Die Pille: Nebenwirkungen und Risiken

Die Antibabypille gilt als eines der sichersten Verhütungsmittel. Doch welche Risiken und Nebenwirkungen birgt sie?

Frau mit der Antibabypille in der Hand
Diese Nebenwirkungen verbergen sich hinter der Antibabypille Foto: istock/brian
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Die Antibabypille ist ein sicheres Mittel zur Empfängnisverhütung, deren Risiken man allerdings kennen sollte.

Verhütung mit der Antibabypille

Die Pille fällt in die Kategorie der hormonellen Verhütungsmittel und besteht in der Regel aus einer Kombination der beiden Hormone Östrogen und Gestagen. Eine Ausnahme bildet die Minipille, die nur das Gestagen enthält und somit östrogenfrei ist. Die Antibabypille gilt als eines der sichersten Verhütungsmittel. Allerdings birgt die Pille aufgrund ihrer hormonellen Wirkung auch einige Risiken. Grundsätzlich gilt: Je höher die Hormonkonzentration, desto stärkere Nebenwirkungen können auftreten. Allerdings können diese von Frau zu Frau komplett unterschiedlich ausfallen. Manche Frauen haben gar keine Probleme mit dem Einnehmen der Pille, andere leiden unter starken Beschwerden, die sie im Alltag einschränken.

Bevor sich für die Verhütung mit der Antibabypille entschieden wird, sollte sich aus diesem Grund gut über alle möglichen Nebenwirkungen informiert werden. Zudem sollte der Frauenarzt über unterschiedliche Pillenarten aufklären und das passende Präparat auswählen. In manchen Fällen müssen Frauen auch verschiedene Arten der Pille ausprobieren, um das geeignete Präparat für sich selbst zu finden. Den meisten Frauen wird heutzutage, aufgrund der niedrigen Hormondosis, eine Mikropille verschrieben.

Häufige Nebenwirkungen der Pille

Die Pille greift in den Hormonhaushalt ein und sorgt somit für Veränderungen im weiblichen Körper. In den ersten Monaten muss sich der Körper erst einmal an die neuen, nicht natürlichen Hormonschwankungen gewöhnen. Dabei können folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Zwischenblutungen
  • Übelkeit
  • Brustspannen
  • Stimmungsschwankungen
  • Kopfschmerzen und Migräne

Klingen diese Symptome nicht nach zwei bzw. drei Monaten ab, sollte ein Arzt aufgesucht werden und eine andere Pille verschrieben werden.

Neben diesen anfänglichen Schwierigkeiten, kann das Einnehmen der Pille auch eine Gewichtszunahme, Minderung der Libido oder das Ausbleiben der Periode bedingen. Kommt es durch die Pille zu einer Gewichtszunahme, sind die Ursachen hierfür meist Wassereinlagerungen im Gewebe, die durch das Hormon Östrogen begünstigt werden. Eine verminderte sexuelle Lust oder auch das Ausbleiben der Monatsblutung sind ebenso auf die in der Pille enthaltenen Hormone zu schieben. All diese Nebenwirkungen können häufig auftreten, sind mit einem Wechsel zu einem anderen höher bzw. niedriger dosierten Präparat aber einzudämmen.

Seltene Nebenwirkungen der Pille

“Durch die Pille steigt das Brustkrebsrisiko ein wenig an”, sagt Prof. Dr. med. Bühling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Hamburg. Die Patientinnen würden das in dem Alter allerdings sehr selten entwickeln. “Weitaus mehr steht allerdings das Thrombose- und Schlaganfallrisiko zur Debatte. Das steigt tatsächlich durch die Pille an.” Man spricht von etwa 2 auf 10.000 Frauen pro Jahr, die normalerweise eine Thrombose entwickeln. Mit der Pille steige diese Zahl auf circa 5 bis 7 Frauen an. “Das ist natürlich eine große Fallzahl, aber darüber müssen Frauenärzte aufklären”, so der Experte. Anzeichen für eine Venenthrombose sind geschwollene Beine, die z.B. beim Aufstehen schmerzen, eventuell auch wärmer oder blau gefärbt sind.

Außerdem verändert sich das  Krebsrisiko bei der Verhütung mit der Antibabypille, vor allem im Hinblick auf Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs und spezielle Lebertumore. Jedoch wurde dieser Zusammenhang noch nicht ausreichend belegt und es konnten sich keine allgemeingültigen Hinweise zu Langzeitrisiken für Frauen, die in der Vergangenheit die Pille eingenommen haben, feststellen. Die Nebenwirkung ist somit als selten und das Risiko als gering einzustufen.

Risiken beim Durchnehmen der Pille

Das normale Einnahmeschema der Pille setzt sich aus einer 21-tägigen Einnahme der Pille und 7-tägigen Einnahmepause zusammen. “Inzwischen geht man dazu über, die Pille im Langzyklus zu geben”, erklärt Prof. Dr. med. Kai J. Bühling. Einige Präparate lassen also auch eine durchgängige Einnahme zu. “Das ergibt gerade dann Sinn, wenn die männlichen Hormone gesenkt werden sollen. Das ist für die Haut noch besser.” In diesem Fall verzichten Frauen auf die Pillenpause und beginnen gleich mit der nächsten Packung. Der Langzyklus birgt jedoch das Risiko, dass auch nach Absetzten der Pille keine natürliche Blutung mehr einsetzt – und das für mehrere Jahre. Die Fruchtbarkeit der Frau kann somit durch die durchgängige Einnahme eingeschränkt werden.

Der Experte erklärt weiterhin: “Mittlerweile gibt es allerdings auch Antibabypillen, die nach dem 24-4-Schema eingenommen werden, heißt mit einer etwas kürzeren Pause. Das hat zum Beispiel den Vorteil, dass das für die Haut besser ist. Und auch zyklisch auftretende Kopfschmerzen können sich bessern. Andererseits muss man auch sagen, dass mit fast jeder Pille eine Langzykluseinnahme verfolgt werden kann – auch wenn sie dafür nicht zugelassen ist.”

Wechselwirkung mit Medikamenten

“Wechselwirkungen sind durchaus möglich. Insgesamt kommen sie allerdings verhältnismäßig selten vor”, sagt Prof. Dr. med. Bühling. “Am wichtigsten sind hier die Antibiotika, worunter es zu einer Wirkungsabschwächung kommen kann. Dann sollte eine zusätzliche Verhütung über 7 Tage nach dem Absetzen erfolgen.” Es sollte also vor der Einnahme von anderen Präparaten geprüft werden, ob es dadurch zu Wechselwirkungen mit der Pille kommen kann. Einige Medikamente können die Wirkung der Pille aussetzen. In diesem Fall besteht kein Schutz vor einer Schwangerschaft. Der Beipackzettel Ihrer Medikamente sollte also sorgfältig durchgelesen werden und bei Unsicherheiten bei dem Arzt nachgefragt werden.

Rauchen und Pille

Raucherinnen zählen zu einer der größten Risikogruppen für die Verhütung mit der Pille, da das Rauchen allgemein das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöht. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe besteht für eine Frau, die raucht und die Pille einnimmt, ein 20- bis 87-mal höheres Risiko auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen als für Frauen, die weder rauchen noch mit der Pille verhüten. Mit dem Alter steigt auch das Risiko. Frauen über 35 Jahren, die mehr als zehn Zigaretten pro Tag rauchen, sollten daher komplett auf die Pille verzichten.

Die Pille und Alkohol

Alkohol hat keinen direkten Einfluss auf die Wirkung der Pille. Jedoch begünstigt ein erhöhter Konsum alkoholhaltiger Getränke Einnahmefehler. So vergessen Frauen unter Alkoholeinfluss häufiger das Einnehmen der Pille oder nehmen sie erst Stunden später. In beiden Fällen kann kein sicherer Schutz gewährleistet werden. Nebenwirkungen bestehen nach aktuellem Stand der Wissenschaft allerdings keine. Kommen Alkohol und die Pille zusammen, sollte man sich immer vergewissern, dass die Pille rechtzeitig eingenommen wurde.

Wann sollte man die Pille nicht nehmen?

Wegen der genannten Risiken sollen Frauen mit zum Beispiel Übergewicht oder Thrombose-Fällen in der Familie eher auf den Einsatz der Pille verzichten. “Auch bei Migräne sollte man keine Pille nehmen, weil sich das Schlaganfallrisiko etwa um das Fünffache weiter erhöht”, erklärt Prof. Dr. med. Bühling.

Quellen

Unser Experte: Prof. Dr. med. Kai J. Bühling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Hamburg.