Die spannendsten Fakten über Knochen

Nach einem Bruch braucht ein Knochen etwa vier bis acht Wochen, um wieder zu heilen
Nach einem Bruch braucht ein Knochen etwa vier bis acht Wochen, um wieder zu heilen
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Sie sind robuster als Stahl, brechen trotzdem bei Stürzen und merken, wenn wir joggen. Knochen. Wie sie funktionieren und welche Mythen über sie falsch sind.

Was Knochen aushalten, wurde in Experimenten an der Berliner Charité getestet, bei denen ein Knochen, ein Stahlrohr und ein vergleichbares Stück Holz bis zum Bruch belastet wurden. Bei 224 Kilo gab das Holz nach, das Rohr brach bei 255 Kilo und der Knochen bei 642 Kilo.

Welcher Knochen bricht am schnellsten?

Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind für den Ernstfall nur bedingt aussagekräftig. Denn die Energie, die benötigt wird, um einen Knochen tatsächlich zu brechen, hängt von der Art des Knochens ab. Besonders durch Brüche gefährdet sind der Oberschenkelhalsknochen und der Unterarmknochen.

Oberschenkelhalsbruch bricht der Knochen
Bei einem Oberschenkelhalsbruch bricht das Verbindungsstück zwischen Oberschenkelknochenschaft und Hüftkopf, dann spricht man von einem Bruch Foto: Fotolia

Ersterer bricht häufig bei älteren Menschen, sobald der Knochen porös wird. Grund: Der Oberschenkelknochen sieht aus wie ein kleines "r". Am Ende hat er einen Haken, der im Hüftgelenk eingeklinkt ist. Auf genau diese Stelle wirken bei einer Beindrehung oder einem Sturz enorme Kräfte. Der Unterarmknochen ist dagegen aufgrund eines Schutzreflexes besonders gefährdet: Bei einem Sturz versuchen wir instinktiv, den Kopf durch eine Abstützbewegung mit den Armen zu schützen, die dadurch die volle Wucht des Aufpralls abfedern müssen.

Warum liegt der stärkste Knochen im Ohr?

Der stärkste Knochen liegt interessanterweise im Ohr. Das sogenannte Felsenbein ist nur wenige Gramm schwer und ummantelt das Innenohr. Die Lage ist kein Zufall: Hier liegen die wichtigen Hör- und Gleichgewichtsorgane. Selbst einen K.-o.-Schlag vom Profiboxer würde das Felsenbein überstehen. Einzig bei schweren Auto oder Motorradunfällen, bei denen der Kopf mit voller Wucht aufprallt, kann das Felsenbein brechen.

Leben unsere Knochen?

Unsere Knochen werden von feinen Äderchen durchblutet. Sie sind somit echtes, lebendiges Gewebe und kein totes Gestein. Knochenzellen bauen den Knochen ständig um, erneuern ihn, halten ihn stabil, lassen ihn wachsen.

Zudem registrieren sie genau, wo und wie ein Knochen belastet wird. Wenn zum Beispiel jemand, der jahrelang kein Sport gemacht hat, plötzlich mit dem Joggen beginnt, hat das direkte Auswirkungen auf die Knochen: Jeder Joggingschritt jagt Druckwellen durch unser Skelett. Die Knochenzellen reagieren darauf, indem sie die belasteten Stellen mit Querverstrebungen verstärken.

Wie schnell Knochen verheilen, hängt übrigens vor allem vom Alter ab. Während ein Armbruch bei einem Zwölfjährigen innerhalb von etwa vier Wochen verheilt, dauert ein vergleichbarer Bruch beim Erwachsenen doppelt so lange. Grund: Je älter der Mensch ist, desto langsamer verläuft der Selbstheilungsprozess.

Aber was passiert dabei im Körper? Nach dem Bruch bildet sich zuerst ein Bluterguss (Hämatom). Knochenaufbauzellen werden aktiviert. Die Mineralien, die von den sogenannten Osteoblasten freigesetzt werden, verwandeln die verletzte Stelle in wochenlanger Arbeit zurück in hartes Knochenmaterial.

Sind Frauenknochen zerbrechlicher?

Die größten Knochenprobleme bekommen insbesondere Frauen nach den Wechseljahren. Durch Veränderungen des Hormonhaushalts sinkt ihre Knochendichte rapide, sie werden anfälliger für Brüche. Experten sprechen von Osteoporose. Seltener sind auch Männer betroffen.

Um die Krankheitsentstehung oder bereits bestehende Osteoporose zu verhindern, werden sogenannte Bisphosphonate (z. B. Alendronsäure) verschrieben. Mittlerweile tauchen jedoch immer mehr Studien auf, die ihre Nebenwirkungen von Sodbrennen bis zu Speiseröhrenkrebs belegen und zeigen, dass sie den Knochenabbau nicht stoppen - sondern fördern. Fest steht, dass vor allem die Dauer der Einnahme entscheidend ist. „Es gibt tatsächlich Beweise, dass die Knochendichte in den ersten fünf Jahren der Einnahme stärker wird“, so US-Professorin Susan Ott. „Wenn die Einnahme danach fortgesetzt wird, kann sich die gegenteilige Wirkung einstellen.“

Fünf Irrtümer über Knochenbrüche

1. Knochen können schmerzen.
Knochen sind nicht von Nerven durchzogen und somit schmerzunempfindlich. Aber: Auf ihnen liegt die Knochenhaut. Ihre Nerven melden dem Gehirn übermäßige Belastungen und Brüche.

2. Knochenbrüche heilen immer.
Manchmal brechen Knochen so ungünstig, dass sie nicht verheilen. Es kann sich ein sogenanntes Falsch-Gelenk bilden. Verursacht dies Beschwerden, muss operiert werden.

3. Einen Gips zu tragen, ist ungefährlich.
Ein zu enger Gips kann zu Durchblutungsschäden an Blutgefäßen, Muskeln und Nerven führen. Sogar Thrombosen sind möglich, wenn der Patient aufgrund des Bruchs nicht mobil ist.

4. Knochen können nicht so einfach brechen.
Bei schlimmen Formen von Osteoporose (krankhaftem Knochenabbau) kann der Knochen so porös werden, dass er ohne Grund entzweibricht. Meistens sind Oberschenkelknochen betroffen.

5. Richtige Ernährung schützt vor Brüchen.
Es gibt keinen Schutz vor Brüchen. Man kann höchstens versuchen, den Abbau der Knochendichte zu verhindern. Studien bescheinigen 500 mg Kalzium pro Tag eine effektive Wirkung.