Jenaer Uniklinikum. Mehr als 150.000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland. Dennoch wissen erschreckend wenige Menschen über die Häufigkeit und Gefahr der Sepsis Bescheid. Selbst Mediziner sind mit der Diagnose überfordert und geben oft eine falsche Todesursache an, wie z.B. eine Lungenentzündung.

WHO macht Sepsis zum Schwerpunkt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert nun auf das mangelnde Wissen von Betroffenen und Ärzten und macht die Krankheit zu einem vordringlichen Thema. Damit kommt sie der langjährigen Forderung der Global Sepsis Alliance (GSA) nach und die Erkrankung wird nun als eine der häufigsten, jedoch oft fehldiagnostizierten Todesursachen als vorrangig zu bekämpfendes Gesundheitsproblem eingestuft.

Sepsis-Resolution verabschiedet

Vor diesem Hintergrund und infolge eines Antrags von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der von zahlreichen Ländern unterstützt wurde, fordert die WHO auf ihrem 70. Treffen in Genf mit einem Beschluss (Resolution) die 194 UN-Mitgliedsstaaten auf, angemessene Maßnahmen zur besseren Vorbeugung, Diagnose und Therapie der systematischen Entzündungsreaktion einzuleiten.

Die sogenannte Sepsis-Resolution weist darauf hin, dass die Krankheit die häufigste Todesursache bei Infektionskrankheiten darstellt. Viele Erkrankungen werden erst diagnostiziert, wenn es für eine Behandlung zu spät sei.

Sepsis – die Nr.1 der vermeidbaren Todesfälle

Dabei ist Sepsis die Nummer eins bei den vermeidbaren Todesfällen, erklärt der GSA-Vorsitzende Professor Dr. Konrad Reinhart vom Uniklinikum Jena gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung online. Mit der Resolution zurVerbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung der Sepsis“ ist es möglich, die Patientensicherheit weltweit zu erhöhen.

Frau mit Grippe
Die Blutvergiftung wird meist zu spät erkannt, denn Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost gleichen denen einer Grippe Foto: istock

Sepsis: So kommen die Bakterien in den Blutkreislauf

Eine Sepsis entwickelt sich als Folge schwerer Erkrankungen oder nach Operationen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem, denn ihre körpereigene Abwehr reagiert nur verzögert auf eine Infektion. Die Krankheitserreger können sich daher im ganzen Körper ausbreiten. Dann bildet sich eine heftige Entzündungsreaktion, wobei die Organe anschwellen und der Kreislauf kollabiert. Gleichzeitig wird die Blutgerinnung überaktiv und die Adern verstopfen. Schließlich versagen Nieren, Leber, Lunge und Herz. Trotz intensiver Versorgung sterben ein Drittel der Patienten.

Der „rote Strich“ als Anzeichen für eine Blutvergiftung?

Es ist immer noch ein Irrglaube, dass der bekannte „rote Strich“, der von einer Wunde zum Herzen führt, Zeichen einer Blutvergiftung ist. Denn in Wahrheit zeigt er eine Lymphbahnen-Entzündung an. Erfahren Sie hier, an welchen Anzeichen Sie eine wirklich Sepsis erkennen.

Nur Breitbandantibiotika können helfen

Eine Sepsis wird sofort mit einem sogenannten Breitbandantibiotikum bekämpft. Dieses Mittel erfasst die meisten Erreger. Danach kann dann eine gezielte Therapie mit einem passenden Antibiotikum beginnen.

So können Sie einer Sepsis vorbeugen

Stark verschmutzte Wunden sollten vor einer notwendigen Desinfektion mit fließendem kaltem bis lauwarmen Wasser ausgewaschen werden. Sind Splitter oder Steine tiefer in die Haut eingedrungen, empfiehlt es sich, die Stelle mit einem Verband abzudecken und den Arzt aufzusuchen. Brandwunden nicht länger als fünf bis zehn Minuten unter kaltem Wasser kühlen. Sonst wird die Immunreaktion abgeschwächt. Feuchtpflaster schützen vor Keimen.