Ist der Kaiserschnitt eine Alternative?

Die natürliche Geburt: Gut fürs Kind oder ein Risiko?

Natürliche Geburt
Eine natürliche Geburt hat viele Vorteile für Mutter und Kind – birgt aber auch Risiken Foto: kieferpix/iStock
Auf Pinterest merken

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch eine natürliche Geburt für Mutter und Kind? Und stellt ein Kaiserschnitt ein größeres Risiko dar? VITAfamily hat alle Antworten.

In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Kaiserschnitte hierzulande verdoppelt: Jedes dritte Kind wird inzwischen durch den Eingriff geboren. Was früher nur im Notfall gemacht wurde, ist heute also schon eher Normalität. Ein Kaiserschnitt wird immer häufiger ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt, die natürliche Geburt scheint zunehmend an Bedeutung zu verlieren. Doch warum ist das so?

Warum ein Kaiserschnitt und keine natürliche Geburt?

Der wohl häufigste Grund, aus dem eine Schwangere von vorneherein einen Kaiserschnitt möchte, ist die Angst vor den Schmerzen bei der Geburt. Viele Frauen fürchten aber auch um die Gesundheit ihres Kindes oder einen Verlust der Selbstbestimmung, quasi das Gefühl des Ausgeliefertseins an Ärzte und Schwestern. Diese Ängste entstehen häufig durch Unsicherheit – um sie zu zerstreuen, ist es am besten, die Geburtshelfer ins Vertrauen zu ziehen. Auch ein umfänglicher Geburtsvorbereitungskurs kann Ängste nehmen.

Welche Vorteile bietet eine natürliche Geburt?

Natürliche Geburt
Viele Frauen fürchten die Schmerzen langanhaltender Wehen – manche von ihnen wünschen sich deshalb schon im Voraus einen Kaiserschnitt Foto: Contributor/iStock

In der Regel bedeutet eine natürliche Geburt schlicht den richtigen Zeitpunkt für das Kind, um auf die Welt zu kommen – nämlich dann, wenn es voll entwickelt und lebensfähig ist. Der Säugling hat aber noch mehr Vorteile durch eine natürliche Geburt:

  • Es wird Druck auf den Brustkorb des Kindes ausgeübt. Dadurch wird das Fruchtwasser aus den Lungen gepresst und das Baby auf die Atmung vorbereitet. Das senkt das Risiko für Atemwegserkrankungen wie Asthma
  • Das Herz-Kreislauf-System und die Durchblutung werden stimuliert, wenn das Kind den Geburtskanal passiert
  • Schützende Bakterien der Mutter werden im Geburtskanal an das Kind abgegeben, was sich nachhaltig positiv auf dessen Immunabwehr auswirkt
  • Bei der natürlichen Geburt finden Hormonschübe statt, die das Baby wacher machen und die Verbindung zur Mutter intensivieren
  • Untersuchungen zeigen, dass sich in der Plazenta und der Nabelschnur die zu den Glückshormonen zählenden Endorphine bilden, die dem Kind die Geburt erleichtern. Dieser Effekt entsteht demnach allerdings nur, wenn bei der Geburt keine Medikamente eingesetzt werden
  • Der erste wichtige Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Kind erfolgt nach einer natürlichen Geburt in der Regel umgehend, was physiologische Vorteile für das Baby hat. Nach einem Kaiserschnitt müssen viele Säuglinge dagegen zunächst behandelt werden – zum Beispiel wegen Atemproblemen, da das Fruchtwasser bei der Geburt nicht aus den Lungen gepresst wurde. Dadurch verzögert sich der erste richtige Körperkontakt zwischen Mutter und Kind

Auch die Mutter kann von einer natürlichen Geburt profitieren: Zum einen erholt sie sich in der Regel schneller als bei einem Kaiserschnitt und kann sich entsprechend früher ohne Hilfe um ihr Kind kümmern. Außerdem können beim Kaiserschnitt nach wie vor Organe verletzt werden sowie hoher Blutverlust auftreten, auch wenn es sich heutzutage bereits um einen Standardeingriff handelt und das entsprechende Risiko eher gering ist. Zusätzlich bleibt der Mutter durch eine natürliche Geburt die typische Kaiserschnittnarbe erspart. 

Natürliche Geburt
Durch eine natürliche Geburt bleibt einer Frau die typische Kaiserschnittnarbe erspart Foto: Artem_Furman/iStock

Welche Nachteile hat eine natürliche Geburt?

Generell ist eine natürliche Geburt der naturgegebene Weg für ein Kind, um auf die Welt zu kommen. Dennoch ist auch diese Methode nicht frei von Risiken: Bei der Mutter kann es beispielsweise zu einem Dammriss kommen, bei dem das Gewebe zwischen Vagina und After einreißt. Ob dieser vernäht werden muss, hängt von der Risstiefe ab. Löst sich die Plazenta vorzeitig ab, kann sogar Lebensgefahr für die Mutter bestehen – in diesen Fällen wird in der Regel sofort ein Kaiserschnitt durchgeführt. Bei etwa 20 Prozent der Frauen tritt nach der natürlichen Geburt außerdem eine Inkontinenz auf – bei der Hälfte der Betroffenen bleibt diese lebenslang bestehen.

Das Kind hat durch den natürlichen Geburtsvorgang ein erhöhtes Risiko für Sauerstoffmangel. Auch die Herztöne müssen genau überwacht werden, damit bei Komplikationen sofort eingegriffen und gegebenenfalls doch ein Kaiserschnitt vorgenommen werden kann. Wirklich nötig ist das laut Experten aber nur in etwa 14 Prozent aller Fälle.

Letztendlich verläuft keine Schwangerschaft und keine Geburt gleich – daher kann man auch keine grundsätzliche Empfehlung dazu geben, ob auf einer natürlichen Geburt bestanden werden kann oder nicht. Jede Frau sollte genaue Rücksprache mit ihrem Arzt und der Hebamme über das Für und Wider der jeweiligen Methode sprechen.