Die Lunge: 10 Dinge, die Sie wissen sollten

Während wir über unsere Herztöne, unseren Blutdruck, ja selbst über unseren Blutzucker recht gut Bescheid wissen und diese immer wieder überprüfen, lassen wir ein Organ fast völlig außer Acht. Vielleicht weil wir es für so selbstverständlich halten, dass wir gar nicht daran denken, es könnte uns Schwierigkeiten bereiten.
Denn mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt Ihre Lungenfunktion untersuchen lassen? Dabei leistet die Lunge erstaunliches, ist ein Organ der Superlative: So strömen beispielsweise 20 000 Liter Luft täglich durch unsere Atemwege – damit ließe sich problemlos ein ganzer Heißluftballon füllen.
Ein Glas Sauerstoff pro Minute
Genau diese Luft enthält unser wichtigstes Lebenselixier, und zwar genau 21 Prozent davon – den Sauerstoff. Jede einzelne Zelle unseres Körpers ist auf ihn angewiesen, jeder Muskel, jedes Organ. 300 Milliliter reinen Sauerstoff filtern die Lungenflügel deshalb jede Minute aus der Atemluft. Wichtigster Protagonist: das Zwerchfell. Es ist unser größter Atemmuskel und trennt den Brustraum von der Bauchhöhle. Bein Einatmen wird es herabgezogen, die Brusthöhle weitet sich, Luft strömt in die Atemwege. Beim Ausatmen ist es genau umgekehrt: Das Zwerchfell wölbt sich nach oben, verringert das Lungenvolumen und die verbrauchte Luft wird ausgeatmet.
Obwohl das zwischen 12- bis 18-mal pro Minute passiert, wissen wir meist nur wenig darüber, was unserer Lunge guttut und was sie insgeheim krank machen kann. Dabei sagte schon der Schriftsteller Theodor Fontane: "Es ist und bleibt ein Glück, vielleicht das Höchste, frei atmen zu können."
Lachen ist Balsam für die Lunge
Herzhaftes Lachen ist nicht nur für die Seele eine Wohltat, sondern auch für unsere Lunge. Um die typischen Lachgeräusche zu erzeugen, atmen wir sehr tief und lang ein, um die Luft dann wieder stoßweise herauszupressen. Dabei weiten sich die Lungenflügel und nehmen drei- bis viermal mehr Sauerstoff auf als normalerweise, die gesamte Muskulatur des Brustkorbs wird gedehnt und auch die Bronchien weiten sich, wodurch Luft anschließend besser in die Lunge gelangt.
Wie die Lunge beim Abnehmen hilft
Haben Sie sich schon mal gefragt, wohin das Fett geht, wenn wir abnehmen? Wird es tatsächlich "verbrannt" oder "geschmolzen"? Nein, es löst sich buchstäblich in Luft auf. Die Erklärung: Wenn Fett abgebaut wird, wandelt der Körper es hauptsächlich in das Gas Kohlendioxid um, das anschließend mit der Atmung ausgestoßen wird. So verlieren wir ca. 84 Prozent der Fettpolster über die Lunge. Der Rest wird in Form von Wasser mit den Körperflüssigkeiten ausgeschieden.
Der beste Lungen-Schutz: Zähne putzen
Schlechte Zähne schaden auch der Lunge, zeigt eine Studie der UB's School of Dental Medicine. Denn Bakterien aus dem Mundraum gelangen beim Luftholen auch in die Atemwege. Dort können so Entzündungen oder Infekte entstehen. Deshalb gilt: Zweimal täglich für 3-5 Minuten die Zähne putzen, einmal täglich Zahnseide benutzen und die Zahnbürste alle 2-3 Monate austauschen. "Wer regelmäßig zum Zahnarzt geht, kann damit die Entstehung gefährlicher Krankheiten verhindern", sagt Donald Clem, Präsident der Amerikanischen Akademie für Parodontitis.
Warum die Lunge gern im Wald spazieren geht
Unter dem gewaltigen Blätterdach des Waldes herrscht ein ganz spezielles Klima. Aus den Blättern verdunstet Wasser, die Luftfeuchtigkeit ist besonders hoch. Ein einziger Hektar Wald filtert fast 60 000 Kilogramm Staub und Schadstoffe jährlich aus der Luft – sie dadurch bis zu 90 Prozent reiner als in der Stadt. Und auf den sonnengesprenkelten Pfaden atmen wir den frischen Sauerstoff, den die Bäume produzieren. Die Wirkung dieser einzigartigen Kombination: Bei einem Waldspaziergang nimmt die Lungenkapazität zu, der Blutdruck sinkt, die Elastizität der Arterien verbessert sich. Ein Effekt, der bei einem Spaziergang in der Stadt niemals eintreten kann.

Mit der 4-7-8-Regel besser Einschlafen
Experten wissen: Mit bewusstem Atmen können wir unser vegetatives Nervensystem gezielt beeinflussen und so zur Ruhe kommen. Die sogenannte 4-7-8-Atemtechnik senkt den Puls, wirkt dadurch beruhigend und erleichtert das Einschlafen. Und so funktioniert es: Zuerst wird die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne gelegt. Dann durch die Nase einatmen, dabei bis vier zählen. Den Atem anhalten und bis sieben zählen. Durch den Mund ausatmen und bis acht zählen. Diesen Atemzyklus vier Mal wiederholen. Diese Technik kann sogar Nervosität, Stress oder Angstzustände lindern.
Warum die Lunge nie wehtut
Die meisten werden sich erinnern, wann sie das letzte Mal Kopfschmerzen hatten. Oder Bauchschmerzen. Aber Lungenschmerzen? Kein Wunder, denn die Lunge hat keine Schmerzrezeptoren an der inneren Oberfläche. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, dass Menschen rauchen können. "Denn mit jedem Atemzug treffen vier Milliarden Teilchen mit einer Temperatur von 210 Grad auf das Bronchial- und Lungensystem", erklärte Dr. Wolfgang Fleischer, Spezialist für Atemwegserkrankungen, in einem Vortrag. Würden wir das tatsächlich in der Lunge spüren, müssten wir vor Schmerz schreien.
Wo die Lunge Urlaub macht
Nirgends können unsere Lungen so gut wieder zu Atem kommen wie bei ein paar Tagen am Meer oder in den Bergen. An der Nordsee- und Atlantikküste ist die Luft besonders salzhaltig, was die Schleimhäute der unteren Atemwege befeuchtet und selbst hartnäckigen Husten löst. Auch die Pollenbelastung ist am Meer sehr gering. Auch ab 1500 Meter über dem Meeresspiegel finden sich besonders wenige Schadstoffe in der Luft. Außerdem gibt es hier aufgrund der trockenen und durchschnittlich recht kühlen Luft keine Hausstaubmilben. Das ist besonders für Asthmatiker gut.
Seufzen: Der Reset-Knopf des Atmens
Beim einem tiefen Seufzer füllt sich die Lunge mit fast der doppelten Menge Luft wie bei einem normalen Atemzug. Wozu der Reflex dient? Er ist quasi ein Weckruf des Atemzentrums an die Lunge. Denn wir seufzen in der Regel dann, wenn unser Atem zu langsam geworden ist. Ein Seufzen erfüllt also zwei Funktionen: Zum einen werden selbst die tiefsten Lungenbläschen mit Luft gefüllt und geweitet, das Blut mit einer großen Menge Sauerstoff angereichert. Und zum anderen wird der Atem wird auf einen neuen, effektiveren Rhythmus eingestellt
Richtig Atmen
"Fast 70 Prozent aller Gesundheitsprobleme werden durch falsches Atmen verursacht. Davon bin ich überzeugt", sagt Dr. Andrew Weil, Medizin-Professor an der Universität von Arizona. "Vor allem flaches Atmen ist ein häufiger Grund für Krankheiten." Experten empfehlen daher die Bauchatmung anstatt der Brustatmung. Sie senkt den Blutdruck und fördert nebenbei die Verdauung, indem sie den Darm massiert. Wir nutzen die Bauchatmung meist unbewusst, wenn wir entspannt sind, z. B. im Sitzen oder beim Schlafen. Umgekehrt kann die bewusste Bauchatmung den Körper in stressigen Situation wieder in einen entspannten Zustand versetzen.
Warum nachmittags die beste Zeit für Sport ist
Einer Studie des Long Island Jewish Medical Centers zeigt: Nachmittags bringen die Lungen 20 Prozent mehr Leistung als zu anderen Tageszeiten. Wer sein Sport- oder Bewegungsprogramm zu dieser Zeit absolviert, profitiert also entsprechend von einer optimalen Sauerstoffversorgung und stärkt gleichzeitig seine Atemmuskulatur. Eine Alternative zum Sport: Auch Yoga oder das Spielen von Holz- und Blechblasinstrumenten weitet die Lunge. Bei regelmäßigem Training lässt sich das Lungenvolumen von einem halben Liter Luft auf ganze vier Liter steigern. Und: Während Untrainierte nur drei Prozent Sauerstoff aus der Luft aufnehmen, sind es bei Sportlern bis zu acht Prozent.
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