Die Latenzphase nach Freud: Was passiert vor der Pubertät?

Laut Sigmund Freud befinden sich Kinder zwischen dem siebten und elften Lebensjahr in der sogenannten Latenzphase. Der Theorie zufolge konzentrieren sich Kinder in der Latenzphase weniger auf die Befriedigung ihrer Lust, sondern mehr auf das Lernen und Weiterentwickeln. Anschließend gelangen sie in die Pubertät.

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Die Latenzphase bildet laut dem österreichischen Arzt und Psychiater Sigmund Freud (1856 bis 1939) den Übergang zur Pubertät. Freud entwickelte eine Theorie zur psychosexuellen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen entwickelt, die er in mehrere Phasen eingeteilt hat.

Wann ist die Latenzphase?

Nach Freuds Theorie durchläuft jedes Kind mehrere Phasen der psychosexuellen Entwicklung. Alles beginnt mit der oralen Phase nach der Geburt bis zum zweiten Lebensjahr. Hier bereitet das Nuckeln oder Saugen Lust. Danach folgt die anale Phase bis zum dritten Lebensjahr. Im Mittelpunkt der Lust steht die Kontrolle von Ausscheidungen. Weiter geht es mit der phallischen Phase bis zum fünften Lebensjahr. Erstmals beginnen Kinder, die Unterschiede der Geschlechter zu verstehen. Zwischen dem fünften und elften Lebensjahr schließt sich die sogenannte Latenzphase an.

Was ist die Latenzphase nach Freud?

Der Begriff „Latenz“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „verborgen sein“. Freud spielt auf die verborgene, noch nicht vollständig entwickelte Sexualität von Kindern an. Scheinbar tut sich in der Latenzphase – verglichen mit früheren Phasen – wenig. Nach Freuds Theorie gelingt es Kindern jedoch immer besser, ihren Trieb zu kontrollieren.

Sie besuchen die Schule, sie lernen und festigen soziale Bindungen, Normen und Werte werden gestärkt. Gleichzeitig können sie die Befriedigung ihrer Lust steuern. Sexuelle Energie ist vorhanden, konzentriert sich aber nicht auf einen bestimmten Bereich des Körpers.

Wie ändern sich Kinder während der Latenzphase?

In der Latenzphase beginnen Kinder, ein natürliches Schamgefühl zu entwickeln. Sie mögen die Nähe zu ihren Eltern nicht mehr wie früher und beginnen, sich stärker zu distanzieren. Zärtlichkeiten weisen sie eher zurück als in jüngeren Jahren. Eltern fällt während der Latenzphase meistens eine weitere Besonderheit auf: Ihre Kinder orientieren sich bei Freundschaften zunehmend an Gleichaltrigen des gleichen Geschlechts. Mädchen beginnen, Jungs „doof“ zu finden – und Jungen finden Mädchen „blöd“. Das ist normal und gehört zur Entwicklung.

Wie endet die Latenzphase nach Freud?

Das sexuelle Interesse am anderen Geschlecht kommt erst später, nämlich in der Pubertät. Sie beginnt bei Mädchen meist im Alter zwischen acht und 13 Jahren und bei Jungen zwischen zehn und 14 Jahren. Damit endet die Latenzphase nach Freud.

Quellen:

Berg, Laura (2011): Entwicklungspsychologie, München: Pearson.

Trautner, Hans (1997): Lehrbuch der Entwicklungspsychologie in zwei Bänden, Göttingen: Hogrefe Verlag.

Speer, Christian P.; Gahr, Manfred; Dötsch, Jörg (2018): Pädiatrie, Berlin: Springer-Verlag.

Förg, Theresa (2019): BASICS Pädiatrie, München: Elsevier/Urban&Fischer.