Die Eileiterschwangerschaft bedrohte mein Leben

Plötzlich bricht die junge Frau auf der Straße zusammen. Der ganze Unterleib tut weh. Hinzu kommen Übelkeit und leichte Blutungen. Die Diagnose ist ein Schock: Eileiterschwangerschaft!
Alle Symptome deuteten auf eine Eileiterschwangerschaft
„Haben Sie Schmerzen?“, fragte die Ärztin Eva Janneck*, als sie wieder voll da war. Die junge Frau nickte. „Der ganze Unterleib tut mir weh. Heute Morgen war mir sehr übel, und gestern Abend hatte ich leichte Blutungen.” „Hatten Sie schon mal Unterleibsbeschwerden?”, wollte die Frauenärztin. „Eine Eierstockentzündung vor Jahren, die Schmerzen waren ähnlich.” „Und auch schon mal eine Fehlgeburt?” Eva Janneck schüttelte den Kopf: „Aber jetzt bin ich in der fünften Woche schwanger, Frau Doktor”, sagte die 30-Jährige. Der Puls der Patientin war schnell, sie sah insgesamt sehr blass und schweißig aus.
Die Tatsache, dass sie schwanger war, verbunden mit den kolikartigen Beschwerden und der Blutung, sagte der Ärztin schnell, dass es sich eventuell um eine Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) handeln könnte. Deshalb schickte die Ärztin die junge Frau sofort wieder mit dem Notarztwagen in die Klinik. Die 30-Jährige wurde dort erneut untersucht – auch mit Ultraschall. Die Verdachtsdiagnose bestätigte sich: Es war eine Eileiterschwangerschaft, und das bedeutete sofortige Operation.
Die Diagnose Eileiterschwangerschaft bedeutet sofortige Operation
„War der Eingriff unbedingt nötig?”, fragte Eva am nächsten Tag bei der Visite traurig. Die Gynäkologin erklärte ihr die Zusammenhänge: „Jede Schwangerschaft beginnt zunächst außerhalb der Gebärmutter. Das Ei wird vom Eierstock ausgestoßen, vom Eileiter aufgenommen und dann auf dem Weg zur Gebärmutter befruchtet. Sobald es dort eintrifft, nistet sich das befruchtete Ei ein. Nun beginnt eine normale Schwangerschaft. Aber ein befruchtetes Ei kann sich auf jedem gut durchbluteten Gewebe festsetzen, also auch außerhalb der Gebärmutter. Es bleibt zum Beispiel dann im Eileiter hängen, wenn ihm die Weiterwanderung versperrt ist, weil Veränderungen der Eileiterinnenwand zum Transporthindernis werden. Das kann nach entzündlichen Prozessen sein, die Verwachsungen hinterlassen und zu Unebenheiten im Eileiter führen. Das Kind beginnt dann außerhalb der Gebärmutter zu wachsen, denn das befruchtete Ei findet hier zunächst ähnliche Lebensbedingungen wie in der Gebärmutter.
Neben normalen Schwangerschaften kommt es manchmal zu einer Eileiterschwangerschaft. Relativ selten dagegen sind so genannte Bauchhöhlenschwangerschaften. Am Anfang gleichen die Beschwerden einer normalen Gravidität: Die Periode fällt aus oder ist schwächer als sonst. Der Schwangerschaftstest ist positiv. Nach rund sechs Wochen treten meist einseitige Unterbauchschmerzen auf, häufig auch leichte Blutungen. Wird die Eileiterschwangerschaft nicht beendet, kann sich das Ei weiterentwickeln und schließlich den Eileiter sprengen. Dabei wandert der Schmerz vom Unterbauch in den Oberbauch und in die Schultern. Der Schulterschmerz ist das markanteste Zeichen eines geplatzten Eileiters. Blässe und Ohnmacht sind Symptome für einen lebensbedrohlichen Schock.
Die Schleimhaut des Eileiters ist aber im Vergleich zu der der Gebärmutter weit weniger starr. So gräbt sich die schnell wachsende Frucht nicht nur in die Schleimhaut ein, sondern dringt sehr bald auch bis zur dünnwandigen Eileitermuskulatur vor, zerstört diese und überdehnt das röhrenförmige Organ so stark, dass es schon im zweiten, spätestens jedoch im dritten Monat zu einer dramatischen Unterbrechung der Schwangerschaft kommt. Bei der harmloseren Art zerreißt die Fruchtkapsel an der Stelle ihres geringsten Widerstandes. Der Inhalt des Fruchtsackes ergießt sich in den Eileiter und fließt von hier in die Gebärmutter beziehungsweise in die Bauchhöhle. Dieser Vorgang ähnelt einer Fehlgeburt. Gefährlicher ist die Eileiterruptur. Hier zerreißt nämlich zusammen mit dem Fruchtsack die gefäßreiche Eileiterwand. Das passiert explosionsartig und hat eine lebensgefährliche innere Blutung zur Folge.”
Die Eileiterschwangerschaft hätte Eva beinahe das Leben gekostet
„Wie das bei mir der Fall war”, stellte die junge Frau erschüttert fest. „Diese Schwangerschaft hätte mich also beinahe das Leben gekostet. Aber kann ich denn noch ein Baby bekommen?” „Ja. Sie haben großes Glück gehabt, dass so schnell gehandelt wurde. Denn bei Ihnen war es tatsächlich die gefährlichere Art der Unterbrechung. Und was Ihre zweite Frage angeht: Wenn der verbliebene Eileiter gesund ist, können Sie durchaus Mutter werden.”
*Name von der Redaktion geändert