Die Pneumokokken-Impfung

Seit Sommer 2006 ist die Pneumokokken-Impfung offiziell nicht nur für ehemalige Frühgeborene oder kranke Babys empfohlen, sondern für alle Kinder unter zwei Jahren. Auch Erwachsene über 60 sollten alle fünf Jahre geimpft werden, um geschützt zu sein.

Kinderärztin Dr. Nadine Hess berät zum Thema Pneumokokken-Impfung
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: „Seit Einführung der Pneumokokken-Impfung sind beispielsweise die Zahlen für Hirnhautentzündungen durch Pneumokokken in den ersten zwei Lebensjahren deutlich rückläufig, was für den Erfolg der Impfung spricht“ Foto: privat

Was sind das für Erreger? Warum ist die Pneumokokken-Impfung sinnvoll? Wie oft muss die Pneumokokken-Impfung durchgeführt werden und wie gut ist sie verträglich? Wenn es doch zu einer Infektion mit Pneumokokken gekommen ist, was kann dann getan werden?

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Pneumokokken sind Streptokokken der Gruppe pneumoniae. Insgesamt gibt es beinahe 100 verschiedene Typen des grampositiven Bakteriums, gegen die jedoch nicht alle geimpft werden kann. Im aktuell empfohlenen Impfstoff für Säuglinge sind 13 der wichtigsten für invasive Erkrankungen verantwortlichen Pneumokokken-Stämme enthalten. Pneumokokken sind Erreger vor allem von Lungenentzündungen (=Pneumonien), Hirnhautentzündungen, Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen.

Warum bekommen Kinder schon so früh eine Pneumokokken-Impfung?

In den ersten zwei Lebensjahren ist eine invasive, schwere und teils lebensbedrohliche Pneumokokken-Infektion am häufigsten, weshalb die Pneumokokken-Impfung in diesem Lebensalter am sinnvollsten ist. Pneumokokken-Erkrankungen haben in der Regel einen akuten Beginn mit Fieber, Schüttelfrost (bei Säuglingen selten), schleimigem, produktivem und oft schmerzhaftem Husten und ausgeprägtem Krankheitsgefühl.

Pneumokokken-Infektionen sind bei Kindern unter zwei Jahren am häufigsten
Die Symptome einer Pneumokokken-Infektion: Fieber, Schüttelfrost, schleimiger und schmerzhafter Husten sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl Foto: imago

Die Pneumokokken-Impfung mit einem 13-valenten (also gegen 13 Streptokokkus pneumoniae-Stämme) Impfstoff ist ab der achten Lebenswoche zugelassen und wird normalerweise zusammen mit der Sechsfachimpfung drei Mal im Abstand von je vier Wochen verabreicht. Auch die zeitgleiche Impfung mit Rotaviren (Schluckimpfung) ist problemlos möglich. Frühestens sechs Monate nach der dritten Impfung erfolgt eine Boosterimpfung, um den Impfschutz dauerhaft zu gewährleisten.

Wie sicher ist die Pneumokokken-Impfung?

Da es, wie oben bereits erwähnt, beinahe 100 verschiedene Pneumokokkentypen gibt, kann die Pneumokokken-Impfung nicht vollständig vor Infekten mit dem Erreger schützen. Seit Einführung der Pneumokokken-Impfung sind aber beispielsweise die Zahlen für Hirnhautentzündungen durch Pneumokokken in den ersten zwei Lebensjahren deutlich rückläufig, was für den Erfolg der Pneumokokken-Impfung spricht. Wenn sich ein Kind also trotz Impfung mit Pneumokokken infiziert, verläuft die Erkrankung meist deutlich milder und mit viel weniger Komplikationen. Auch muss nicht jede Pneumokokken-Infektion unbedingt behandelt werden, wie schon gesagt, gibt es „gefährlichere“ und „weniger gefährliche Subtypen“ und es kommt selbstverständlich auf den Zustand des Kindes, das Alter und den Befund an. Es kann gut sein, dass es auch einmal ohne Antibiotikum geht.